
Die schwierige Balance zwischen Events und Alltag
Ich schreibe diese Zeilen in Erinnerung an den Sommer, an die Emotionen einer gerade zu Ende gegangenen Jahreszeit. In den letzten Monaten war Locarno Gastgeber vieler Veranstaltungen: des Filmfestivals, Moon&Stars, Luci e Ombre, Notte Bianca und viele andere.
Als Stadt legen wir grossen Wert auf diese Events und tun alles, um sie auf lokaler und internationaler Ebene zum Strahlen zu bringen. Denn sie sind positiv, nicht nur in kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht; sie schaffen Räume für Zusammenkunft, Offenheit, Vitalität, Reflexion, Spass und Austausch. Natürlich bringen diese Veranstaltungen für diejenigen, die in der Stadt leben oder arbeiten, auch Unannehmlichkeiten mit sich, und deshalb bedanke ich mich immer wieder bei Menschen und Unternehmen für ihre Geduld und Flexibilität und für ihr Verständnis.
Als Gemeinderat versuchen wir kontinuierlich, eine Balance zwischen den grossen Events und dem Alltag zu finden. Dies, um sowohl der lokalen Bevölkerung als auch den Besucherinnen und Besuchern Unterhaltung zu bieten, für einige Wochen eine internationale Hauptstadt des Films und der Kultur zu werden und gleichzeitig die Lebensqualität zu bewahren, die uns zu einer der schönsten Gemeinden macht, in denen man im Tessin leben kann, wie eine kürzlich durchgeführte Studie eines Bankinstituts bestätigt.
Diese Rolle führt uns manchmal dazu, schwierige Entscheidungen zu treffen und die Rolle des «Bösen» zu spielen: Wir werden von den Veranstaltern als zu streng, von manchen Bewohnerinnen und Bewohnern jedoch als zu nachgiebig wahrgenommen. Dennoch glaube ich, dass dieses Nebeneinander verschiedener Perspektiven Teil unserer Aufgabe und in gewisser Weise unvermeidlich ist … Oder irre ich mich?