
Aesch fördert seine Führungskräfte
Die Gemeinde Aesch (BL) hat ihren Kaderleuten im vergangenen Jahr eine Führungsausbildung ermöglicht. Vom Teamleiter Werkhof bis zur Gemeindepräsidentin haben alle mitgemacht – und profitiert. Verwaltungsleiter Roman Cueni ist überzeugt, dass die Ausbildung die Verwaltung und damit die Gemeinde als Ganzes stärken wird. Die Gemeinde will deshalb dranbleiben und auch künftige neue Führungskräfte einbinden.
Im Schloss von Aesch (BL) herrscht gute Stimmung an diesem sonnigen Wintervormittag. Das stattliche Gebäude mit seinen hohen weissen Wänden beherbergt die Gemeindeverwaltung von Aesch, einer rasant wachsenden 11 000-Seelen-Gemeinde in der Agglomeration Basel. Gerade ist Mario Müller-Rottmann aus St. Gallen im Schloss zu Besuch und wird herzlich begrüsst: von Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher, Verwaltungsleiter Roman Cueni, und wenig später auch von Alessia Kirchhofer, der Teamleiterin Human Resources. Mario Müller-Rottmann hat mit den dreien und 22 weiteren Führungskräften der Gemeinde vor Kurzem eine Führungsausbildung durchgeführt. «Es war wirklich super, schön, dich noch einmal zu sehen», sagt Alessia Kirchhofer zu Mario Müller-Rottmann.
Mario Müller-Rottmann ist heute hier, um gemeinsam mit Roman Cueni von der Führungsausbildung zu erzählen. Der Verwaltungsleiter von Aesch holt erst einmal aus: Als er vor rund fünf Jahren bei der Gemeinde zu arbeiten begann, erhielt er bald eine grosse Aufgabe. Der Gemeinderat hatte sich gerade gesamterneuert, und unter der neuen Gemeindepräsidentin Eveline Sprecher sollte eine neue Strategie und Vision für die Gemeinde erarbeitet werden.

Organisation und Prozesse überprüft
«Wir überprüften und überarbeiteten in diesem Zuge auch die gesamte Organisation der Gemeindeverwaltung. Wir definierten Prozesse und organisierten die Ressorts ausgehend von diesen Prozessen neu», erklärt Roman Cueni, der vorher in der Privatwirtschaft gearbeitet hatte. Reorganisation, Transformation – für die Mitarbeitenden ist das nicht immer einfach. «Uns war es sehr wichtig, transparent zu informieren und das Personal miteinzubeziehen», sagt der Verwaltungsleiter. So gab es unter anderem eine grosse Umfrage zur Personalzufriedenheit.
Im Zuge der neuen Strategie definierte die Gemeinde auch neue Führungsgrundsätze. «Wir entwickelten diese gemeinsam in Workshops», erklärt Roman Cueni. «Wir wollten nicht einfach von oben Grundsätze vorgeben, sondern alle Führungskräfte der Gemeinde sollten sich damit identifizieren können.» Zielorientierung und Verantwortung, Vorbild und Vertrauen, Teamarbeit und Erfolg, Fehlerkultur und Lernen: So lauten die gemeinsam definierten Führungsgrundsätze.

25 Personen machten mit
Anschliessend startete die Führungsausbildung für sämtliche Angestellten der Gemeinde, die ein Team führten, insgesamt 25 Personen – von der Gemeindepräsidentin und dem Verwaltungsleiter bis hin zum Gruppenleiter Werkhof. Freiwillig war die Ausbildung nicht, was zu Beginn auch für Unmut sorgte, wie Roman Cueni sagt. «Der Gruppenleiter vom Werkhof gab zu bedenken, dass er gar keinen Arbeitsplatz mit Laptop habe, an dem er für die Ausbildung lernen könne.» Die Gemeinde richtete ihm dann einen entsprechenden Arbeitsplatz ein – und am Schluss war der besagte Gruppenleiter sogar der, der die Unterrichtsmaterialien am schnellsten durchgearbeitet hatte.
Mario Müller-Rottmann, der mit seiner Firma Percoms AG solche und ähnliche Weiterbildungen anbietet, führte die Gemeinde durch den Kurs. Dieser ist hybrid aufgebaut, wie Müller-Rottmann erklärt: Einen Teil erledigten die Teilnehmenden online im Selbststudium; der andere Teil bestand aus gemeinsamen Workshops und Praxistrainings. «Dort übten die Teilnehmenden zum Beispiel mit Rollenspielen, schwierige Gespräche zu führen», führt er weiter aus. Ein weiterer Bestandteil des Kurses waren mehrere Coachingsitzungen mit einem externen Coach. «Das Coaching wurde sehr intensiv genutzt und war beliebt, weil die Teilnehmenden konkrete Situationen aus ihrem Berufsalltag mit einem externen Profi spiegeln konnten», sagt Roman Cueni.
«Mit einer guten Führungskultur stärken wir die ganze Verwaltung.»
Gegen den Fachkräftemangel
Der Verwaltungsleiter und Mario Müller-Rottmann arbeiten auch weiterhin zusammen: Neue Führungskräfte, die ihre Arbeit in Aesch beginnen, können den Onlinekurs im Selbststudium ebenfalls absolvieren. Und jedes Jahr ist ein halbtägiger «Refresher-Kurs» geplant, an dem alle Führungskräfte zusammenkommen und ein Thema vertiefen.
Roman Cueni ist überzeugt, dass sich die Investition in ihre Führungskräfte für die Gemeinde lohnt. «Mit einer guten Führungskultur stärken wir die ganze Verwaltung, sorgen für eine angenehme Arbeitsatmosphäre und wirken dem Fachkräftemangel entgegen.» Er glaubt, dass viele Gemeinden noch Potenzial bei der Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden haben. «Die öffentliche Verwaltung darf hier durchaus Instrumente aus der Privatwirtschaft anwenden. Diese können auch zum Erfolg einer Gemeinde beitragen.»
