Das «Startklar Alter»-Modell (vereinfachte Darstellung) ermöglicht den unterschiedlichen Akteuren der Altersarbeit, ihre Handlungen strukturiert zu planen, aufeinander abzustimmen und weiterzuentwickeln

Alter verstehen – Wandel gestalten

09.10.2023
10 l 2023

In dreissig Jahren ist jede vierte Person in der Schweiz älter als 65 Jahre. Das erfordert einen umfassenden Blick auf die Gestaltungsmöglichkeiten im Umgang mit dem demografischen Wandel. Das «Startklar Alter»-Modell bietet dafür eine gute Grundlage.

Wir werden älter. Das betrifft aktuell die Generation der Babyboomer, die pensioniert sind oder demnächst ins Rentenalter kommen. Das Bundesamt für Statistik prognostiziert, dass bis 2050 rund ein Viertel der Bevölkerung älter als 65-jährig sein wird. Dies zwingt die Gesellschaft dazu, die älteren Menschen und ihre Möglichkeiten und Ressourcen verstärkt in die Planung einzubinden. Wir sollten vom Gedanken wegkommen, dass Älterwerden allein ein körperliches Phänomen ist. Bei guter sozialer Einbindung kann jemand auch mit fragilem Körper lange ein selbständiges Leben führen. Der demografische Wandel beinhaltet also nicht nur Risiken, sondern auch Chancen, die wir nutzen können.

Um die Gemeinden und andere Akteure dabei zu unterstützen, den Umgang mit der demografischen Veränderung proaktiv zu gestalten, wurde «Startklar Alter» entwickelt. Die kompakte, praxisnahe Weiterbildung richtet sich an Einzelpersonen und Gremien. Dabei steht der gelingende Alltag von alten Menschen beim eigens entwickelten «Startklar Alter»-Modell im Fokus. Das Modell unterscheidet vier Bereiche mit je unterschiedlichen Akteuren: Im ersten Bereich geht es darum, was ältere Menschen selbst zu einem gelingenden Alltag beitragen können. Im zweiten Bereich sind es Akteure, die ihre Dienstleistungen kommerziell oder als soziale Angebote bereitstellen. Der dritte Bereich spricht das Gesundheitswesen an und der vierte Bereich die Politik.

Ressourcen der älteren Menschen ansprechen

Die eigenen Möglichkeiten der älteren Menschen sind zentral, wenn es um den Umgang mit der demografischen Alterung geht. Da die Ressourcen im Alter sehr ungleich verteilt sind, gilt es, fehlende Fähigkeiten so gut wie möglich auszugleichen und vorhandene Stärken zu nutzen. Wenn die Menschen sich sicher und eingebunden fühlen, sind sie aktiver und engagieren sich mehr. Dies hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit – und damit auf die Gesundheitskosten.

Für Gemeinden: Es lohnt sich, älteren Menschen niederschwellige Möglichkeiten für Begegnung, Austausch und Freizeitgestaltung anzubieten. Auch können sie eingeladen werden, selbst aktiv mitzuwirken und Angebote zu entwickeln.

Infrastruktur, Angebote und Dienstleistungen bereitstellen

Eine gute Umgebung und passende Dienstleistungen sind oft Voraussetzung, um lange selbstbestimmt zu leben. Der «Markt» für Dienstleistungen im Altersbereich ist eher neu und in Entwicklung. Früher wurden viele Leistungen von der Familie oder der öffentlichen Hand erbracht. Dies hat sich geändert. Dienstleistungen wie Hauslieferdienste, Spitex, Putzhilfen oder digitale Unterstützung gewinnen an Akzeptanz. Auch wenn diese Angebote etwas kosten, sind sie im Vergleich zum Aufenthalt in einem Alters- und Pflegeheim verhältnismässig kostengünstig.

Für Gemeinden: Wenn barrierefreier Wohnraum zur Verfügung steht, können ältere Menschen dort gute Nachbarschaften aufbauen und sich zum Beispiel bei Spaziergängen kennenlernen. Einfache Massnahmen, um den Aufenthalt im Freien und die soziale Interaktion zu fördern, sind das Aufstellen von Sitzgelegenheiten und die Beschattung von Aufenthaltsplätzen.

Gesundheit und Versorgung breit denken

Oft wird im Zusammenhang mit Alter nur über Versorgung diskutiert, weil es dafür gesetzlich festgelegte Leistungen gibt, die die Kantone, die Gemeinden oder die Krankenkassen übernehmen müssen. Doch neben der akuten medizinischen Versorgung und der Langzeitpflege sind auch Gesundheitsförderung und Prävention wichtig. Häufig vernachlässigt werden zudem die Themen Palliative Care und Sterben. Für ältere Menschen ist es wichtig zu wissen, dass das medizinische System nicht nur versucht, die Gesundheit zu fördern, sondern dass Menschen am Lebensende auch fürsorglich beim Sterben begleitet werden.

Für Gemeinden: Es lohnt sich, bei öffentlichen Diskussionen das ganze Spektrum anzusprechen – von der Gesundheitsprävention bis zum Sterben.

Alterspolitik steuern

Die Alterspolitik ist ein wichtiges Element im «Startklar Alter»-Modell. Es ist sinnvoll, eine lokale oder regionale Alterspolitik aufzubauen, in der die unterschiedlichen Interessen der Akteure auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet werden. Eine aktive Alterspolitik kann die Koordination fördern. Denn wenn die Akteure ihre Aufgaben gut definieren, können sie Hand in Hand zusammenarbeiten. Bei begrenzten Ressourcen können wir uns weder Doppelspurigkeiten noch Kompetenzgerangel leisten.

Für Gemeinden: Für eine gute Zusammenarbeit braucht es Strukturen. Falls diese noch nicht vorhanden sind, reicht es, wenn man zu Beginn regelmässige Treffen mit allen Akteuren durchführt. Eine gemeinsame Basis, zum Beispiel in Form einer Strategie, kann die Ziel- und Wirkungsorientierung der Altersarbeit fördern.

«Startklar Alter» – ein Modell für die Praxis

Das «Startklar Alter»-Modell wurde von einem Expertennetzwerk auf der Basis langjähriger praktischer Tätigkeit entwickelt. Das Modell erlaubt es, die oben skizzierten Dimensionen der Alterspolitik zu verstehen und strukturiert zu planen. Wir bieten Werkzeuge zur Gestaltung der Alterspolitik in zwei Formaten an: Das Intensivseminar richtet sich an Interessenten aus der Politik, der Altersarbeit oder anderen Berufsgruppen. Der Workshop wurde konzipiert für Gruppen oder Gremien, die gemeinsam ihre Altersarbeit (weiter)entwickeln möchten. In beiden Formaten wird das Modell eingeführt und auf konkrete Fragestellungen angewendet. Zudem vermitteln wir Methoden der agilen Zusammenarbeit und der Kooperation in Netzwerken. Dabei stützen wir uns auf unsere Expertise und Erfahrung in der Altersarbeit und der Alterspolitik auf unterschiedlichsten Ebenen. Ein besonderes Anliegen ist uns, in den Workshops auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen.