Künstliche Intelligenz beschäftigt auch die Gemeindeverwaltungen.

Künstliche Intelligenz in den Gemeindeverwaltungen

03.02.2024
1-2 l 2024

Wer kennt sie nicht, die reisserischen Überschriften, wie die künstliche Intelligenz (KI) unser aller Leben verändern wird? Ein Beispiel: «Diese Arbeiten werden bis zum Jahr 2030 von KI erledigt; Chance oder Jobkiller?» Nüchtern betrachtet, kann man Folgendes festhalten: KI ist Realität, sie steht noch ganz am Anfang, und sie wird auch in der öffentlichen Verwaltung Einzug halten. Doch was bedeutet das für die Gemeinden?

Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit von Computern, Aufgaben zu übernehmen, die früher menschliche Intelligenz benötigt haben. KI ist lernfähig, kann Sachverhalte abwägen und ist fähig Entscheidungen zu treffen sowie Muster zu erkennen. Heute wird KI oftmals im Bereich der Datenauswertung, im Onlinesupportbereich oder als Übersetzungsdienst angewendet.

Weshalb polarisiert KI dermassen? Der Umstand, dass KI Aufgaben übernimmt, die bisher nur wir Menschen ausführen konnten, und auch dass KI selbstständig entscheiden kann, löst ein gewisses Unbehagen aus. In der Entwicklung von künstlicher Intelligenz ist es deshalb wichtig, sich mit ethischen und rechtlichen Überlegungen in Bezug auf Verantwortlichkeit, Transparenz und gesellschaftliche Auswirkungen auseinanderzusetzen. Wer sich dieser neuen Technologie verweigert, ist jedoch schlecht beraten.

Mit welchen Neuerungen dürfen die Gemeindeverwaltungen in Bezug auf KI zeitnah rechnen? Es wird wohl keinen IT-Lieferanten geben, der sich nicht mit KI auseinandersetzt. Strub & Partner arbeitet mit Technologiepartnern zum Beispiel an einem Assistenten, der in der Lage ist, Inhalte aus einem durch die Gemeinde definierten Container von Reglementen, Verordnungen und Weisungen zusammenzufassen und zu übersetzen. Durch die Einbindung in die Gemeindewebsite können so Anfragen von Einwohnerinnen und Einwohnern rasch und korrekt beantwortet werden. Ein weiteres Projekt ist ein Finanztool, das Finanzdaten basierend auf der Rechnungslegung HRM2 analysieren und Optimierungsvorschläge unterbreiten kann. Beide Beispiele würden den Gemeindeverwaltungen helfen, die vorhandenen Ressourcen noch effizienter einzusetzen.

Und wie kann KI bereits heute in der Gemeindeverwaltung eingesetzt werden? Durch die online kostenlos zur Verfügung gestellten KI-Chatbots wie ChatGPT 3.5 oder Bing-Chat hat jeder die Möglichkeit, sie bereits heute einzusetzen. Da wir nicht wissen, wie und wo Daten gespeichert und weiterverwendet werden, ist hier wichtig, nur anonymisierte oder bereits öffentlich zugängliche Daten einzugeben. Trotzdem bleibt das Einsatzspektrum enorm gross, hier ein paar Beispiele:

– Medienmitteilung oder Management Summary zu einer politischen Vorlage verfassen lassen

– Studien oder Bericht auf Kernaussagen untersuchen lassen

– Vorschlag für einen Stellenbeschrieb oder ein Stelleninserat schreiben lassen

Wie beim Einsatz von anderen Technologien und Informationsquellen ist es auch bei der Verwendung von KI wichtig, Daten und Informationen kritisch zu hinterfragen und zu plausibilisieren. Beachtet man diese Regel und auch die datenschutzspezifischen Anforderungen, kann KI die Arbeit der Gemeindeverwaltungen bereits heute deutlich erleichtern, und wir dürfen gespannt sein, was noch alles auf uns zukommt. 

Der Digital-Ratgeber

Kaum eine Gemeinde kommt heute ums Thema Digitalisierung herum. Während manche schon weit fortgeschritten sind, stehen andere noch ganz am Anfang. Welche Frage zur Digitalisierung und zu E-Government beschäftigt Ihre Gemeinde? Schreiben Sie uns, und mit etwas Glück wird Ihre Frage in unserer Rubrik aufgenommen und von kompetenten Expertinnen und Experten beantwortet. 

Gérald Strub
Ehemaliger Gemeindeammann von Boniswil (AG)
Vorstandsmitglied Schweizerischer Gemeindeverband
Strub & Partner GmbH