Lucas Rodriguez am Schalter.

«Die Weiterbildung hat mir erlaubt, mich breit zu vernetzen»

10.02.2025
1-2 l 2025

Lucas Rodriguez hat vor Kurzem den Diplomlehrgang zum «Fachmann öffentliche Verwaltung» absolviert – einen Abschluss, den der Schweizerische Gemeindeverband mitentwickelt hat. Der junge Sachbearbeiter der Gemeinde Oberrieden (ZH) erzählt im Interview mit der «Schweizer Gemeinde», warum er sich für das Diplom entschieden hat und was er sich davon für seine berufliche Zukunft erhofft.

Lucas Rodriguez ist seit der ersten Stunde begeistert von der Arbeit auf der Gemeinde. Der heute 25-Jährige hat die KV-Lehre bei der Gemeinde Oberrieden (ZH) am Zürichsee absolviert und ist seinem Arbeitgeber seither treu geblieben – abgesehen von einem kurzen Abstecher zur Gemeinde Männedorf (ZH). «Mich fasziniert die Vielseitigkeit der Arbeit auf der Gemeinde. Es wird nie langweilig, denn man weiss nie, wer mit welchem Anliegen an den Schalter kommt», sagt Lucas Rodriguez. Als Sachbearbeiter Gesellschaft und Präsidiales arbeitet er auf der Einwohnerkontrolle sowie dem Bestattungsamt und ist zuständig für die Inhalte auf der Gemeindehomepage. Er mag es, mit Menschen zu arbeiten: «Beim Bestattungsamt holen wir Menschen in sehr schwierigen Momenten ab und helfen ihnen behutsam weiter.»

Nach der Lehre reifte in Lucas Rodriguez der Wunsch, tiefer in die Materie einzutauchen und sich Hintergrundwissen anzueignen. Dabei stiess er auf die Weiterbildung zur Fachperson öffentliche Verwaltung mit eidgenössischem Fachausweis. Der Schweizerische Gemeindeverband hat diese Berufsprüfung mitentwickelt und sitzt im Vorstand der Schweizerischen Prüfungsorganisation Höhere Berufsbildung öffentliche Verwaltung. Dieser Verein bildet die gesamtschweizerische Trägerschaft der eidgenössischen Berufsprüfung «Fachfrau/Fachmann öffentliche Verwaltung». Er ist verantwortlich für die Durchführung der Berufsprüfung, bietet aber keine Ausbildung an – dies übernehmen verschiedene Anbieter in der ganzen Schweiz.

Netzwerk ausbauen 

Lucas Rodriguez absolvierte den Vorkurs sowie den Diplomlehrgang bei der KV Business School in Zürich, dies rund zwei Jahre lang. Jeweils am Freitagnachmittag besuchte er die verschiedenen Kurse. «Alle Dozierenden waren vom Fach, sie waren beispielsweise Gemeindeschreiber oder hatten Kaderfunktionen in ihrer Gemeinde inne.» Der Kontakt zu verschiedenen Personen mit grosser Erfahrung in ihrem Feld habe nicht nur ermöglicht, praxisbezogene Fragen zu klären, sondern auch, sich ein Netzwerk aufzubauen. Auch der Austausch mit den anderen Kursteilnehmenden – alle ebenfalls aus Gemeinden – sei sehr bereichernd gewesen. «Es war spannend, zu sehen, wie vielseitig die Gemeinden sind. Die Weiterbildung hat mir erlaubt, mich breit zu vernetzen.»

Für Lucas Rodriguez war es die erste Weiterbildung nach der Schul- und Lehrzeit. «Das Selbststudium war anfangs schon eine Umgewöhnung», sagt er. Auch sei es herausfordernd gewesen, dass nicht alle Module en bloc unterrichtet wurden, sondern sich die Themen der Kurstage immer wieder abwechselten, und alle Prüfungen am Schluss stattfanden.

Trotz Vollzeitanstellung fand Lucas Rodriguez genug Zeit fürs Lernen und die Umsetzung seiner Diplomarbeit. An dieser konnte er auch während der Arbeitszeit arbeiten. Er entwickelte nämlich einheitliche Checklisten für den Eintritt neuer Mitarbeitender und den Austritt scheidender Mitarbeitender der Gemeinde. «Das bedingte eine enge Abstimmung mit der Personalabteilung, wofür wir mehrere Sitzungen abhielten.» Denn Lucas Rodriguez arbeitet nicht in der Personalabteilung, musste sich also in die Abläufe erst einarbeiten und verstehen, was die Bedürfnisse der dortigen Mitarbeitenden sind. Die Arbeit sei sehr spannend gewesen, weil er Einblick in ein anderes Themenfeld erhalten habe und sich ganz neues Wissen habe aneignen können. Und nützlich war sie sowieso, denn die Liste wird nun in der Personalabteilung genutzt.

«Der Diplomlehrgang war ein Erfolgserlebnis für mich und hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt.»

Lucas Rodriguez, Sachbearbeiter Gemeinde Oberrieden (ZH)

Berufswunsch Gemeindeschreiber

«Der Diplomlehrgang war ein Erfolgserlebnis für mich und hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ich habe mir ein tieferes Hintergrundwissen über die Abläufe in der Gemeinde aneignen können», sagt Lucas Rodriguez. Davon sollen auch andere profitieren: Lucas Rodriguez ist Berufsbildner in seiner Gemeinde und freut sich, dass er das Wissen nun an die Lernenden weitergeben kann.

Nicht zuletzt ist die Weiterbildung ein wichtiger Schritt in der Karriere von Lucas Rodriguez. Er will den Gemeinden auch weiterhin erhalten bleiben und später eine kommunale Führungsfunktion übernehmen. Sein Wunsch ist es, Gemeindeschreiber zu werden. Dafür ist eine weitere Ausbildung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) nötig. Der junge Sachbearbeiter ist motiviert: «Gemeindeschreiber ist so eine spannende Funktion, man ist sehr nahe am Wandel der Gemeinde und am politischen Geschehen. Das finde ich sehr verlockend.»

Eidgenössische Berufsprüfung Fachfrau/Fachmann öffentliche Verwaltung

Die Berufsprüfung Fachfrau/Fachmann öffentliche Verwaltung eignet sich für Mitarbeitende auf allen Stufen der öffentlichen Verwaltung oder verwaltungsnahen Betriebe. Zur Kernkompetenz der Diplomierten gehören Beratungs-, Unterstützungs- und Vollzugsarbeiten für die Bevölkerung und die Exekutive sowie Sekretariatsarbeiten für die Legislative. Verschiedene Bildungsinstitute bieten Lehrgänge an. Die Schweizerische Prüfungsorganisation Höhere Berufsbildung öffentliche Verwaltung (Verein HBB öV) ist gesamtschweizerisch verantwortlich für die Organisation und Durchführung der eidgenössischen Berufsprüfung. Der Schweizerische Gemeindeverband ist Mitglied des Vereins HBB öV und mit der Direktorin Claudia Kratochvil im Vorstand vertreten.

Informationen: https://www.hbboev.ch/

Nadja Sutter
«Schweizer Gemeinde»
Chefredaktorin