Strassen gehören zu den wichtigen Infrastrukturen in einer Gemeinde.

Kommunale Infrastruktur im Nebenamt meistern: So gelingt es

04.02.2025
1-2 l 2025

Gemeinden stehen beim Erhalt und Ausbau der Infrastruktur vor vielen Herausforderungen: Werterhaltung, Finanzierung, Fachkräftemangel, Klimawandel, Umweltschutz, Digitalisierung und Kommunikation mit der Bevölkerung. Sie müssen Infrastrukturbereiche koordinieren und priorisieren sowie Kooperationen aufbauen. Oft übernimmt diese Aufgaben ein Behördenmitglied im Nebenamt. Gezielte Weiterbildung kann helfen, diese Herausforderungen anzugehen.

Kommunale Infrastrukturanlagen unterscheiden sich technisch, finanziell und organisatorisch. Strassen, Kunstbauten und Immobilien werden durch Steuern finanziert; Wasserversorgung und Siedlungsentwässerung über Gebühren. Die Gemeinde ist Eigentümerin der meisten Anlagen. Ausnahmen sind der ARA-Anteil, an dem die Gemeinde über einen Zweckverband beteiligt ist, und die Liegenschaftsentwässerung in Privateigentum, die sie beaufsichtigen muss.

Dazu kommen Anlagen mit gemischtem Eigentum: Strom-, Gas- und Fernwärmeversorgung. Ausserdem Fernmeldenetze, die von der Gemeinde als Strasseneigentümerin koordiniert werden. Viele Gemeinden der Schweiz haben erhebliche Werte in Bauten für den Schutz vor Naturgefahren investiert. Wie können die Mitglieder von Gemeindeexekutiven mit dieser enormen Vielfalt umgehen?

Strategisches Infrastrukturmanagement mit Kenngrössen

Infrastrukturanlagen politisch und strategisch zu führen, ist anspruchsvoll, aber machbar. Der Schlüssel liegt in der strategischen Fokussierung und der Zusammenarbeit mit Fachleuten. Die Behördenmitglieder erhalten durch drei Kenngrössen die wesentlichen Informationen.

· Wiederbeschaffungswert (WBW): Kosten, um eine bestehende Infrastruktur heute gleichwertig neu zu erstellen.

· Wertverlust: berechnet als WBW, geteilt durch die mittlere Lebensdauer.

· Zustand: charakterisiert mit Zustandsklassen von gut bis alarmierend.

Die Investitionen für die Werterhaltung müssen im langjährigen Durchschnitt gleich hoch sein wie der Wertverlust. Gemeinderatsmitglieder erkennen mit diesen Kennzahlen, wo die Gemeinde investieren muss. Die konkreten Lösungen müssen anschliessend Fachleute vorschlagen.

Fähigkeiten der Fachleute in der Verwaltung

Um die Anforderungen des Infrastrukturmanagements zu bewältigen, benötigen Infrastrukturverantwortliche einer Verwaltung ein breites Spektrum an Fähigkeiten:

· Infrastrukturmanagement: Informationen für die Behörden zusammenstellen, das operative Infrastrukturmanagement steuern

· Technische Kenntnisse: die Vorschläge von Ingenieurbüros verstehen und beurteilen können.

· Recht: Bau-, Planungs- Umwelt- und Vergaberecht anwenden.

· Finanzen: Finanz- und Gebührenbedarf budgetieren, Projekte abrechnen.

· Kommunikation: wirksam mit verschiedenen Interessengruppen wie Politik, Öffentlichkeit und Auftragnehmern umgehen.

· Projektmanagement: planen, steuern und kontrollieren von Projekten

· Digitalisierung: digitale Tools wie Geoinformationssysteme (GIS) evaluieren, einführen und anwenden.

Fachkräftemangel: Weiterbildung als Lösung

Auch in der Bauverwaltung fehlen qualifizierte Fachleute. Das erschwert ein professionelles Infrastrukturmanagement, und Behördenmitglieder erhalten nicht die nötige Unterstützung. Eine mögliche Lösung ist die Weiterbildung von Mitarbeitenden oder Bewerberinnen und Bewerbern, die gut kommunizieren können, mit Erfahrung in Projektleitung, aber ohne tieferes Wissen über kommunale Infrastruktur.

Ein Beispiel für eine solche Weiterbildung ist der CAS Infrastrukturmanagement, ein Weiterbildungsprogramm der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und des Schweizerischen Verbands Kommunale Infrastruktur (SVKI). Es richtet sich an Fachleute im Bereich kommunaler Infrastruktur. Das Programm vermittelt praxisnahes Wissen zu allen Aspekten des Infrastrukturmanagements.

«Das Netzwerk aus der Weiterbildung steht mir heute bei anspruchsvollen Fragestellungen zur Verfügung.»

Martin Enz, Fachbereichsleiter Werke, Gemeinde Sarnen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben Kompetenzen für wirksames Management und technisches Wissen über Infrastrukturanlagen. Durch Fallstudien und durch ihre Abschlussarbeit entwickeln sie sofort umsetzbare Lösungen. Zudem erweitern sie ihr Netzwerk durch den Austausch mit Mitstudierenden und Dozierenden.

Martin Enz, Fachbereichsleiter Werke der Gemeinde Sarnen, hat den CAS Infrastrukturmanagement absolviert. Er zieht ein positives Fazit: «Der Austausch mit Fachkollegen war sehr bereichernd. Dieses Netzwerk steht mir heute bei anspruchsvollen Fragestellungen zur Verfügung.» In seiner Abschlussarbeit erstellte er Gebührenpläne für Wasser, Abwasser und Abfall. Sie dienen heute dem Gemeinderat als Grundlage für Gebührenanpassungen.

Heinz Mutzner
Fachhochschule Nordwestschweiz
Programmleiter CAS Kommunale Infrastruktur