Philipp Egli will die digitale Transformation in der Gemeinde Glarus sowohl intern als auch extern vorantreiben.

Er macht Glarus fit für die digitale Zukunft

17.06.2023
6 l 2023

Philipp Egli leitet seit einem Jahr die Fachstelle Smart City und Informatik der Gemeinde Glarus. Eine der grössten Herausforderungen ist für ihn die Skepsis der Menschen gegenüber der neuen Technologie. «Es braucht Veränderungen, aber nicht nur im System, sondern auch im Kopf.»

Wer sich bei der Gemeinde Glarus für eine Stelle bewerben möchte, kann seine Unterlagen künftig auch elektronisch einreichen. Dieses neue, digitale Bewerbungsmanagement ist eines der ersten Projekte, die auf Initiative von Philipp Egli umgesetzt wurden. Der 40-Jährige leitet seit gut einem Jahr die verwaltungsinterne Fachstelle Smart City und Informatik. Die Stelle wurde neu geschaffen, um die digitale Transformation in der Gemeinde Glarus sowohl intern als auch extern voranzutreiben. Bisher war die Informatik bei einem Verwaltungsbereich angehängt. «Es war jetzt nicht unbedingt eine grüne Wiese, als ich angefangen habe», sagt er und fügt mit einem Schmunzeln an: «Aber der Gestaltungsraum war – und ist immer noch – ziemlich gross.»

Intern möchte er in erster Linie die Informatik weiterentwickeln. «Wir müssen zuerst innerhalb der Verwaltung vorwärts machen, bevor wir mit Projekten zur Bevölkerung gehen», findet er. Und da sieht der Fachmann viel Potenzial. «Die Software ist nicht gerade benutzerfreundlich, und ein grosser Teil der internen Kommunikation läuft noch über Mail oder Telefon.» Dass Letzteres auch digitaler geht, zeigt die Schule, für deren Informatik Philipp Egli ebenfalls zuständig ist. «Die Schulen mussten wegen Corona rasch umstellen, und vieles ist heute aus dem Arbeitsalltag kaum mehr wegzudenken, etwa Microsoft Teams.» Diese digitale Plattform soll in Zukunft auch die Kommunikation in der Gemeindeverwaltung effizienter machen. Bis es aber so weit ist, dauert es noch etwas. «Manchmal würde ich gerne etwas schneller vorwärtsmachen, doch es gibt Prozesse und Gesetze, die wir einzuhalten haben.» Für den Digitalisierungsbeauftragten ist es deshalb wichtig, Projekte in kleinen Schritten anzugehen, um Erfahrungen zu sammeln und allenfalls auch wieder einen Schritt zurückzugehen.

Die Menschen miteinbeziehen

Philipp Egli ist in Glarus aufgewachsen und hat mit Ausnahme von ein paar Auslandsaufenthalten immer in der Gemeinde am Fusse des rund 2300 Meter hohen Vorderglärnisch gewohnt. «Ich freue mich sehr, meine Heimatgemeinde in eine digitale Zukunft führen zu können», sagt er. Nach einer KV-Lehre in einem Industriebetrieb und einem Bachelor in Wirtschaftsinformatik arbeitete er in verschiedenen Unternehmen in der Privatwirtschaft. Zuletzt war er bei einer IT-Firma in Zürich tätig und absolvierte den Master in «Human Computer Interaction Design» an der Ostschweizer Fachhochschule OST. In diesem Studiengang lernte er, technische Systeme und Programme so zu entwickeln, dass sie auch die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer erfüllen. «Auf dem Weg zur Smart City ist es unabdingbar, die Menschen, die die Projekte mittragen und umsetzen, miteinzubeziehen», ist er überzeugt.

Gegen aussen sieht sich Philipp Egli vor allem als Bindeglied zwischen Verwaltung auf der einen Seite und Bevölkerung, Wirtschaft und Politik auf der anderen. So ist der Digitalisierungsbeauftragte beispielsweise auch Teil des Entwicklungsprojekts «Glarus», das unter Einbezug verschiedener Anspruchsgruppen wie Detailhandel, Kultur, Gewerbe und Hotellerie die Gemeinde und ihre Angebote ganzheitlich stärken will. «Hier können wir gerade auch mit digitalen Lösungen den Bürgerinnen und Bürgern einen noch besseren Service bieten.»

«Wenn wir digitale Projekte umsetzen, müssen wir immer auch an jene Menschen denken, die bis anhin mit der Digitalisierung wenig bis gar nichts am Hut hatten.»

Philipp Egli, Fachstelle Smart City und Informatik, Gemeinde Glarus

Skepsis ist noch weitverbreitet

Philipp Egli ist aber auch Ansprechperson für den Kanton, der mittlerweile ebenfalls eine Fachstelle für digitale Verwaltung geschaffen hat, sowie für die anderen beiden Gemeinden im Kanton – Glarus Süd und Glarus Nord. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, sagt er. «Ich glaube, wir alle haben gemerkt, dass man gemeinsam besser und effizienter arbeitet, als wenn jeder in seinem Kämmerlein allein vor sich hin werkelt.» Beispiel eines solchen gemeinsamen Projekts ist das Behördenportal, das Anfang 2024 in allen drei Gemeinden sowie im Kanton mit ersten digitalen Dienstleistungen aufgeschaltet wird. Bürgerinnen und Bürger haben dann beispielsweise die Möglichkeit, den Antrag für einen Pass oder eine Identitätskarte online zu stellen. Das Behördenportal soll laufend weiterentwickelt werden. Ziel ist es gemäss Philipp Egli, dass die Bürgerinnen und Bürger für einen Grossteil der Dienstleistungen nicht mehr ins Gemeindehaus oder ins Regierungsgebäude kommen müssen.

Das aber bedeute nicht, dass die Schalter aufgehoben werden. «Das digitale Behördenportal ist als Ergänzung gedacht.» Ein wichtiger Satz. Denn der 40-Jährige hat in seinem ersten Jahr als Digitalisierungsbeauftragter schnell gemerkt, dass bei vielen Menschen die Skepsis gegenüber den neuen technologischen Möglichkeiten nach wie vor gross ist. «Es braucht Veränderungen», sagt er, «aber nicht nur im System, sondern auch im Kopf.» Hier will er ebenfalls Aufklärungsarbeit leisten und einen Kulturwandel – inner- und ausserhalb der Verwaltung – herbeiführen. «Wenn wir digitale Projekte umsetzen, müssen wir immer auch an jene Menschen denken, die bis anhin mit der Digitalisierung wenig bis gar nichts am Hut hatten.» Mentoringprogramme sollen ihnen helfen, sich an die neuen Technologien zu gewöhnen.

Philipp Eglis Anstellung ist auf fünf Jahre befristet. Er hofft, dass die Gemeinde bis dahin die meisten ihrer Services auch online anbieten kann und die Menschen ihre Angst vor der Digitalisierung etwas verloren haben und verstärkt den Nutzen in ihr sehen können. Ein Beispiel dafür ist die elektronische Rechnung. Noch ist sie Zukunftsmusik in der Gemeinde Glarus. «Sie erleichtert aber nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern die Zahlung, sondern auch den Verwaltungsmitarbeitenden die Arbeit», sagt Philipp Egli. «Wenn wir schon Mühe haben, Mitarbeitende zu finden, müssen wir wenigstens schauen, dass jene, die wir haben, besser und effizienter arbeiten können.»

Marion Loher
Freie Mitarbeiterin