Der Rhythmus der Gemeinden

04.03.2024
3 | 2024

«Es gibt Tage, Monate, endlose Jahre, in denen fast nichts passiert. Es gibt Minuten und Sekunden, die eine ganze Welt enthalten.» Der französische Schriftsteller Jean d’Ormesson dachte bestimmt nicht an die Gemeinden, als er diese Sätze schrieb. Auch wenn sich dieses Zitat auf das Leben im Allgemeinen bezieht, so findet sich auch eine Analogie zu den Gemeinden. Nicht um zu sagen, dass in den Gemeinden während Jahren nichts passiert – ganz im Gegenteil! Doch häufig geht es in den Gemeinden darum, komplexe Projekte umzusetzen, und das braucht Zeit. Während mehrerer Monate, ja mehrerer Jahre wird überlegt, studiert, vorbereitet, angepasst, infrage gestellt. Schliesslich wird den Projekten der Feinschliff gegeben, bis sie bereit sind, um eine Abstimmung zu überstehen, entweder vor dem Parlament, der Gemeindeversammlung oder an der Urne. Der Rhythmus wird schneller: Zustimmung, eventuell Opposition und Umsetzung. Dieses letzte Stadium führt je nach Fall wieder zu einer Verlangsamung, denn die Konkretisierung von Projekten braucht manchmal viel Zeit. Die Gemeinde Bullet (VD) arbeitet schon sehr lange an mehreren wichtigen Projekten, die 2024 in eine neue Phase eintreten werden. Der kommunale Nutzungsplan, das Windparkprojekt, die Verwaltung des Wassernetzes und die Zukunft der Gemeindequelle werden höchstwahrscheinlich in diesem Jahr zur Abstimmung kommen, was ihnen einen grossen Schub verleihen oder sie aber auch bremsen wird. Unsere Gemeinden haben ihren ganz eigenen Rhythmus, der uns jeden Tag daran erinnert, uns anzupassen – mit Geduld und Flexibilität.

Maude Schreyer
Gemeindepräsidentin Bullet (VD)