Wisi Kathriner vom Werkhof und der Sarner Geschäftsleiter Alex Mathis auf dem neuen Holzschiff des Spielplatzes «Kapitän Zinsli».

Ein Spielplatz mit grosser Ausstrahlung

14.02.2024
1-2 l 2024

In Sarnen (OW) zieht der Spielplatz «Kapitän Zinsli» Familien aus der ganzen Region an. Das Erfolgsrezept: nachhaltige Materialien, ein durchdachtes pädagogisches Konzept – und ein sorgfältiger Unterhalt durch die Gemeinde.

Der Hochnebel hängt über dem Sarnersee, es ist bitterkalt an diesem Wintertag. Doch das hält zwei Familien nicht davon ab, auf dem Spielplatz «Kapitän Zinsli» in Sarnen (OW) direkt am See zu verweilen. Dick eingepackt schaufeln zwei kleine Kinder fleissig Sand vom Boden auf ein hölzernes Spielgerät. Etwas weiter weg steht Wisi Kathriner in seinem orangen Overall und schmunzelt. Die Aktion der beiden Kinder wird ihm später Arbeit bescheren. Zweimal die Woche ist der Teamleiter des Teams Grün des Werkdienstes von Sarnen einige Stunden lang mit dem Unterhalt des Spielplatzes beschäftigt. Er schüttet die Löcher, welche die Kinder im Sand gegraben haben, wieder zu, schneidet Sträucher, mäht in den warmen Monaten die Wiese und überprüft regelmässig die ganze Infrastruktur.

Gerade das Überprüfen ist momentan nötig. Der Spielplatz wurde 2012 erstellt und besteht vor allem aus Holz. Die hölzernen Geräte und auch der Holzzaun um den Platz stehen seit zwölf Jahren ungeschützt in der Witterung, und das sieht man ihnen an. Ein Spielschiff und einzelne Sitzbänke sowie Pfosten musste die Gemeinde bereits ersetzen. «Wenn man einen schönen, naturnahen Spielplatz haben will, muss man Zeit und Geld für den Unterhalt investieren», sagt Wisi Kathriner.

Zusammenarbeit mit Kantonalbank

Der «Kapitän Zinsli»-Spielplatz wurde 2012 anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Obwaldner Kantonalbank (OKB) erstellt. «Die OKB wollte der Bevölkerung zum Jubiläum etwas zurückgeben», sagt Alex Mathis, Geschäftsführer der Gemeinde Sarnen. «Sie beschloss deshalb den Bau des Spielplatzes, der einen älteren, kleineren Spielplatz an der gleichen Stelle ersetzte.» Von der Bank stammt auch der Name: «Zinsli» ist ihr Maskottchen der Angebote für Kinder. Die OKB finanzierte die Spielgeräte, der Werkdienst der Gemeinde übernahm die Arbeiten und kümmert sich seither um den Unterhalt. Rund eine halbe Million Franken kostete der Spielplatz. Die Arbeiten dauerten rund drei Monate und wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Iris Spielwelten realisiert.

Wisi Kathriner war bereits beim Bau des Spielplatzes mit dabei. «Hinter dem Spielplatz steckt ein pädagogisches Konzept, wir haben nicht einfach zufällig Spielgeräte hingestellt», erinnert er sich. Der Spielplatz sollte naturnah sein und den Kindern vielfältige Möglichkeiten zum Entdecken bieten. Dabei wurde hauptsächlich auf natürliche Materialien gesetzt: Holz, Hanfseile, Steine, Sand. Der Sand dient einerseits als Fallschutz, andererseits lädt er die Kinder zum Gestalten ein. «Wir haben bewusst Sand und nicht Holzschnitzel gewählt, denn die Holzschnitzel vermodern mit der Zeit, und der ganze Platz wird schmutzig.»

Highlight Wasserspiel

Die Kinder können zahlreiche der Klettergerüste, Schaukeln und Rutschen gemeinsam erkunden. Dazwischen laden Sitzgelegenheiten zum Ausruhen ein. Verschiedene Bäume und Sträucher sorgen im Sommer für Schatten, bieten aber auch Verstecke für die Kinder. Ein besonderes Highlight für die Kinder ist das Wasserspiel: Dort können sie das Wasser stauen, durch Kanäle fliessen lassen und sogar mit einer Winde heraufpumpen. Das Wasser läuft von April bis Mitte Oktober und wird in den kalten Monaten abgestellt. «Die Eltern, die den Spielplatz gut kennen, bringen meist gleich Ersatzkleider mit, weil sie wissen, dass die Kinder sowieso nass werden», sagt Wisi Kathriner und schmunzelt.

Für die Gemeinde Sarnen ist der Spielplatz zu einem wahren Publikumsmagneten geworden. «Nicht nur Familien aus Sarnen, sondern aus der ganzen Region kommen hierher», sagt Geschäftsführer Alex Mathis. «Im Sommer ist hier unglaublich viel los.» Dazu trägt auch die schöne Lage bei: Der Spielplatz liegt direkt am See; daneben liegen eine Pétanquebahn sowie Fussballplätze, die Badi ist in Gehdistanz. Trotz der hohen Besucherfrequenz hat die Gemeinde keine Probleme mit Vandalismus auf dem Spielplatz. Wisi Kathriner sagt dazu: «Am See hat es Platz und Infrastruktur für alle Altersgruppen. Es wird akzeptiert, dass diese Anlage für die Kinder da ist.»

«Ein guter Spielraum ermöglicht Begegnungen»

Anne Wegmüller, Sie sind Geschäftsleiterin von SpielRaum, und sie unterstützen Gemeinden bei der Planung von Spielplätzen. Was macht einen guten Spielplatz aus?

Wir sprechen lieber von Spielräumen als von Spielplätzen. Freiräume sind gerade in urbanen Gebieten rar; deshalb gilt es, die bestehenden Flächen so zu gestalten, dass sie generationenübergreifend nutzbar sind: für Kinder, Jugendliche, Eltern, aber auch Seniorinnen und Senioren. Bedarfsgerechte Spielräume sind in verschiedene Bereiche unterteilt: in solche, die Bewegung erlauben, zum Beispiel mit Schaukeln oder Hüpfsteinen, aber auch in ruhige Ecken, wo sich Kinder verstecken können. Sitzgelegenheiten ermöglichen Begegnungen, und naturnahe Gestaltungen mit Bäumen und Hecken laden zum Entdecken ein. Nicht zuletzt sollen Kinder verändern dürfen, zum Beispiel mit Sand, Wasser oder auch Bauklötzen.

Was sollte man eher vermeiden?

Eine Aneinanderreihung von Spielgeräten auf einem Rasen ohne ein durchdachtes Konzept ist nicht zu empfehlen. Grundsätzlich sollte überlegt werden: Welchen Wert haben die Geräte? Spielgeräte, die multifunktional von mehreren Kindern nutzbar sind, sind solchen zu bevorzugen, die nur ein Kind auf einmal benutzen kann. Künstliche Fallschutzmatten sehe ich auch kritisch. Sie sind ökologisch nicht sinnvoll, und mit Rundkies oder Holzschnitzeln gibt es sicherere, natürlichere Alternativen.

Welche Trends sehen Sie aktuell in der Gestaltung von Spielräumen?

Viele Gemeinden setzen auf naturnahe Spielräume und verbinden sie mit einem Biodiversitätskonzept. Sie pflanzen zum Beispiel bestimmte Pflanzen, die Insekten anziehen – und das Beobachten dieser Insekten wiederum fördert die Entdeckungslust bei den Kindern und das Naturerlebnis für alle. Was wir überdies immer wieder sehen, ist die Kombination von Pumptracks und Spielbereichen.

Welchen Rat würden Sie einer Gemeinde geben, die einen neuen Spielraum plant oder einen bestehenden Spielplatz sanieren will?

Sich für die Planung genug Zeit zu nehmen und alle relevanten Akteure einzubinden. Viele Gemeinden bilden eine abteilungsübergreifende Projektgruppe: Die Bauverwaltung ist genauso involviert wie die Jugendarbeit, Werkhofmitarbeitende sowie Altersbeauftragte. Es ist wichtig, Kinder, Jugendliche, Eltern sowie Anwohnende in einem partizipativen Verfahren einzubeziehen. Die Nutzerinnen und Nutzer haben oft viel Wissen und Erfahrung, das man anzapfen kann. So können auch Fehlplanungen vermieden werden.

Nadja Sutter
«Schweizer Gemeinde»
Chefredaktorin