Ivan Buck, Direktor der Luzerner Wirtschaftsförderung, begrüsst das Publikum am Workshop vom 25. Oktober 2022 in den Räumlichkeiten der Hochschule Luzern.

Kommunale Standortförderung: Neues Projekt in Luzern

01.12.2022
12 | 2022

Die Wirtschaftsförderung Luzern will einen erweiterten Mehrwert für die 80 Gemeinden des Kantons schaffen. Man will zusammen am Markt noch stärker werden, Schnittstellen besser regeln und Verantwortlichkeiten klären.

Die kantonale Standortförderung Luzerns hat einen Leitfaden entwickelt als Hilfe für die Standortförderung auf der kommunalen Ebene. In zwei Workshops hat die kantonale Standortförderung gemeinsam mit dem Verband Luzerner Gemeinden (VLG) den Leitfaden vorgestellt. Bis Ende 2022 soll er in der Endfassung vorliegen.

Standortförderung als Stiftung

Im Kanton Luzern ist die Wirtschaftsförderung als Stiftung in einem Public-Private-Partnership-Modell organisiert. Über 180 Firmen machen mit, der Kanton und die allermeisten Gemeinden leisten auch ihren Beitrag. Für Ivan Buck, den Direktor dieser Stiftung und obersten Standortförderer im Kanton, ist es wichtig, dass alle zum Zuge kommen. «Nicht nur die Ansiedlungen sind wichtig, es geht auch um Bestandespflege. Es geht uns darum, für die kommunale Ebene im Bereich der Standortförderung Mehrwerte zu schaffen, die nachhaltig sind und somit auch Multiplikatoreffekte auslösen können.»

So wurde vor rund einem halben Jahr zusammen mit dem VLG ein Projekt gestartet, um die Gemeinden zu unterstützen, ihre kommunale Standortförderung zu optimieren. Als externer Berater wurde Bruno Hofer Kommunalmanagement beigezogen.

Das Projektteam unter der Leitung von Kathrin Scherer, Leiterin Unternehmensentwicklung, kam zum Schluss, dass es Grundlagen braucht. «Die Aufgaben der Standortförderung auf kommunaler Ebene sind vielfältig, die Ressourcen der Gemeinden sind aber beschränkt», meint Kathrin Scherer. Was gehört zum Geschäft der Standortförderung? Worauf sind Prioritäten zu richten? Was ist ein «nice to have»? Wie müssen die Strukturen definiert werden, braucht es Regelungen von Zuständigkeiten? Und vor allem natürlich: Welches sind die Abläufe in den eigentlichen Prozessen?

Schnittstelle sauber definieren

Eine Systematisierung ergab: Man muss unterscheiden zwischen Aufgaben und Zuständigkeiten des Kantons und jenen auf Stufe der Gemeinden. Zudem ist die Schnittstelle zu den Aufgaben der regionalen Entwicklungsträger einerseits sauber zu definieren und anderseits auch synergetisch zu beleuchten.

So wurde intern der Entwurf eines Leitfadens entwickelt. Dieser enthält Begriffsdefinitionen und Zielsetzungen, Beschreibung der Akteure und deren Aufgaben und ist aufgeteilt in einen allgemeinen und einen praktischen Teil. In Letzterem sind zahlreiche Tipps und Tricks enthalten, aber auch Musterformulare.

Alle Strukturen und Prozesse, die in der Standortförderung wesentlich zum Gelingen beitragen, werden definiert und priorisiert. Der Lifecycle von Firmen von der Ansiedlung bis zum allfälligen Wegzug wird beschrieben. Zudem wird definiert, welche dieser Fragestellungen eher auf kantonaler Ebene anzupacken sind und was gezielt auf Stufe Gemeinde gehört. Und wichtig ist auch die Standortpromotion. Diese soll letztlich dazu führen, dass Firmen sich im Raum Luzern ansiedeln.

Gemeindevertreter schätzen Initiative

All diese Grundlagen wurden in den Workshops präsentiert und zur Diskussion gestellt. Je rund 30 Gemeindevertretungen nahmen an den beiden Austragungen teil. Allgemein wurde die Initiative der kantonalen Standortförderung sehr geschätzt, und auch die Inhalte stiessen auf Goodwill. Da und dort gab es noch zusätzliche Impulse. An den Workshops wurden zudem Praxisbeispiele aus den Gemeinden Ebikon, Hochdorf, Buttisholz, Reiden und Sursee vorgestellt.

Die Gemeinden sind dankbar für die Unterstützung, und die definitive Fassung des Leitfadens, der auf das Jahresende in Aussicht steht, wird allseits mit Spannung erwartet.

In den kommenden Monaten soll das, was nun mit zwei Workshops begann, verstetigt werden. In einer Umfrage gaben die Teilnehmenden unisono zu Protokoll, diese Art des Austauschs zwischen der kantonalen und der kommunalen Ebene im Kanton Luzern müsse fortgesetzt und institutionalisiert werden. Die Form und der Rhythmus sind noch zu diskutieren. Sicher aber ist: Der Dialog zwischen kantonaler und kommunaler Ebene im Kanton Luzern in Sachen Standortförderung wird noch intensiver geführt als bisher.

Was andere Kantone tun

Wir haben exemplarisch ein paar Kantone angefragt, wie sie mit den Gemeinden zusammen das Thema Standortförderung anpacken. So wird im Kanton Bern der Austausch mit den Gemeinden teils ad hoc, teils systematisch gepflegt, wie Sebastian Friess, Vorsteher Amt für Wirtschaft, mitteilt. So finden beispielsweise «Semestergespräche mit den Städten Bern, Biel und Thun statt». Mit vielen weiteren Gemeinden gebe es zudem projektbezogene Aktivitäten. Im Kanton Solothurn hält, wie Karl Brander, Leiter Standortpromotion und Ansiedlungen, mitteilt, die kantonale Standortförderung den Kontakt eher zu den fünf Regionalpartnern, «die sich erfahrungsgemäss mit der kommunalen Ebene kurzschliessen». Im Kanton St. Gallen pflegt man, wie Karin Jung, Amtsleiterin des Amtes für Wirtschaft und Arbeit meldet, mit den Gemeinden vor allem eine projektbasierte Zusammenarbeit. Ein regelmässiger Austausch finde statt mit St. Gallen, Wil und Rapperswil. Diese Gemeinden verfügen über eine eigene Standortförderung. Wichtige Entscheide würden auch mit der Vereinigung St. Galler Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten (VSGP) in einem Kontaktgremium besprochen. Im Kanton Zürich ist man seit über 20 Jahren im regelmässigen Austausch mit den regionalen Standortförderungen, wobei hier auch einzelne Städte teilnehmen, wie Anita Martinecz, die stellvertretende Leiterin der kantonalen Standortförderung, berichtet. Neu wird nun ein Dialogforum zu Standortfragen durchgeführt, wozu auch die Gemeindevertreter eingeladen sind. Im Kanton Aargau tauscht sich Aargau Services intensiv mit den zwölf Regionen aus, wie Leiterin Verena Rohrer mitteilt. An den dreimal jährlich stattfindenden Regionentreffen wird an aktuellen Standortförderthemen und -projekten gearbeitet, die dann über die Regionen an die Gemeinden gelangen.

Umfrage

Schweizer Gemeinden gehen unterschiedlich mit dem Thema Standortförderung um. Dies ergab eine nicht repräsentative Umfrage von Hofer Kommunalmanagement im Rahmen von dessen Newsletter. Die Mehrheit der Befragten bestätigt zwar, das Thema aktiv zu adressieren, aber eine beachtliche Minderheit widmet sich dem Thema nicht. Deutlicher ist die Zustimmung zur Frage, ob die Gemeinde auch Teil eines regionalen Standortförderungsnetzwerks ist oder Kontakt zu einer kantonalen Instanz hält. Bei rund einem Drittel der Antworten ist jedoch geplant, das Thema auf lokaler Ebene neu aufzugleisen.

Bruno Hofer
Hofer Kommunalmanagement