Dieses Jahr organisierte Grenchen (SO) einen Clean-up-Day an der Aare, an dem Abfalltaucher und Helfende zahlreiche Gegenstände aus dem Fluss fischten.

Grenchen kämpft erfolgreich gegen Littering

16.04.2025
4 l 2025

Mit viel Engagement aus der Bevölkerung begegnet die Stadt Grenchen (SO) der Herausforderung Littering. Seit mehr als fünf Jahren setzt sie auf ein ganzes Massnahmenpaket, um die Stadt sauber zu halten. Mit Erfolg: Die Mitarbeitenden des Werkhofs verbringen deutlich weniger Zeit damit, achtlos weggeworfenen Abfall wegzuräumen, und haben dadurch mehr Ressourcen für andere Aufgaben.

Als Grenchen 2020 den ersten Clean-up-Day organisierte, traf die Solothurner Stadt offenbar einen Nerv. Mehr als 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen und halfen mit, Grenchen von achtlos weggeworfenem Abfall zu befreien. Drei Jahre später verzeichnete der Clean-up-Day sogar einen Teilnehmerrekord: 730 Personen waren 2023 mit dabei.

Das grosse Engagement der Bevölkerung freut Sandra Marek, Sachbearbeiterin Stadtplanung und Energiestadtkoordinatorin bei der Stadt Grenchen. Sie ist bei der Baudirektion zuständig für das Thema Littering und hilft unter anderem mit, den Clean-up-Day zu organisieren. Dieser ist eine schweizweite Aktion der IGSU (Interessengemeinschaft für eine saubere Umwelt) und wird in zahlreichen Gemeinden und Städten durchgeführt. 2019 kam aus der Politik der Anstoss, diesen Tag auch in Grenchen umzusetzen. Und die Stadt legt sich seither besonders ins Zeug: 2021 gewann die Stadt sogar einen Preis der IGSU für den kreativsten Clean-up-Day. Mit dem gewonnenen Ausflugsgutschein besuchten die Teilnehmenden ein Entsorgungscenter und lernten Interessantes zum Thema Plastikrecycling. Jedes Jahr überlegt sich das OK eine besondere Aktion im Rahmen des Clean-up-Days, letztes Jahr zum Beispiel einen Gestaltungswettbewerb für die Schulen.

Die Schulen seien ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen Littering, wie Sandra Marek erklärt. Sensibilisierungsmassnahmen gegen Littering sind fix im Stundenplan verankert. Im Turnus putzen Schulklassen einmal die Woche den Pausenplatz, und jährlich werden drei Schullektionen dem Umweltunterricht der Stiftung Pusch gewidmet. Darin geht es nicht nur um Littering, sondern allgemein um den Umgang mit Ressourcen.

Grosses Engagement

Ein weiterer Baustein im Kampf gegen Littering sind in Grenchen die Raumpatenschaften. Dabei verpflichten sich Freiwillige aus der Bevölkerung, einen bestimmten Ort in der Stadt – zum Beispiel eine Bushaltestelle, den Raum um eine Parkbank oder einen Spielplatz – regelmässig von Abfall zu befreien. Die Idee: Liegt kein Abfall herum, so ist die Hemmschwelle grösser, Müll achtlos auf den Boden zu werfen. 2021 startete das Projekt, heute betreuen 28 Raumpatinnen und Raumpaten 29 Gebiete.

«Wir haben in diesem Programm sehr engagierte Leute, die uns immer wieder wertvolle Inputs geben», sagt Sandra Marek. Eine Familie, die regelmässig einen Spazierweg entlang eines Bachs von Abfall befreit, hat zum Beispiel selbst kleine Aschenbecher aus Blechdosen gebastelt und an den Parkbänken angebracht. Seither liegen auf dem Abschnitt deutlich weniger Zigarettenstummel am Boden. Bei anderen Raumpatinnen und Raumpaten haben die Aufräumaktionen die Situation so stark verbessert, dass ihr Einsatz gar nicht mehr nötig war – und sie sich ein neues Gebiet gesucht haben.

«Uns ist es sehr wichtig, Wertschätzung für das grosse Engagement der Raumpatinnen und Raumpaten zu zeigen», sagt Sandra Marek. Regelmässig organisiert die Stadt deshalb ein Treffen. Das zeigt den Raumpatinnen und Raumpaten einerseits, dass sie mit ihrem Engagement nicht allein sind, und stellt andererseits den Kontakt zur Stadt sicher.

Abfalltaucher in der Aare

Das Engagement der Stadt Grenchen zahlt sich aus. Seit 2023 trägt sie das No-Littering-Label der IGSU. Um das Label zu erhalten, muss eine Gemeinde mindestens fünf Massnahmen im Kampf gegen Littering umsetzen. Im Falle von Grenchen sind dies der jährliche Clean-up-Day, das Raumpatenprojekt, der Umweltunterricht sowie die «Pausenplatz-Putzete» in den Schulen. Dazu kommt eine jährlich wechselnde Massnahme, 2025 war dies ein zusätzlicher Clean-up-Day an der Aare zusammen mit dem Verein Abfalltaucher am 15. März. Rund 30 Taucher bargen mithilfe von Hebeballons eine grosse Menge an Abfall aus der Aare. Bootshelfer zogen die Fundstücke aus dem Wasser und übergaben sie an rund 60 Landhelfer. Unter den geborgenen Objekten befanden sich zwei Töffli, 25 Velos, 18 Reifen, etwa 300 Kilogramm Kupferkabel, ein Ruderboot, eine Büroeinrichtung, ein Sofa, zahlreiche Ölfässer, eine Matratze sowie eine Flaschenpost eines Kindergartens aus Studen.

«Mit dem IGSU-Label können wir unser Engagement sichtbar machen», erklärt Sandra Marek. Die Stadt nutze das Label vor allem in der Kommunikation. «Wichtiger als das Label ist es für uns, die Massnahmen umzusetzen, mit dem Ziel eines sauberen und angenehmen Stadtbildes.» Und dass die Massnahmen nützen, erfährt der Werkhof ganz direkt. Zwar gebe es noch immer Littering-Hotspots, so Sandra Marek. Aber: «Im Grossen und Ganzen hat das Littering stark abgenommen.» Die Mitarbeitenden des Werkhofs haben weniger Arbeit mit achtlos weggeworfenem Abfall und dadurch mehr Ressourcen für andere Aufgaben.

«Wichtiger als ein Label ist es uns, die Massnahmen umzusetzen, mit dem Ziel eines sauberen und angenehmen Stadtbildes.»

Sandra Marek, Sachbearbeiterin Stadtplanung und Energiestadtkoordinatorin, Stadt Grenchen (SO)

Nadja Sutter
«Schweizer Gemeinde»
Chefredaktorin