
Die Zuger Gemeinden setzen auf E-Kehrichtfahrzeuge
Seit Januar 2025 brummen keine Diesellastwagen mehr durch die Zuger Gemeinden, um den Abfall abzuholen. Neu sind im Zentralschweizer Kanton ausschliesslich E-Kehricht- und E-Grüngutfahrzeuge unterwegs. Der Zweckverband Zeba, der sich im Auftrag der Gemeinden um die Abfallbewirtschaftung kümmert, sowie das Transportunternehmen R. Hürlimann AG ziehen nach den ersten Monaten eine äusserst positive Bilanz, berichten aber auch von einer steilen Lernkurve.
In einer unscheinbaren Halle ganz am Ende der Industriezone Gulmmatt oberhalb von Baar (ZG) stehen sie: Die acht Kehricht- und Grüngutfahrzeuge mit Stromantrieb, die seit Januar 2025 in den elf Zuger Gemeinden unterwegs sind. Oberhalb der Lastwagen ist an der Decke der Halle ein Kasten angebracht, der je nach Status unterschiedlich leuchtet: Blau heisst, dass das Fahrzeug gerade geladen wird, und grün heisst, dass es fertig geladen ist. In den parkierten Fahrzeugen steckt ein schwarzer Stecker – genau wie er auch für Elektroautos verwendet wird, wie Reto Hürlimann anmerkt. Er ist Geschäftsführer der R. Hürlimann AG, welche die Mandate für die Kehricht- und Grüngutsammlung vom Zeba Zug erhalten hat. Der Zeba ist ein Zweckverband, der im Auftrag aller elf Zuger Gemeinden die Abfallbewirtschaftung verantwortet.

Vorbildfunktion wahrnehmen
Der Zeba und damit die Gemeinden gaben denn auch den Anstoss für die E-Kehricht- und E-Grüngutlastwagen, wie Geschäftsführerin Heidi Oswald erzählt. «Wir sehen uns als innovativen Zweckverband, und in unseren Leitlinien ist festgehalten, dass Ökologie genau so wichtig ist wie Ökonomie», sagt sie. «Wir möchten zudem als öffentliche Hand unsere Vorbildfunktion wahrnehmen.» Als es um die neue Ausschreibung der Abfallsammlung ging, hielt der Verband fest, dass als Antrieb nur Wasserstoff oder Strom aus erneuerbaren Quellen in der Schweiz infrage kommt.
«Erste Pilotprojekte sind bereits erfolgreich gelaufen, die Technologie ist geprüft. Die Zeit ist reif für alternative Antriebe in der Abfallsammlung», fügt Heidi Oswald hinzu. Die R. Hürlimann AG gewann die Ausschreibung und machte sich sodann an die Beschaffung der Fahrzeuge. Acht neue Fahrzeuge zogen ein, vier Dreiachser sowie vier Vierachser mit einem Kran zum Leeren der Unterflurcontainer. Die Dreiachser sind Fahrzeugtypen, die regulär auf dem Markt erhältlich sind, die Vierachser mussten speziell für die Bedürfnisse in Zug hergestellt werden.

«Die Zeit ist reif für alternative Antriebe in der Abfallsammlung.»
Teuer in der Anschaffung, günstig im Unterhalt
Die Elektrofahrzeuge sind rund doppelt so teuer in der Anschaffung wie Dieselfahrzeuge. So kosteten die Dreiachser 500 000 Franken, die Vierachser mit Kran sogar 950 000 Franken. Im Unterhalt sind sie jedoch wesentlich günstiger als die Dieselfahrzeuge. «Wir haben eine Vollgarantie auf die Batterien für acht bis zehn Jahre, und der Service ist inbegriffen», erklärt Reto Hürlimann. Heidi Oswald ergänzt: «Über die ganze Lebensdauer der Fahrzeuge gerechnet sind die E-Lastwagen nicht teurer.» Für den Zeba sei der Preis gleich wie vorher mit Dieselfahrzeugen. «Dass sich die neue Technologie auch finanziell lohnt, hilft sicher, dass sie sich langfristig durchsetzen kann», glaubt Heidi Oswald.
Der Strom für den Betrieb kommt von der grosszügigen Solaranlage im Industriepark Gulmmatt. Dort werden die Fahrzeuge jeweils über Nacht geladen – jene, die in der Nähe unterwegs sind, laden jeweils auch in der Mittagspause auf. Die Lösung ist allerdings noch nicht ideal, denn die Fahrzeuge sind tagsüber, wenn die Sonne scheint, mehrheitlich unterwegs. «Wir planen, eine Speicheranlage zu bauen, um den tagsüber produzierten Strom speichern und für die nächtliche Ladung der Fahrzeuge verwenden zu können», sagt Reto Hürlimann. Dafür brauche es aber noch Abklärungen.

Feinjustierungen sind nötig
Sicher ist aber: Die Leistung der E-Fahrzeuge ist besser als jene, die mit Diesel betrieben sind. Und auch die Chauffeure sind zufrieden, wie Reto Hürlimann sagt: Sie lobten das neue Fahrgefühl. Für die Mitarbeitenden, die hinten mitfahren, sei es zudem angenehmer weil die Fahrzeuge leiser seien und keine Abgase produzierten.
Feinjustierungen seien aber noch nötig, insbesondere bei der Fahrweise. Dazu bietet das Unternehmen Schulungen für seine Chauffeure an und hat auch bereits Anpassungen vorgenommen. Nicht ganz einfach ist die Planung, weil gerade beim Grüngut die Abfallmenge je nach Jahreszeit und Wetter stark variiert – und weil im Versorgungsgebiet laufend neue Unterflurcontainer dazukommen. «Wir möchten bis 2030 in allen Gemeinden ausschliesslich Unterflurcontainer und keine Rollcontainer mehr im Einsatz haben», sagt Heidi Oswald. Werden neue Unterflurcontainer in Betrieb genommen, heisst das auch, dass sich die Routen für die Abfallsammlung ändern. Zudem bedeutet diese Umstellung, dass die Fahrzeugflotte sowohl in der Lage sein muss, Rollcontainer als auch Unterflurcontainer zu leeren.

«Wir müssen in diesem ersten Jahr nun Erfahrungen sammeln», fasst Reto Hürlimann zusammen. «Wir sind gut gestartet und meistern diese Herausforderung, haben aber noch Potenzial zur Optimierung.» Heidi Oswald pflichtet ihm bei: «Der Start und die Umstellung waren herausfordernd. Seither läuft es aber rund. Als Verband sind wir mit dieser Lösung sehr zufrieden.» Und auch aus der Bevölkerung gebe es viele positive Rückmeldungen.
Kinderzeichnungen auf E-Lastwagen
Die neuen E-Kehrichtlastwagen der Zuger Gemeinden schmücken verschiedene Kinderzeichnungen. Der Zweckverband Zeba, der sich im Auftrag aller elf Zuger Gemeinden um die Abfallbewirtschaftung kümmert, lancierte einen Zeichenwettbewerb für Schulklassen zum Start der acht neuen Abfallsammelfahrzeuge. Eine Jury und ein öffentliches Voting haben die Gewinnerzeichnungen bestimmt, die seither die Wagen schmücken.