Während der Schulung mit Alex Sollberger in Frutigen.

Künstliche Intelligenz: Frutigen wappnet sich für die Zukunft

13.10.2025
10 l 2025

Die Gemeinde Frutigen (BE) hat ihre Mitarbeitenden in einem Kurs im Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) geschult. Ziel der Weiterbildung war es nicht nur, Chancen und Risiken der neuen Technologie aufzuzeigen, sondern auch alle Mitarbeitenden auf einen ähnlichen Wissensstand zu bringen. Denn während gewisse Mitarbeitende KI bereits nutzten, waren andere skeptisch. Das Fazit der Gemeinde nach dem Kurs ist positiv.

Künstliche Intelligenz (KI) ist gefühlt überall; die technologische Entwicklung schreitet rasend schnell voran. Doch wie kann sie eine Gemeindeverwaltung sinnvoll einsetzen? Diese Frage stand im Zentrum eines Kurses des Vereins Myni Gmeind für die Gemeinde Frutigen (BE). Der Verein Myni Gmeind unterstützt Gemeinden bei Fragen rund um die Digitalisierung und ist ein enger Partner des Schweizerischen Gemeindeverbands.

Melina Kipfer, stellvertretende Gemeindeschreiberin und Leiterin der Abteilung zentrale Dienste bei der Gemeinde Frutigen, hatte zuvor bei Myni Gmeind bereits den Digital-Pionier-Kurs absolviert. «Als wir die Idee hatten, unseren jährlichen Weiterbildungshalbtag zum Thema KI zu organisieren, wandte ich mich an Myni Gmeind.» Alex Sollberger, Präsident von Myni Gmeind, entwickelte daraufhin die Weiterbildung in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Er sagt: «KI wird unsere Arbeitsprozesse stark verändern. Deshalb ist es wichtig, dass sich Gemeinden mit dem Thema befassen.»

Unterschiedlicher Wissensstand

Im Vorfeld des Kurses befragte die Gemeinde ihre Mitarbeitenden. «Es hat sich herausgestellt, dass der Stand sehr unterschiedlich war. Gewisse Mitarbeitende nutzten KI schon sehr regelmässig, andere waren sehr skeptisch und hatten kaum Berührungspunkte», sagt Melina Kipfer.

Rund 60 Mitarbeitende nahmen am 23. April am Weiterbildungshalbtag der Gemeinde teil, darunter auch Mitglieder der politischen Behörden. «Zu wissen, dass auch die Behörden dahinterstehen, war für die Mitarbeitenden sehr wichtig», sagt Heidi Schmid, Leiterin der Bildungsabteilung und Organisatorin des Kurses.

«Gewisse Mitarbeitende nutzten KI schon sehr regelmässig, andere waren sehr skeptisch und hatten kaum Berührungspunkte.»

Melina Kipfer, stellvertretende Gemeindeschreiberin und Leiterin der Abteilung zentrale Dienste bei der Gemeinde Frutigen (BE)

Kursleiter Alex Sollberger führte die Anwesenden zuerst ins Thema Digitalisierung und KI ein, bevor es mit Workshops in Gruppen weiterging. Dabei konnten die Anwesenden verschiedene KI-Anwendungen selbst ausprobieren und Prompts erstellen. «Der Austausch im Team war im Kurs zentral», sagt Sollberger. Ihm war es wichtig, Ängste seitens der Teilnehmenden ernst zu nehmen und direkt anzusprechen. Auch ethische Bedenken sowie Datenschutzfragen wurden thematisiert. «So konnten wir Berührungspunkte schaffen und die Wissensschere zwischen den Mitarbeitenden schliessen.» Ziel des Kurses sei es gewesen, alle Mitarbeitenden auf einen ähnlichen Wissensstand zu bringen, betont auch Heidi Schmid von der Gemeinde.

«Das Feedback der Teilnehmenden war sehr positiv», sagt sie. Und zwar sowohl von jenen, die bereits mit KI arbeiteten, als auch von jenen, die eher skeptisch waren. «Der Kurs war professionell aufgezogen und ging sehr gut auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein.»

KI als Hilfestellung genutzt

Die Gemeinde Frutigen hat nun zwar keine eigene KI-Strategie entworfen, aber sie hat den Mitarbeitenden neben dem Kurs mehrere Hilfen an die Hand gegeben. So hat sie ein Merkblatt des Kantons Bern auf die Bedürfnisse der Gemeinde angepasst, und auch die bestehenden Merkblätter des Vereins Myni Gmeind den Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt.

KI wird nun in der Gemeinde rege genutzt. Allerdings nicht standardisiert, sondern eher punktuell. Das Tool Copilot von Microsoft steht allen Mitarbeitenden zur Verfügung, auch ChatGPT darf genutzt werden. «Wer andere Anwendungen nutzen möchte, muss dies mit der Abteilungsleitung absprechen», sagt Heidi Schmid.

«Die Künstliche Intelligenz soll unterstützen, aber der Mensch sollte im Vordergrund bleiben.»

Heidi Schmid, Leiterin der Bildungsabteilung der Gemeinde Frutigen (BE)

Die Mitarbeitenden nutzen KI vor allem als Hilfestellung, um den Alltag effizienter zu gestalten – zum Beispiel, um Excel-Formeln zu generieren. «Zudem funktioniert es gut für alles, was sowieso öffentlich ist», beobachtet Melina Kipfer. Also zum Beispiel für Präsentationen, das Schreiben von Medienmitteilungen oder die Gestaltung von Flyern für öffentliche Anlässe. Vorsichtig müssen die Mitarbeitenden sein, wenn sensible Daten involviert sind, zum Beispiel beim Sozialdienst. Dort müssen alle sensiblen Daten zunächst anonymisiert werden. «Dafür ist der Aufwand so gross, dass es sich nicht immer lohnt, KI einzusetzen», sagt Heidi Schmid.

Sie hat im Kurs gelernt: «KI soll unterstützen, aber der Mensch sollte im Vordergrund bleiben und die Fäden in der Hand behalten.» Melina Kipfer ergänzt: «Es ist wichtig, dass wir als Gemeinde uns nicht dem Thema abwenden, sondern dranbleiben.» Alex Sollberger bestätigt dies: «Nicht die KI selbst bedroht unsere Jobs. Eine Konkurrenz für nicht so versierte Mitarbeitende sind eher die Menschen, die besser mit KI umgehen können. Deshalb ist es so wichtig, dass alle Mitarbeitenden auf dem gleichen Stand sind und wissen, wie man mit dem Werkzeug KI umgeht.»

Verschiedene Kurse für Gemeinden

Der Verein Myni Gmeind bietet verschiedene Weiterbildungen im Bereich Digitalisierung an. Der Kurs Digital-Pionier vermittelt Basiskenntnisse und wird in verschiedenen Kantonen durchgeführt. Dazu kommen Vertiefungskurse, unter anderem zum Thema KI sowie massgeschneiderte Angebote für Gemeinden.

Nadja Sutter
«Schweizer Gemeinde»
Chefredaktorin