Schwellen verhindern eine übermässige Sohlenerosion.

Die Grüne Branche hat die Biodiversität im Fokus

17.08.2021
7/8 | 2021

Zahlreiche Gesetze wie das Gewässerschutzgesetz definieren, wie die Erhaltung und Förderung der Biodiversität gewährleistet werden sollen. Neu soll auch die Wissensvermittlung stärkeres Gewicht erhalten. 

Die Grüne Branche hat die Herausforderung schon lange angenommen, was aber häufig noch verkannt wird: Gärtnerinnen und Gärtner setzen sich stark für den Schutz, die Erhaltung und die Förderung unseres Lebensraums ein. So bietet der Gärtnermeisterverband des Kantons Zürich in seinem Bildungszentrum (BZG) in Pfäffikon Lehrgänge zu unterschiedlichsten Themen mit Bezug zur Biodiversität an. Darunter ist auch die Weiterbildung Gewässerwart/in, die seit 2014 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wirtschaft und Ökologie (SWO) durchgeführt wird. Das revidierte Gewässerschutzgesetz (in Kraft seit dem 1. Januar 2011) gilt als eine der wichtigsten Etappen im Gewässerschutz in der Schweiz und schafft die Grundlagen dafür, dass Fliessgewässer und Seeufer wieder naturnaher werden und als artenreiche Lebensräume ihren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten können. Die Kantone sind zur strategischen Planung und zur Umsetzung von Revitalisierungen verpflichtet, der Bund stellt finanzielle Unterstützung zur Verfügung, die Gemeinden fungieren je nach Projekt als Bauherrschaft, und hervorragend qualifizierte Unternehmen der Grünen Branche sorgen für die fachlich korrekte Umsetzung und die nachhaltige Pflege.

Beispiel Loorenbach, Pfäffikon (ZH)

Für sein immer grösser werdendes Angebot sowohl in der Grund- als auch in der Weiterbildung entschied das BZG im Jahr 2018, Gelände einer ganz in der Nähe liegenden, ehemaligen Baumschule zu pachten. Im Verlauf des Umnutzungsänderungsverfahrens forderte das AWEL des Kantons Zürich die Revitalisierung des durch das Areal fliessenden Loorenbachs. So entstand ein Win-Win-Projekt für alle Beteiligten: Kanton, Gemeinde Pfäffikon (ZH) und BZG. Das Gesamtprojekt wurde im vergangenen Jahr abgeschlossen und umfasste die Offenlegung eines rund 265 Meter langen Abschnitts. Dessen Eindolung wies eine ungenügende Abflusskapazität auf und befand sich in einem mangelhaften Zustand. Bei stärkeren Niederschlägen kam es immer wieder zu einem Rückstau auf die angrenzende Kantonsstrasse, was auf dem Areal der Baumschule zu Überschwemmungen führte. Die Revitalisierung war spannend und herausfordernd, galt es doch, ein vollständig neues Bachbett zu erstellen und damit gleichzeitig auch dafür zu sorgen, dass zukünftig anfallende Spitzenabflüsse bei Hochwasser abgeleitet werden können. Gleichzeitig war zu beachten, dass der Bach zwar kein Fischgewässer ist, in ihm aber wirbellose Tiere, Amphibien und Krebse leben, unter anderem der stark gefährdete Steinkrebs. Darauf wurde bei der Ausdolung Rücksicht genommen, zum Beispiel durch die Schaffung von Uferständen mit Unterständen, wo sich Krebse Höhlen graben können, ebenso wie durch die Pflanzung einer standorttypischen Vegetation. Zur Verhinderung einer übermässigen Sohlenerosion wurden 16 abgesetzte Schwellen verbaut.

Das Ingenieurbüro Forster & Linsi AG, Pfäffikon, übernahm im Auftrag der Gemeinde die Planung und Gesamtprojektleitung. Für die fachtechnische Begleitung des Projekts sowie den Bereich Gestaltung und Ökologie war der Dozent des BZG, Lothar Schroeder (SWO), verantwortlich. Der Zuschlag für die Umsetzung der Bepflanzung ging an ein Gartenbauunternehmen mit Gewässerwartinnen und -warten, welche die Ausbildung im BZG absolviert hatten. Eine gute Referenz, findet der Geschäftsführer des BZG, Erich Affentranger: «Das Projekt zeigt einmal mehr, dass die Mitarbeitenden der Grünen Branche kompetente Partner sind. Und natürlich auch, dass unsere Weiterbildung anerkannt und qualitativ hochwertig ist.» Lothar Schroeder freut sich, dass der Loorenbach zukünftigen Lehrgängen als nachhaltiges Beispiel dient: «Der Loorenbach ist ein wertvolles Anschauungsobjekt für die Kursteilnehmenden, man sieht den Erfolg der Ausdolung. Bestimmte Pflegemassnahmen können im Rahmen des Kurses direkt vor Ort umgesetzt werden.» Und René Iten, Leiter des Bauamts der Gemeinde Pfäffikon, ist erfreut über das gute Ergebnis der Revitalisierung: «Die Gemeinde schätzt die künftige Partnerschaft mit dem BZG sehr. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit im Bereich des ökologischen Gewässerunterhalts und hoffen, dass wir damit ein nachhaltiges Projekt schaffen durften.»

Bildungsangebote und Veranstaltungen

Die Grüne Branche macht sich stark für die Biodiversität – sowohl mit zahlreichen Bildungsangeboten an verschiedenen Standorten in der gesamten Schweiz als auch mit beispielhaften Projekten. Bildungsangebote gibt es unter anderem in folgenden Bereichen: Gebäude- und Gefässbegrünung /  Gewässerwart/in / Naturnahe Pflege im Siedlungsraum / Baumkontrolleur/in

Infos: www.bzgzh.org

Eine Freiluftausstellung in Dietikon (ZH) zeigt, wie Garten- und Naturgestaltung ohne invasive Neophyten gelingt. Sie ist gleichzeitig Lern-, Veranstaltungs- und Naherholungsort und dauert noch bis zum 31. Oktober 2021. Neu auf dem Areal seit Frühling 2021: Der Kinder-Garten – ein Mittwochnachmittagsprojekt, bei dem Kinder im Alter zwischen zwei und neun Jahren an die Themen Garten und Biodiversität herangeführt werden –  zum Mitmachen, zum Anfassen und in Anlehnung an den Lehrplan 21.

Infos: www.gartenvielfalt.org

Petra Hausch
Kommunikation und Koordination Berufsbildung
Gärtnermeisterverband des Kantons Zürich

Infos: