
Belebung von Innenstädten und Gemeindezentren
Wie können Innenstädte belebt werden? Das haben zwei Arbeiten der Hochschule für Wirtschaft (FHNW) untersucht. Sie haben eine Trendanalyse erstellt, um besser zu verstehen, wie man sinkende Besucherzahlen in den Einkaufsstrassen umkehren kann. Zentral für die Laufkundschaft ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sie kombiniert ihre Einkäufe mit anderen Angeboten, und einheitliche Öffnungszeiten sind ihr ebenfalls sehr wichtig.
Im Zentrum von Pfäffikon (ZH) sowie in der Altstadt von Lenzburg (AG) kommt immer weniger Laufkundschaft in die Geschäfte. Warum ist das so? Das haben zwei studentische Arbeiten im Auftrag eines Gemeinderats und eines Gewerbeverbands untersucht. Das Ziel dieser Arbeiten war es, die Kundenbedürfnisse in den Zentren von kleineren Innenstädten und grösseren Gemeinden mit rund 10 000 Einwohnern zu erfassen und daraus Trends abzuleiten. Es wurden insgesamt über 800 Personen befragt. Beide Studien können jedoch nicht als repräsentativ bezeichnet werden: Es sind (nur) zwei Ortschaften aus dem Mittelland, die Erkenntnisse könnten Behörden jedoch Denkanstösse liefern.
Die Angebote, die sich die Kundschaft wünscht
Auf die Frage, welche Produkte die Kunden in den Innenstädten kaufen und welche Dienstleistungen sie beziehen, fallen die fünf meistgenannten Antworten wie folgt aus:
Gesundheits- und Kosmetikprodukte
Luxus- und Geschenkartikel
Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs (kleinere Einkäufe)
Nachhaltige und regional hergestellte Produkte
Lokal verfügbare Dienstleistungen wie Ärztebesuche werden mit Einkäufen kombiniert
In beiden Studien geben die Befragten mit grosser Mehrheit an, dass ihnen regionale, nachhaltig hergestellte Produkte und Bioprodukte «wichtig» bis «sehr wichtig» sind. Grossverteiler in der Nähe der Innenstadt sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung. Dies hat auch Auswirkung auf die Gestaltung der Öffnungszeiten der Geschäfte in der Innenstadt, die sich grundsätzlich nach den Grossverteilern richten sollten. Die Mehrheit der befragten Kundschaft gibt an, sich gern mit schönen Dingen zu umgeben, sie kauft Produkte gern auch spontan ein, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist ihr wichtig. Die Mehrheit kauft, wann immer möglich, Schweizer Produkte. Die persönliche Beratung im Fachhandel ist ihr ebenfalls sehr wichtig, und die Qualität ist für sie ein wichtiges Entscheidungskriterium.
Auf die Frage, welche anderen Angebote – nebst den Einkäufen – den Kundinnen und Kunden von Geschäften in Innenstädten wichtig sind, kommt als erste Antwort die Gastronomie mit «sehr hoher» Bedeutung. Eine Mehrheit der befragten Kundschaft bezeichnet sich auch als Geniesser.

Infrastruktur
In beiden Studien gibt eine Mehrheit der Befragten an, dass sie mit dem Privatfahrzeug anreist (45 beziehungsweise 40 Prozent), ein Hinweis, dass die Mehrheit der Kundschaft also nicht aus der Stadt bzw. Gemeinde selbst kommt, sondern aus der Umgebung, zu Fuss sind es 30 beziehungsweise 27 Prozent. Mit dem Fahrrad reist eine Minderheit an. Dies zeigt auch die Wichtigkeit des Parkplatzangebots in der (unmittelbaren) Nähe der Einkaufszone. Fussgängerzonen sind beliebt, aber um die Einkäufe nicht zu weit tragen zu müssen, will die Kundschaft kurze Wege und eine Mindestparkdauer von zwei Stunden. Zur Ausgestaltung der Innenstadt sind den Befragten folgende Attribute in dieser Reihenfolge am wichtigsten: Sauberkeit, Sicherheit, Begegnungsmöglichkeiten (begrünte Orte zum Verweilen ohne Konsumzwang).
Vielfältige Gastronomie ist zentral
Die Basis für die Belebung der Innenstadt ist eine vielfältige Gastronomie. Es braucht auch Anbieter für Produkte des täglichen Bedarfs (kleinere Einkäufe). Diese werden in der Fachliteratur als «anchor shops» (Ankergeschäfte) bezeichnet, und es wird empfohlen, diese an beiden Enden des Einkaufsareals zu platzieren. Kundinnen und Kunden wollen Bioprodukte und nachhaltig produzierte Produkte aus der Region: Ein «XXL-Hofladen» sollte deshalb gute Chancen haben. Ein Leerstandsmanagement ist ebenfalls zentral: Hier gilt es, Leerstände, also freie Geschäftsflächen, zu identifizieren, zentral zu erfassen und konsequent auszuschreiben.
Ein Grossverteiler in Zentrumsnähe ist für kombinierte Einkäufe sehr zu empfehlen. Genügend Parkplätze sind sehr wichtig. Die Öffnungszeiten sind ein wichtiges Entscheidungsmerkmal für den Besuch einer Innenstadt. Die Öffnungszeiten sollten flächendeckend und bei allen Geschäften der Innenstadt identisch sein. Als ideal werden Öffnungszeiten zwischen 9 Uhr und 19 Uhr (wegen der Pendler), im Sommer bis 20 Uhr, empfunden. Es braucht Flaniermöglichkeiten mit Orten zum Verweilen ohne Konsumzwang. Das Zentrum sollte auch möglichst viele Grünflächen und Bäume haben.