
20 Jahre Politforum Thun: Weiterbildung mit Humor
Vor 20 Jahren ist das Politforum Thun erstmals durchgeführt worden. Seither ist der Anlass zu einer festen Grösse im Berner Gemeindekalender geworden. Jedes Jahr nehmen rund 400 Behördenmitglieder teil, bilden sich weiter, vernetzen sich – und lachen gemeinsam. Raphael Lanz, Präsident des Politforums sowie Stadtpräsident von Thun, zum Erfolgsrezept des Anlasses.
Raphael Lanz, vor 20 Jahren fand das Politforum Thun erstmals statt. Wie kam es damals dazu?
Gegründet wurde das Forum von der Stadt Thun, dem Verband Berner Gemeinden, dem Kanton Bern sowie dem Bildungszentrum BWD. Noch heute tragen diese Organisationen das Forum. Das Politforum hatte bei der Gründung das Ziel, einen Netzwerkanlass für Berner Politisierende auf Kommunalebene zu schaffen, kombiniert mit Fachvorträgen und Humor.
Seither ist das Forum zu einer fixen Grösse bei den Berner Gemeinden geworden. Was macht seinen Erfolg aus?
Zentral ist dabei sicher die Mischung aus Weiterbildung mit Fachvorträgen und satirischen Intermezzi. Früher gab es mehr «Frontalunterricht»; die Fachvorträge waren länger und weniger interaktiv. Die ganze Veranstaltung ist heute sehr lebendig und kurzweilig, man könnte von «Infotainment» sprechen. Gerade nach der Pandemie, als wir die Veranstaltung online durchführen mussten, haben wir noch einmal einiges angepasst.
Warum?
Online müssen die Vorträge kürzer sein, damit sie funktionieren, und es gibt andere technische Möglichkeiten. Diese Erkenntnisse haben wir in die Liveversion mitgenommen. So dauern die Vorträge jetzt zehn bis maximal fünfzehn Minuten – da müssen die Referierenden direkt auf den Punkt kommen. Zudem können die Besucherinnen und Besucher mit einem technischen Tool während des Programms Feedback geben, was wir in der Moderation wiederum direkt aufnehmen können.
Stichwort Moderation: Sie haben mit Moderatorin Sonja Hasler und Satiriker Bänz Friedli zwei Grössen fürs Forum gewinnen können.
Die beiden kommen sehr gut an und sind seit vielen Jahren mit Herzblut dabei. Sie bringen sich auch bei der Dramaturgie ein, was sehr wertvoll ist, denn sie sind wahre Bühnenprofis. Neben ihnen ist auch die Psychologin Esther Pauchard seit einigen Jahren konstant im Programm und liefert einen wertvollen Aussenblick auf die Arbeit der Gemeinden. Diese Konstanz macht den Erfolg des Forums aus: Die Besucherinnen und Besucher wissen, dass sie mit Sonja Hasler eine unterhaltsame, professionelle Moderatorin erwartet, dass sie bei Bänz Friedli lachen können und Esther Pauchard sie zum Nachdenken bringen wird.
Wie haben sich die Inhalte seit der Gründung des Forums verändert?
Einige Themen kommen natürlich immer wieder, wie die Gemeindeautonomie, das Milizsystem oder auch die Finanzen – das liegt in der Natur der Sache. Wir sehen aber auch immer wieder neue Herausforderungen, aktuell zum Beispiel die künstliche Intelligenz. Wir versuchen, die Themen jeweils in einem breiten Oberthema zusammenzufassen, damit für alle etwas dabei ist.
Wie werden die Themen ausgewählt?
Der Vorstand trifft sich einmal pro Jahr mit dem Beirat, der uns wertvolle Inputs gibt. Dazu kommen Rückmeldungen der Teilnehmenden, die wir nach jedem Forum systematisch erfragen. Wenn ein Thema von verschiedenen Personen und aus verschiedenen Blickwinkeln genannt wird, wissen wir, dass das interessant sein könnte.
Dieses Jahr wird auch SGV-Präsident und Ständerat Mathias Zopfi mit dabei sein. Weshalb wurde er eingeladen?
Unser Zielpublikum sind die Gemeindebehörden, da schien uns der «oberste Gemeindevertreter» der Schweiz eine gute Wahl. Zudem möchten wir unserem Publikum zur 20. Ausgabe etwas Besonderes bieten.
Für die Jubiläumsausgabe hat das Politforum das Thema Individualismus gewählt. Weshalb?
Viele Gemeinden sehen sich derzeit mit dem Phänomen «Not in my backyard» konfrontiert. Ein Beispiel: Viele Personen begrüssen alternative Energiequellen. Ein Windrad soll aber bitte nicht in der Nähe ihres Hauses aufgestellt werden – dann wehren sie sich vehement. Allgemein beobachten wir, dass sich viele Menschen eher zurückziehen und der Gemeinsinn verloren geht.
Wie kann das Politforum hier Gegensteuer geben?
Wir wollen einerseits thematisieren, was diese Entwicklung für die Gemeinden und das Milizsystem allgemein bedeuten könnte. Andererseits wollen wir aber auch jene bestärken, die sich engagieren. Die Gemeindebehörden kümmern sich im Alltag um zahlreiche Probleme und erhalten wenig Anerkennung. Wir wollen den Fokus darauf richten, was gut läuft – und den Teilnehmenden etwas Leichtigkeit schenken; eine Auszeit, die ihnen Freude macht. Denn ja: Ein Gemeinderatsamt darf auch Spass machen! Manche Gemeinderäte kommen sogar in corpore und nutzen das Forum als Weiterbildungs- und Teambildungsanlass. Das freut uns riesig!