Die neue Heizzentrale der Gemeinde Bellach.

Bellach heizt mit Schnitzeln aus dem eigenen Wald

21.10.2021
10 | 2021

Vom Feuerwehrmagazin bis zum Kindergarten: Die Gemeinde Bellach heizt ihre eigenen Gebäude nicht mehr mit fossiler Energie, sondern mit Holzwärme. Die neue Heizzentrale ersetzt fünf Ölkessel.

Inmitten des Kantons Solothurn, zwischen der Aare und den grossen Wäldern, liegt die Gemeinde Bellach mit ihren 5200 Einwohnern und Einwohnerinnen. Bellach wollte einen Schritt in eine nachhaltige Zukunft machen und sich von den Ölheizungen verabschieden. Ein Teil der Lösung sollte dabei der 161 Hektar grosse Wald sein, der im Besitz der Bürgergemeinde ist.

Die Ausgangslage

Bis September 2021 war Bellach noch im Besitz von fünf grossen Ölkesseln, die mehrere Bauten in der Gemeinde beheizt haben. Da die Ölheizungen ersetzt werden mussten und bei einigen Bauten energetische Sanierungen praktisch unmöglich waren, entschied sich die Gemeinde, den nächsten Schritt zu gehen und sich von den fossilen Heizungen zu trennen.

Die Lösung lag zum Greifen nah

Eine CO₂-neutrale Heizlösung sollte her, und da die Bürgergemeinde eine grosse Fläche Wald besitzt, setzte man auf eine Lösung, die es erlaubt, diesen Umstand in das Projekt zu integrieren: Eine Heizzentrale mit Hackschnitzel. Jedes Jahr erntet die Bürgergemeinde knapp tausend Kubikmeter Hackschnitzeln aus ihrem eigenen Wald. So viel würde die Heizzentrale brauchen, um den Bedarf von knapp 700 Megawatt Wärme zu decken.

Der Einsatz von Holz für die Erzeugung von Raum- und Prozesswärme stieg von 1990 bis 2019 um 62 Prozent an. Betrachtet man den gesamten schweizerischen Wärmebedarf, macht Holzenergie jedoch nur etwa 12 Prozent aus. Mit den aktuell verfügbaren und nachwachsenden Ressourcen wäre jedoch ein Anteil von über 20 Prozent möglich. Denn im Schweizer Wald wachsen jährlich rund zehn Millionen Kubikmeter Holz – ein grosser Teil davon bleibt ungenutzt. Vom Überangebot an Holz wird nur gut die Hälfte als Energieholz eingesetzt. Diese Heizlösung ist somit auch ein grosser Beitrag zu einer klimaneutralen Schweiz, da beim Verbrennen von Holz nicht mehr CO₂ freigesetzt wird, als wenn es ungenutzt liegen bleibt.

Eine oberirdische Heizzentrale musste her

Aufgrund der hohen Kosten stellte sich die zunächst geplante unterirdische Heizzentrale beim Schulhaus als nicht umsetzbar heraus. Neue Lösungen wurden gesucht, und man entschied sich, eine oberirdische Zentrale aus vier Beton-containern an einem zentralen Standort in der Gemeinde zu bauen. Damit sie sich optisch gut integriert, wurde sie mit feingliedrigen Holzlatten verschalt. Eine kreative Umsetzung ermöglichte es, nebst den beiden Heizkesseln drei Wärmespeicher mit je 4000 Litern Wasser sowie ein Holzschnitzelsilo zu installieren. Eine Erfolg versprechende Lösung, welche auch noch eine Augenweide ist.

Mit einer 400 Meter langen Rohrleitung können nun das Schulhaus mit dem zugehörigen Pavillon, der Kindergarten, die katholische Kirche, die Aufbahrungshalle, das Feuerwehrmagazin und das Gemeindehaus inklusive der Poststelle mit erneuerbarer Raumwärme versorgt werden. Um einen effizienten Betrieb zu ermöglichen und sich dem saisonal stark schwankenden Raumwärmebedarf anzupassen, werden je nach Bedarf die Heizaggregate und die Speicher zu- oder abgeschaltet.

Eine Win-win-Situation für Gemeinde und Klima

Sowohl der Gemeindepräsident Fritz Lehmann als auch der Präsident der Bürgergemeinde Bellach, Beat Heiniger, sind über das gemeinsamen Projekt sehr erfreut: Eine ökologische 330-Kilowatt-Holzheizung ersetze gleich fünf Ölkessel, wodurch jährlich fast 61 000 Liter Heizöl weniger verbrannt würden und die lokale Energie-Ressource Holz genutzt werden könne. Dies bedeute auch 100 Tonnen weniger CO₂-Ausstoss pro Jahr. Das sei ein Meilenstein für die Gemeinde.

Langfristige Wärmelieferverträge zwischen der Einwohner- und der Bürgergemeinde garantieren, dass für die Bürgergemeinde als Betreiberin der Anlage eine hohe Investitionssicherheit gewährleistet ist.

Die Förderprogramme «Klimaprämie» und «Opti-Town»

Bei der Umsetzung dieses Projekts war das Förderprogramm «Klimaprämie» für Holzheizungen sehr willkommen. Der finanzielle Beitrag unterstützt den Ersatz einer fossilen Gas- oder Ölheizung durch eine erneuerbare Heizung. Vor allem bei grösseren Anlagen ist das Förderprogramm sinnvoll, da es oft deutlich attraktiver ist als die Förderung durch die Kantone. Der Beitrag errechnet sich durch den jährlichen Energieverbrauch der Heizung, was einmalig 18 Rappen je kWh beziehungsweise 1.80 Franken je eingesparten Liter Heizöl entspricht. Es ist dabei unerheblich, ob es sich bei Holzheizungen um Pellets, Hackschnitzel oder Stückholz handelt. Auch Wärmepumpen werden mit der «Klimaprämie» gefördert. Die Fördergelder stammen von der Stiftung Klimaschutz und CO2-Kompensation KliK.

Falls eine Gemeinde zusätzlich auch die Stromeffizienz öffentlicher Gebäude und Anlagen erhöhen möchte, empfiehlt sich das Förderprogramm «Opti-Town», das es Gemeinden ermöglicht, ProKilowatt-Förderbeiträge zu beantragen – sei es für den Ersatz oder die Optimierung von Lüftungsanlagen, Kälteanlagen, Druckluftanlagen, Trockenläufer- oder Nassläuferpumpen oder auch für die Sanierung von Innenbeleuchtungen.

Informationen:

Rahel Roth und Lisa Mathys
Energie Zukunft Schweiz AG