Les filtres au puits de la Vernaz.

Chlorothalonil: Payerne testet einen Wasserfilter

11.06.2022
6 | 2022

Vor zwei Jahren machte Payerne wegen seiner schlechten Wasserqualität Schlagzeilen. Jetzt testet die Waadtländer Gemeinde Wasserfilter, um Chlorothalonil-Metaboliten zu eliminieren.

Der Einsatz von Chlorothalonil in Pflanzenschutzmitteln ist in der Schweiz seit dem 1. Januar 2020 verboten. In den letzten Jahren wurde bekannt, dass in zahlreichen Schweizer Gemeinden die Grenzwerte für Chlorothalonil-Metaboliten im Trinkwasser überschritten wurden. So auch in Payerne (VD), das im westlichen Mittelland liegt, wo Landwirtschaftsflächen rund 50 Prozent des Landes ausmachen. Die Pestizidrückstände haben Beunruhigung in der Bevölkerung ausgelöst.

Das Trinkwasser von Payerne und Corcelles-près-Payerne kommt aus dem interkommunalen Brunnen La Vernaz, der von der «Association Intercommunale des Eaux du Puits de la Vernaz» (AIEPV) betrieben wird. Frédéric Monney, Leiter des Dienstes Infrastruktur und Mobilität bei der Gemeindeverwaltung von Payerne, unterstreicht die Wichtigkeit der Trinkwasserquelle. «Wir müssen rasch auf die Sorgen der Bevölkerung reagieren.» Er schätzt, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis die Chlorothalonil-Metaboliten aus der Umwelt verschwinden: «Die Verwendung von Chlorothalonil während 60 Jahren hat Rückstände im Boden hinterlassen, die man nun im Wasser findet.»

Doch zwei Jahre nach dem Verbot freut sich Frédéric Monney. Denn nach Pilotversuchen einer Behandlung von Proben aus La Vernaz gibt es gute Neuigkeiten: In den Proben wurden keine Spuren von Chlorothalonil-Metaboliten oder anderen Pestiziden mehr gefunden. «Früher fand man geweihtes Wasser in der Kirche, jetzt findet man es in La Vernaz!», so Monney.

In den Schlagzeilen

Am 3. Dezember 2020 warf die Sendung «A bon entendeur» des Westschweizer Fernsehens RTS ein Schlaglicht auf Payerne. Die Sendung widmete sich dem Thema Chlorothalonil und berichtete, dass die Rückstände des Pflanzenschutzmittels im Wasser den vom Bund seit 2019 maximal zugelassenen Wert von 0,1 Mikrogramm pro Liter um das Zehnfache überschritten. Und dies im Trinkwasser und im Wasser von öffentlicher Bade- und Duschinfrastruktur.

«Nach der Ausstrahlung der Sendung konnte man den Eindruck haben, dass das Wasser von Payerne nicht mehr trinkbar ist», erinnert sich Frédéric Monney. «Ein Problem, das seit 60 Jahren besteht, und die Angst, vergiftet zu werden: Die Berichterstattung in den Medien war für die Bevölkerung sehr beängstigend.»

Er fügt an, dass sich der Bund bis heute nicht zur Gefährlichkeit der Metaboliten im Trinkwasser für die menschliche Gesundheit geäussert habe und dass das Wasser immer als trinkbar eingestuft wurde. Weil der Brunnen von La Vernaz so wichtig für Payerne und Corcelles-près-Payerne ist, waren die beiden Waadtländer Gemeinden entschlossen, rasch auf die Beunruhigung der Bevölkerung zu reagieren. 

Die Entschlossenheit der Gemeinden

Seit den ersten Resultaten der Analysen, die das Büro für Konsumentenfragen (OFCO) des Kantons Waadt 2019 durchgeführt hatte, waren die beiden Gemeinden, die das Wasser aus La Vernaz beziehen, entschlossen, sich in diesem Dossier proaktiv zu zeigen.

Wie viele andere Gemeinden im Mittelland, die zu hohe Werte von Chlorothalonil-Metaboliten aufweisen, verfügte Payerne nicht über eine schlüsselfertige Lösung zur Filtrierung des Trinkwassers auf diesem Anforderungsniveau oder über andere Wasserressourcen, die eine Verdünnung ermöglicht hätten.

Die Gemeinden Payerne und Corcelles packten die Herausforderung in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Daniel Urfer, Vizepräsident des Verwaltungsrates der RWB Groupe SA und Leiter des Bereichs «Wasser» der Gruppe, an. Das Ziel: neun Metaboliten, darunter zwei, die extrem schwer zu erfassen sind, aus dem Wasser der Quelle von La Vernaz zu filtern. Innerhalb von zwei Jahren wird die kommunale Wasseraufbereitung von Payerne und Corcelles-près-Payerne zum helvetischen Prüfstein für die Bewältigung der Chlorothalonil-Problematik. 

Von Test zu Test untersuchten und optimierten Daniel Urfer und sein Team eine neue Filtertechnologie auf der Basis von optimierter Aktivkohle, die alle neun Arten von Metaboliten, die in La Vernaz vorkommen, auffangen kann. Die Tests eröffneten zudem eine weitere Möglichkeit: Die Aktivkohle, die im Brunnen von La Vernaz verwendet wird, kann in der ARA Penthaz zur Filterung von anderen Mikroverunreinigungen wie Arzneimittel- und Kosmetikrückständen sowie Pestiziden erneut eingesetzt werden.

Die Resultate von RWB in Payerne werden sich jedoch nicht in allen Gemeinden nachahmen lassen. «Die Versuche von La Vernaz hängen von der Typologie des Wassers ab. Man kann sie daher nicht generell überall hin exportieren, aber man kann sie für jede Situation optimieren», präzisiert Daniel Urfer. 

Die Beispielhaftigkeit der Versuche

«Wir sind sehr zufrieden, dass wir in der Lage waren, das Problem anzugehen», sagt Frédéric Monney von der Gemeinde Payerne. Er glaubt, dass der Erfolg des Projekts von drei Faktoren abhing: «Der Wille der beiden Gemeinden, rasch zu agieren und zusammenzuarbeiten; die Kooperation mit hochqualifizierten Partnern sowie die Kompetenz von Daniel Urfer; die institutionelle Finanzierung durch den Kanton Waadt, des Fachverbands für Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorger (SVGW) sowie der Lieferanten der Aktivkohle, die interessiert an den Resultaten der Versuche in La Vernaz waren.»

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Information der Bevölkerung von Payerne und Corcelles gewidmet. Alle sechs Monate verschickten die Gemeinden ein ausführliches Schreiben, das es allen Einwohnerinnen und Einwohnern ermöglichte, die Entwicklung der durchgeführten Tests und vor allem die positiven Ergebnisse in Bezug auf die Wasserqualität zu verfolgen. Auch die Medien interessierten sich für die Tests in der Quelle von La Vernaz und trugen mit ihrer Berichterstattung dazu bei, mögliche Lösungen aufzuzeigen, die nicht nur in Payerne, sondern je nach der Typologie des zu behandelnden Wassers auch anderswo in der Schweiz adaptiert werden können. «Es handelt sich wirklich um eine zukunftsweisende Lösung, die es uns ermöglichen wird, Pestizidrückstände zu eliminieren, die wir heute noch nicht erkennen können», sagt Frédéric Monney. 

Konkret ist der nächste Schritt eine Studie für eine Wasseraufbereitungsanlage. Dafür wird nun der Rahmen definiert werden müssen, und Finanzierungsmöglichkeiten müssen gefunden werden. Es wird dann an den Gemeindelegislativen liegen, die vorgelegten Projekte zu analysieren und letztendlich über den Bau der Wasseraufbereitungsanlage zu entscheiden. Derzeit beherbergt ein provisorischer Raum, der ab 2020 neben dem Brunnenschacht von La Vernaz gebaut wurde, die Anlagen, die für die verschiedenen Tests verwendet werden.

Anne Devaux
Übersetzung: Nadja Sutter