
Feuerwerksverbot: die pragmatische Lösung von Nidau
Sollen knallende Feuerwerke verboten werden? Diese Frage weckt Emotionen – derzeit auch auf nationaler Ebene. In den zuständigen Kommissionen von National- und Ständerat wird über die Feuerwerksinitiative diskutiert. Viele Gemeinden pflegen allerdings schon seit Jahren einen ganz pragmatischen Umgang mit dem Thema. So zum Beispiel Nidau (BE) am Bielersee: Stadtpräsidentin Sandra Hess gibt Auskunft.
Der 1. August rückt näher – und damit die Zeit der Feuerwerke. Sofern es das Wetter zulässt und der Sommer nicht zu trocken ist, werden zahlreiche Feuerwerksbegeisterte ihre Knallkörper abbrennen. Während sich die einen darüber freuen, stört es andere. Besonders Tierfreunde fürchten 1. August und Silvester, versetzt das Knallen doch regelmässig Haus- und Wildtiere in Panik.
Zeit also, Feuerwerke ganz zu verbieten? Das fordert die Feuerwerksinitiative, die derzeit auf Bundesebene diskutiert wird. Sie will den Verkauf und die Verwendung von lauten Feuerwerkskörpern für Private verbieten. Kantone könnten aber für Veranstaltungen wie eben 1.-August-Feiern Ausnahmebewilligungen erteilen. Der Bundesrat empfahl die Initiative im Oktober 2024 zur Ablehnung, derzeit wird sie in den Kommissionen von National- und Ständerat diskutiert.
Viele Gemeinden regeln selbst
Für Sandra Hess, Stadtpräsidentin von Nidau (BE) und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Gemeindeverbands, ist ein Verbot unnötig. Denn: «Die Gemeinden können diese Frage gut selbst regeln», sagt sie und fügt an: «In vielen Gemeinden und Städten hat die Bevölkerung bereits entschieden, wie sie den Umgang mit Feuerwerk handhaben will.» So auch in Nidau: Seit 2006 sind Feuerwerke grundsätzlich nur noch am 31. Juli, am 1. August und an Neujahr erlaubt. Ausnahmen können bewilligt werden, seit der Einführung der Regelung gingen allerdings keine Anfragen diesbezüglich ein.

«Die Gemeinden können die Feuerwerksfrage gut selbst regeln.»
In der Stadt am Bielersee kam es nach der Expo.02 zum Verbot, erinnert sich Sandra Hess. Das Nidauer Seeufer wurde mit der Landesausstellung zum beliebten Eventort. Am 31. Juli wurde jeweils ein grosses und beliebtes Feuerwerk in der Seebucht gezündet, das Tausende Besucherinnen und Besucher anzog. Aber besonders die Zahl privater Feiern nahm zu. «Im Sommer wurde gefühlt an jedem Wochenende Feuerwerk gezündet, und die Bevölkerung begann sich über die Lärmbelastung zu beschweren», sagt Sandra Hess. Ein Vorstoss im Stadtrat forderte eine klare Regelung für das Abbrennen von Feuerwerk.
Positive Rückmeldungen
Das kommunale Polizeireglement wurde in der Folge angepasst. Aus der Bevölkerung sind die Rückmeldungen positiv, und auch die Erfahrungen der Gemeinde sind gut. Sandra Hess fügt hinzu: «Allerdings muss man jedes Jahr breit informieren und konsequent kontrollieren.»
An neuralgischen Punkten werden für die Kontrollen private Sicherheitsdienste eingesetzt, und die Polizei patrouilliert an Orten, an denen illegale Feuerwerkszündungen bekannt sind. Besonders kurz nach Einführung der Regelung wurden private Veranstalter verwarnt und auch gebüsst – das legte sich aber rasch, wie Sandra Hess sagt. «Heute haben wir es vereinzelt mit Knallkörpern zu tun, die Jugendliche zünden. Diese zu erwischen, ist sehr schwer.» Die Gemeinde führt regelmässig Informations- und Sensibilisierungskampagnen durch. «Es geht ja nicht nur um Lärm, sondern auch um Brandschutz, Littering und korrekte Entsorgung», sagt Sandra Hess.

Entscheidungskompetenz bei Gemeinden
Sandra Hess zieht ein positives Fazit des Feuerwerksverbots in Nidau – und weiss, dass eigenständige Regelungen auch anderswo gut funktionieren, zum Beispiel in der Stadt Bern. Klar sei es möglich, dass es eine Nachbargemeinde anders handhabe und dann doch Feuerwerkslärm zu hören sei. «Aber diese Frage stellt sich bei jedem Thema, das nicht auf eine Gemeinde eingegrenzt werden kann. Das legitimiert nicht, den Gemeinden die Entscheidungskompetenz wegzunehmen.» Über solche Themen oder eben Vorstösse wie die Feuerwerksinitiative passiere das aber schleichend.
Es gehe nicht darum, was ein nationales Verbot für eine Gemeinde bedeuten würde, sondern darum, dass man der Bevölkerung in der Gemeinde nicht zutraue, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. «Das stört mich massiv. Und das halte ich für gefährlich für den Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl in der Gemeinde. Wer sich zugehörig fühlt, übernimmt auch Verantwortung», sagt Sandra Hess. «Deshalb ist mir die Gemeindeautonomie sehr wichtig. Auch dann, wenn es um Feuerwerk geht.»