Fassadenbegrünungen helfen, Gebäude zu kühlen.

Beratungsangebot: Gebäudebegrünung in Gemeinden

02.09.2025
9 l 2025

Die Sommer werden immer heisser, Starkregenereignisse immer häufiger. Gebäudebegrünungen sind eine Antwort auf diese Herausforderungen unserer Zeit. Als erste Gemeinde in der Schweiz bietet Hünenberg (ZG) für seine Bevölkerung eine kostenlose Beratung zur Begrünung von Gebäuden an.

«Ein Hü lebenswerter.» Unter diesem Motto setzt sich die Gemeinde Hünenberg im Kanton Zug für die nachhaltige Entwicklung, die Biodiversität und den schonenden Umgang mit der Umwelt ein. Bisher ging es dabei hauptsächlich ums Energiesparen. Seit 2024 ist in der Gemeinde das neue Umwelt- und Energiereglement in Kraft – was den Behörden erstmals auch ermöglicht, im Bereich «Umwelt» Beratungen und Förderprogramme anzubieten. Gesagt, getan. In Kooperation mit der Schweizerischen Fachvereinigung Gebäudebegrünung (SFG) wurde ein für die Bevölkerung kostenloses Beratungsangebot geschaffen. «Dabei geht es vor allem darum, die häufige Frage von Privatpersonen zu klären, was denn bei ihrem Gebäude konkret überhaupt möglich wäre», sagt Jeffrey Illi, Vorsteher Sicherheit und Umwelt bei der Gemeinde Hünenberg.

In Zeiten des Klimawandels, zunehmender Urbanisierung und steigender Temperaturen sind begrünte Dächer oder Fassaden von Gebäuden nicht nur ein ästhetisches Element, sondern ein zentrales Puzzlestück für zukunftsfähige Lebensräume. Gebäudebegrünungen kühlen im Sommer, isolieren im Winter, filtern Schadstoffe, binden CO2 und schaffen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere – Stichwort Biodiversität. Ein weiteres Stichwort, das heute oft in den Mund genommen wird, ist die Schwammstadt. Dabei geht es darum, Regenwasser nicht ungenutzt abfliessen zu lassen, sondern es aufzufangen, zu speichern und wieder in den natürlichen Kreislauf zu integrieren. Begrünte Dächer leisten einen wertvollen Beitrag zum sogenannten Schwammstadtprinzip. Und wenn sie als Retentionsdächer mit extra Wasserspeicherfunktion aufgebaut sind, tragen sie ausserdem dazu bei, während Starkregenereignissen die Gefahr von Überschwemmungen zu reduzieren.

Neutrale Beratung wird geschätzt

In der Gemeinde Hünenberg existiert das Beratungsangebot zur Gebäudebegrünung seit Anfang 2025. Es umfasst zwei Varianten: einerseits eine maximal einstündige Beratung per Telefon oder E-Mail, andererseits eine Vorgehensberatung inklusive Vor-Ort-Besuch und Beratungsbericht im Umfang von maximal acht Stunden. Die Beratungen führen jeweils Fachpersonen der SFG durch und garantieren so auch die nötige Qualität. Die Aufwände der SFG werden durch die Gemeinde vergütet. Das Programm läuft vorerst bis 2027 und hat ein Kostendach von 10 000 Franken jährlich. «Erstes Ziel unseres Angebots ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Thematik», sagt Jeffrey Illi. «Und wenn es zu einer Umsetzung kommt, freuen wir uns natürlich umso mehr.»

«Erstes Ziel unseres Angebots ist die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Thematik Gebäudebegrünung.»

Jeffrey Illi, Vorsteher Sicherheit und Umwelt, Gemeinde Hünenberg (ZG)

Erste telefonische Beratungsgespräche haben bereits stattgefunden. Dabei ging es vor allem um Einschätzungen, welche Optionen sich für Fassadenbegrünungen bieten würden. Anhand von zugesandten Bildern konnte der Experte der SFG entsprechende Tipps geben. Dass die Beratung durch die SFG neutral gehalten werde und sich die Privatpersonen nicht schon ganz am Anfang mit der Wahl der richtigen Firma oder des passenden Produkts auseinandersetzen müssten, sei ein grosser Vorteil, sagt der Vorsteher der Abteilung Sicherheit und Umwelt. «Ein möglichst niederschwelliges Angebot war uns wichtig.» Das Beratungsangebot wurde im Gemeindemagazin, in den sozialen Medien sowie auf der Website kommuniziert.

Auch für andere Gemeinden attraktiv

«Trotzdem – das Thema muss von uns noch etwas gepusht werden», sagt Jeffrey Illi. Geplant ist in naher Zukunft beispielsweise die Durchführung einer Informationsveranstaltung zur Gebäudebegrünung. Dabei wird es nicht nur darum gehen, das kostenlose Beratungsangebot bekannter zu machen, sondern auch um den Fakt, dass es von der Gemeinde für Gebäudebegrünungsprojekte Geld gibt – natürlich nur für solche, die nicht aufgrund von baulichen Auflagen sowieso gemacht werden müssen. Eine kostenlose Erst- sowie Zweitberatung und Förderbeiträge fürs konkrete Projekt – das müsste eigentlich schon funktionieren. Das findet auch die SFG. Deshalb erachtet sie die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hünenberg als ein Pilotprojekt, das auf weitere Gemeinden übertragen werden könnte – wenn gewünscht auch individuell angepasst. Wie etwa für die Gemeinde Stans (NW). Dort ist die SFG gerade daran, in Zusammenarbeit mit der Behörde ein Merkblatt zu erstellen, das die Begrünung von Flachdächern fördern soll.

Üsé Meyer
Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung (SFG)