Die bessere Vernetzung der Quartiere in Lenzburg entstand als Zielformulierung im Rahmen des Smart City Lab.

Auf dem Weg zur zukunftsfähigen Gemeinde

07.05.2022
5 | 2022

Verantwortliche der Stadt und Region Lenzburg sowie Private haben gemeinsam an Ideen für die Gemeinde und Region von morgen getüftelt. Dies ist Teil des Smart-City-Prozesses.

Medien und Wissenschaftler sprechen immer häufiger von «Smart Cities» und «smarten Lösungen». Doch was bedeutet dies tatsächlich für Gemeinden und vor allem für kleinere und mittelgrosse Gemeinden, die ausgenommen von einigen urbanen Zentren das Bild der Schweiz prägen? Was sind ihre relevanten Themen, und welche Möglichkeiten haben diese Gemeinden, um gemeinsam mit Partnern, mit einem starken Engagement der Einwohnerinnen und Einwohner sowie unter Einsatz von neuen Technologien das oft angesprochene Thema «Transformation von Gemeinden» in ihrem Sinne zu realisieren?

Die Situation beschäftigt verschiedene Interessengruppen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung, da die digitale Transformation von Verwaltung und Gesellschaft heute und in den kommenden Jahren eine zentrale Herausforderung ist. Sie verändert die Gemeinden auch in der Wahrnehmung ihrer Verwaltungsaufgaben und stellt alle Gemeinden vor ähnliche Herausforderungen.

Smarte Gemeinden befassen sich mit sechs Themen

Die Smart-City-Thematik ist enorm komplex und vielschichtig. Inhaltlich fokussiert sie auf die sechs Bereiche Smart Mobility, Smart People, Smart Economy, Smart Energy and Environment, Smart Government und Smart Living (vgl. Grafik 1). Damit deckt die Smart-City-Thematik alle kommunalen Aufgabenbereiche ab.

 

Unter dem Begriff «smart» verstehen die meisten Personen und Gemeinden etwas Unterschiedliches, was die Vermittlung des Prozesses oft erschwert. Basierend auf der kommunizierten und dargestellten Komplexität, der verwendeten Anglizismen und der häufig im Zentrum stehenden Technologie fragen sich Gemeinden häufiger, ob ihre Verwaltungen für die zukünftigen Herausforderungen und Themen entsprechend aufgestellt sind.

Es geht nicht nur um Technologien

In der Literatur wird häufig von einem «ressortübergreifenden, ganzheitlichen Entwicklungsansatz gesprochen, der Partner mit Unterstützung von digitalen Technologien vernetzt». Die Definition trifft zwar im Grossen und Ganzen zu, sorgt aber auch für Irritationen. Wofür stehen die Bereiche des Smart-City-Rads, und was bedeuten diese für eine Gemeindeverwaltung?

Bei Gesprächen mit Gemeinden zeigte sich, dass es hilfreich ist, die sechs Bereiche des Smart-City-Rads so darzustellen, dass die Zuständigkeiten und Ressorts auf Ebene einer Verwaltungseinheit (Stadt, Gemeinde, Kanton) mit all ihren täglichen Themen abgebildet werden können. Die Grafiken sollen dabei helfen, den Sachverhalt darzustellen. Die gewählte Darstellung sorgt dafür, dass sich betroffene Organisationen in der Thematik schnell wiederfinden und das sonst recht abstrakte Thema greifbar wird. Ferner wird durch die Darstellung deutlich, dass Technologie zwar zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielt, aber es bei Smart City um Prozesse und die Organisation geht.

Zu erkennen, wie der eigene Bereich betroffen ist, sorgt in der Regel dafür, dass zukünftige Herausforderungen im eigenen Bereich in Verbindung mit dem Thema «Smart City» gebracht werden. So werden aus Herausforderungen Bedürfnisse und aus Bedürfnissen Massnahmen, die alle einen Beitrag zum Wandel und somit einen Beitrag zur zukünftigen Entwicklung der Gemeinde oder der Region leisten.

Themen finden für die Gemeinde von morgen

Der oben beschriebene Ansatz wurde in der Region Lenzburg vor etwas mehr als zwei Jahren gestartet. Es ging zunächst darum, mit verschiedenen Fachabteilungen der Stadt Lenzburg sowie nahen Organisationen und Firmen Themen ausfindig zu machen, die Herausforderungen darstellen und deren Lösungsansätze Möglichkeiten für die Stadt von morgen generieren. Die Mitarbeitenden der Stadt sollten abgeholt und mitgenommen werden. Das Konsortium entschied sich für das Format eines «City Lab».

Sogenannte Labs sind physische oder virtuelle Räume, in denen der Austausch von Wissen, Ideen und Informationen im Mittelpunkt steht. Es handelt sich um Experimentierorte, die sowohl langfristig als auch zeitlich befristet genutzt werden können. Labs inszenieren sich bewusst als Orte für Prozesse des unkonventionellen Denkens und des Ausbrechens aus Denkroutinen. Im Zuge von Open-Innovation-Strategien wird dieses Format auch zunehmend für Unternehmen und Verwaltungen interessant, wie die Anzahl an Hackathons, die eine Form von Open Innovation darstellen, zeigt. Das Lenzburger Smart City Lab fungiert als organisatorischer Knotenpunkt, bei dem die aktive Beteiligung der Einwohner, Unternehmen, Schulen, Gemeindeverwaltungen und Vereine der Region Lenzburg Seetal im Mittelpunkt steht.

Lösungen suchen für aktuelle Probleme

Inhaltlich ging es bei den bisherigen Veranstaltungen um Lösungen für aktuelle Problemstellungen in Bezug auf Regionalentwicklung, Mobilität, Umwelt, Gesundheit und Alter, Freizeit und Tourismus und weitere regionale Themengebiete (siehe Textbox).

Die im Rahmen des Lab ausgearbeiteten Lösungsansätze sollen durch die jährlich stattfindende Fachtagung «citelligent», die Aktivitäten der «Zukunftsregion Argovia» sowie den Gemeindeverband «Lebensraum Lenzburg Seetal» auch anderen Städten und Gemeinden vorgestellt und zugänglich gemacht werden.

Aufgrund der Resonanz und der gemachten Erfahrungen des ersten Smart City Lab entschied sich das Konsortium im Folgejahr, das Lab auf die Region Lenzburg Seetal mit ihren 26 Mitgliedsgemeinden auszuweiten, da die relevanten Themen in der Regel nicht auf Gemeindegrenzen beschränkt sind. Diese decken auch regionale Aspekte ab und tragen so zur Entwicklung einer Region bei.

Ziel ist es, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen und die Region bei den bevorstehenden Herausforderungen zu begleiten.

Aufgaben und Themen Smart City Lab 2020 in Lenzburg

⦁ Vernetzung der Quartiere

⦁ Energieberatung der Zukunft

⦁ Toolkit for urban data collection

⦁ Alte Stadt mit neuem Charme – Belebung der Altstadt

⦁ Lenzburg wie neu – Erfassung von Infrastrukturschäden

⦁ Smarte Areale

Aufgaben und Themen Smart Regio Lab 2021 der Region Lenzburg

⦁ Urban Space previewer

⦁ City-OL

⦁ Intergenerationenbörse

⦁ Regiocockpit

⦁ Besucherlenkung Hallwilersee

⦁ Kommunales Hochwassermonitoring

⦁ Angebote «Dritter Lebensabschnitt»

⦁ Partizipative Raumentwicklung

Informationen zu den jeweiligen Aufgaben und Ergebnissen unter:

Matthias Eifert
Geschäftsführer Zukunftsregion Argovia