Kilian Henggeler ist der Leiter der Grün- und Gewässerpflege in Urdorf.

Er sorgt für mehr Biodiversität in Urdorf

07.12.2023
12 l 2023

Kilian Henggeler absolviert den Lehrgang «Fachperson Biodiversität» am Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich. In Urdorf (ZH) hat er eine Stelle gefunden, in der sein Engagement für die Natur und sein Wissen geschätzt werden.

Kilian Henggeler ist fasziniert vom Thema Biodiversität. Deshalb entschied sich der gestandene Gärtnermeister als einer der Ersten im Frühling 2022, den Lehrgang «Fachperson Biodiversität» am Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich (BZG) in Angriff zu nehmen. «Eigentlich wollte ich zunächst nur einen Nachweis dafür, dass ich naturnahe Pflege bereits kann», gibt er augenzwinkernd zu. Schnell merkte er dann aber, dass der Lehrgang auch ihm neue Inputs, vertieftes Wissen und spannende Bezüge zur Praxis vermittelt und ihm vor allem Zugang zu einem grossen Netzwerk von Fachleuten im Bereich Biodiversität verschafft.

Und das, obwohl sein «Rucksack» tatsächlich schon gut gefüllt ist: Nach seiner Ausbildung war er zunächst einige Jahre in ganz unterschiedlichen Bereichen des Garten- und Landschaftsbaus unterwegs und bildete auch Lernende aus. Anschliessend kam er als Vorarbeiter des Werkhofs Unterägeri (ZG) erstmals mit dem Gemeindewesen und dessen Anforderungen an Unterhalt und Pflege in Kontakt. Schon da war er begeistert von der Bandbreite der Aufgaben und der Möglichkeit, Entwicklungen von Grünflächen aktiv zu beeinflussen und zu beobachten. Nachdem er die letzten Jahre für Grün Stadt Zürich – aus seiner Sicht führend in der Natur- und Grünflächenförderung – tätig gewesen war, startete er am 1. April 2023 als Leiter Grün- und Gewässerpflege bei der Gemeinde Urdorf (ZH).

Auf die Natur hören

Hier kann er sein Credo leben: «Mit der Natur zusammenarbeiten, sie beobachten, auf sie hören und dadurch auch die Artenvielfalt fördern.» Genau das ist ein Aspekt in der Ausbildung zur Fachperson Biodiversität. Die Teilnehmenden nehmen in einer Projektarbeit eine Fläche auf und analysieren diese, erarbeiten Verbesserungsvorschläge im Sinne der Biodiversität und entwickeln ein entsprechendes Monitoring. Hier wird – wie bei allen Modulen der Ausbildung – hoher Wert auf den Praxisbezug gelegt. Zur umfassenden Weiterbildung gehören neben den Pflichtmodulen im Bereich Pflanzen- und Bodenpflege sowie im Unterhalt naturnaher Lebensräume im Siedlungsraum frei wählbare Vertiefungsmodule.

Kilian Henggeler hat sich für die Kombination Obstbaumschnitt und Baumkontrolle entschieden. «Bäume richtig beurteilen zu können, hilft mir bei meiner Arbeit in Urdorf sehr», freut er sich. Stark profitiert habe er auch vom Vernetzungsmodul «GreenPowerDays». Dabei beschäftigt man sich an zwei Tagen explizit mit dem Flächenmonitoring, zwei weitere beinhalten ein intensives Kommunikations- und Persönlichkeitstraining mit dem bekannten Verhaltenstrainer Dr. Cristian Moro. Jeweils am Netzwerktag im November dürfen die Teilnehmenden ihre Projektarbeit vor zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Gemeinden und Städten, aus der Bildung sowie von Verbänden und Vereinen präsentieren. So erhalten sie nicht nur ein fachliches Feedback, sondern kommen in Kontakt mit dem umfassenden Netzwerk des Bildungszentrums Gärtner JardinSuisse Zürich.

Dessen Geschäftsführer Erich Affentranger ist sich sicher, mit diesem Lehrgang ins Schwarze getroffen zu haben: «Die grüne Branche hat die Kompetenz für die Natur und die Biodiversität, wir müssen kontinuierlich daran arbeiten, dass wir auch so wahrgenommen werden.» Daher plant man im BZG bereits Massnahmen, mit denen die Ausbildung noch mehr Gewicht und Anerkennung erhält und die Fachpersonen kontinuierlich unterstützt und repräsentiert werden.

Gemeinde bekennt sich zur Biodiversität

Dass dies der richtige Ansatz ist, zeigt auch die Aussage von Martina Ott, Abteilungsleiterin Werke der Gemeinde Urdorf: «Wenn jemand so wie Kilian Henggeler eine fundierte Ausbildung im Bereich Biodiversität nachweisen kann, passt er hervorragend zu uns und unseren Zielen.» Denn die Gemeinde Urdorf bekennt sich klar zur Biodiversität. Deren Wichtigkeit wurde im Jahr 2018 mit der Gründung einer eigenen Umweltabteilung Rechnung getragen. Auch im Leitbild 2030 des rund 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Dorfes ist das Thema sehr präsent.

«Ich will anpacken und gestalten, nicht nur predigen.»

Kilian Henggeler, Leiter der Grün- und Gewässerpflege Urdorf (ZH)

Macht man sich auf den Weg durch das in die Region Limmattal eingebettete Dorf, trifft man auf eine Reihe umgesetzter Projekte. So wurde im Zeitraum von 2017 bis 2019 ein knapp ein Kilometer langer Teilabschnitt des Schäflibaches renaturiert und damit aus einem unbelebten, geraden Kanal ein lebendiger Bach gestaltet, an dem sich heimische Flora und Fauna wohlfühlen. Gleichzeitig ist mit dem begleitenden Flussweg ein Naherholungsgebiet entstanden. Aktuell wird in einer zweiten Etappe der Bachlauf mitten im Dorf im Rahmen des Hochwasserschutzes revitalisiert. Ein weiteres Beispiel ist der Bollweiher am südlichen Ende von Urdorf. War dieser vor drei Jahren noch komplett verlandet, ist er nun ein wertvoller Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten. Kilian Henggeler will diesen Zustand mit gemässigten Pflegemassnahmen erhalten.

Ausserdem werden im Dorf fortlaufend Wechselflorrabatten durch Wildblumen-, Stauden- oder Wiesenrabatten ersetzt. Kilian Henggeler beobachtet auch hier ganz genau und wendet das im Lehrgang erworbene Wissen an. So plant er Aufwertung und Bepflanzung häufig mithilfe einer «Zielart». Er erklärt dies an einem Beispiel: «In der Nähe des Bahnhofs gibt es einen kleinen Platz, diesen wollen wir aufwerten. Meine Zielart ist die Blaue Holzbiene, ich möchte dieser Wildbiene hier einen Lebensraum schaffen. Dementsprechend schlage ich die Bepflanzung vor.»

Die konstruktive Zusammenarbeit mit den Abteilungen schätzt er sehr, ebenso sehr, dass er sowohl planen als auch umsetzen darf. «Ich will anpacken und gestalten, nicht nur predigen», sagt er. Und das glaubt man ihm aufs Wort. Auch wenn ein bisschen Predigen wohl auch zu seinem Alltag gehört, denn es ist ihm eine Herzensangelegenheit, dass alle Mitarbeitenden einen guten Draht zur Artenvielfalt finden.

Informationen zum Lehrgang Fachperson Biodiversität

Ort: Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich

Start: jederzeit möglich

Lehrgangsstruktur: Der Lehrgang besteht aus Pflicht- und Vertiefungsmodulen sowie dem Vernetzungs- und Qualifizierungsmodul «GreenPowerDays».

Weitere Informationen und Anmeldung: www.bzgzh.org

Petra Hausch
JardinSuisse