
Die Fragezeichen der Demokratie
Was mich in diesen ersten Monaten als Stadtpräsident am meisten überrascht hat, sind die vielen Fragen, die ich täglich beantworten muss, eine Zahl, die ich trotz meiner Zeit im Stadtrat und sogar als Präsident des kantonalen Parlaments unterschätzt hatte.
Diese Fragen sind nicht nur zahlreich, sondern auch sehr vielfältig: die meisten von ihnen berühren keine kommunalen oder gar politischen Themen, aber das macht nichts, der Stadtpräsident ist für alles und jeden da. Auch für diejenigen, die sich nicht für Politik interessieren oder nicht wählen gehen, weil sie unter 18 sind oder nicht aus der Schweiz stammen. In Locarno machen die Ausländerinnen und Ausländer 36 Prozent der Bevölkerung aus, und die meisten von ihnen tragen aktiv zum Leben der Stadt bei. Wir versuchen, sie von Anfang an einzubeziehen, indem wir Begegnungs- und Beteiligungsmöglichkeiten fördern – zum Beispiel die «Festa dei popoli», die auf der wunderschönen Piazza Grande stattfindet, die Sie vielleicht schon vom Filmfestival oder von der 20-Franken-Note kennen.
Wir versuchen auch, die Türen des Rathauses so weit wie möglich zu öffnen und das politische System zu erklären. Diese Begegnungen erschöpfen nicht die Fragen, sondern sie regen weitere an. Und das ist gut so: Dies entspricht dem Wesen der Demokratie und ist vielleicht auch eine der Lösungen für den Verlust des Vertrauens in die Demokratie und die Institutionen. Sie werden mir auch sagen, dass das ja logisch ist: Der Stadtpräsident ist der einzige vom Volk gewählte «Präsident», und er ist eine der zugänglichsten Figuren in den verschiedenen politischen Systemen. Aber wie lässt sich die Beantwortung all dieser Fragen vereinbaren mit der Verwaltung der Gemeinde und der Gestaltung der Zukunft? Das ist meine Frage, und wenn jemand einen Rat hat: Bitte schreibt mir.
