Beim Sekundarschulhaus in Embrach (ZH) entsteht ein spannender Lernort. Er ist beispielhaft für Kreativität und Artenvielfalt.

Lebensraum und Artenvielfalt: Bildung steht im Vordergrund

19.04.2022
4 | 2022

Beim Oberstufenschulhaus in Embrach (ZH) wird Biodiversität für Schülerinnen und Schüler erlebbar gemacht. Auf dem Pausenareal entsteht ein Lernort, an dem Artenvielfalt mit allen Sinnen wahrgenommen werden kann. Die Schülerinnen und Schüler dürfen selbst mit Hand anlegen, wenn das Projekt durch einen lokalen Gartenbauunternehmer umgesetzt wird.

Es herrscht reges Treiben auf dem Pausenplatz – und das obwohl die Pause längst vorbei ist. Einige Jugendliche fassen kräftig mit an bei den Vorbereitungsarbeiten für ein beispielhaftes Projekt: Aus einem seit 40 Jahren bestehenden, aber wenig genutzten, eingezäunten Areal soll ein Outdoor-Lernort werden, der auch zum Erholen und Kommunizieren genutzt werden kann. Rund 1000 Quadratmeter Fläche werden neu gestaltet und sind dann für den Lebensraum eine echte Bereicherung und für die Jugendlichen ein optimaler Platz zum Lernen und zum Sein. Ein vorbildliches Projekt der Oberstufenschule Embrach, findet auch Monika Sollberger, in der Schulpflege zuständig für das Ressort Liegenschaften: «Die Umgestaltung wird eine echte Bereicherung für unser Schulareal sein.»

Spannend ist das Projekt aber auch für die Grüne Branche. Denn es ist ja genau die Generation Y, die sich für Natur, Lebensraum und Biodiversität interessiert und starkmacht. Dennoch hat die Branche Mühe, Berufsnachwuchs zu finden. So nützt das Projekt auch in diese Richtung: Jugendliche erleben bei der Mitarbeit im Projekt den Beruf des Gärtners/der Gärtnerin hautnah und lernen, wie spannend und zukunftsträchtig dieses Arbeitsfeld ist.

Rede und Antwort steht ihnen dabei Nicolas Duttweiler, ein talentierter Nachwuchsgärtner, der sich gerne für die Natur engagiert. Er kann sich auch durchaus vorstellen, zeitnah den Lehrgang zu absolvieren, den das Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich (BZG) neu anbietet: «Fachperson Biodiversität». Erich Affentranger, Geschäftsführer im BZG, ist der Ansicht: «Wenn wir nicht jetzt handeln, werden wir von anderen Verbänden und Organisationen überholt, die das Thema Biodiversität besetzen. Aber mal ehrlich – wer, wenn nicht die Grüne Branche, sollte erster Ansprechpartner für die Themen Lebensraum und Artenvielfalt sein?»

Heinz Meier, Inhaber jenes Gartenbauunternehmens, das das Projekt in Embrach umsetzt, findet: «Es ist wichtig, junge Menschen zu fördern und sie für wichtige, zukunftsträchtige Themen zu sensibilisieren. In diesem Sinne bin ich stolz auf Nicolas – er hat schon die Lehre bei uns gemacht und entwickelt sich rasant.»

Ökosystemleistungen erfassen

Klimawandel, Umweltkatastrophen, Pandemien – die Erde scheint die Menschheit aufrütteln und auf die Not der Natur aufmerksam machen zu wollen. Es gilt, sich darauf zu besinnen, was wichtige Werte sind, und dazu gehören Gesundheit und ein vitaler Lebensraum. Lebensraumpflege und Artenvielfalt werden häufig noch als rein ethisches Gut angesehen, doch der wirtschaftliche Wert ist nicht unerheblich. Eine systematische Erfassung von Ökosystemleistungen gewährleistet, dass Lebensräume zuverlässig ökonomisch bewertet werden können. Ein spannendes Lernfeld für Schülerinnen und Schüler und ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung der Gesellschaft.

Die zukünftigen Fachpersonen Biodiversität verstehen Grünräume als Lebensräume. Sie gestalten und pflegen diese im Hinblick auf Biodiversität und Klimaresilienz. Sie ergreifen bedürfnisorientierte, biodiversitätsfördernde Massnahmen im Siedlungsraum, wodurch wertvolle Lebensräume geschaffen, vernetzt und erhalten werden. Dabei tragen sie zur nachhaltigen Entwicklung und Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei. Sie berücksichtigen bei ihrer Tätigkeit stets die nutzenorientierten, funktionalen und ästhetischen Bedürfnisse in Privatgärten, im öffentlichen Grün oder in Gewerbeflächen. Sie begleiten, unterstützen und beraten Privatpersonen, Unternehmen und die öffentliche Hand bei der Umsetzung von Projekten zur bedürfnisorientierten Biodiversitätsförderung in verschiedenen Lebensräumen.

Vernetzungsmodule Green-Power-Days

Die Fachkompetenz dafür erwerben sie in den Pflicht- und Vertiefungsteilen des Lehrgangs. Ausschliesslich für diesen Lehrgang wurde im BZG das Vernetzungs- und Vertiefungsmodul «Green-Power-Days» (GPD) entwickelt. «Diese fünf Tage machen aus unseren Fachpersonen echte Fachpersönlichkeiten», erklärt Petra Hausch, verantwortlich für den Bereich Kommunikation im BZG. Zwei Tage befassen sich intensiv mit Kommunikation und Persönlichkeit. Wie lebe ich meine Kompetenz natürlich und authentisch vor? Wie gehe ich mit Sprache und Körpersprache um? Wie erkenne ich, welche Art von Kommunikation mein jeweiliges Gegenüber braucht? Zwei weitere Tage befassen sich ausführlich mit Grünbaubegleitung und Flächenmonitoring. Der fünfte Tag ist als Netzwerkanlass angelegt. Das BZG öffnet sein Netzwerk für die Teilnehmenden, die als Abschluss des Lehrgangs eine Präsentation durchführen.

Flexible Lehrgangsplanung

Der Einstieg in den Lehrgang ist jederzeit möglich, es gibt keine vorgegebene Reihenfolge und keinen festgelegten Zeitrahmen. Bereits absolvierte Module werden anerkannt, auch wenn sie an einem anderen Kursort stattgefunden haben. So ist eine absolut individuelle Planung möglich. Der Lehrgang steht allen Personen offen, die über fundiertes Vorwissen verfügen.  

Ausbildung Fachperson Biodiversität

Start: jederzeit möglich

Lehrgangsstruktur: Der Lehrgang besteht aus Pflicht- und Vertiefungsmodulen sowie dem Vernetzungs- und Qualifizierungsmodul «Green-Power-Days».

Module (Pflicht):

·         Bodenpflege, Pflanzenschutz, Pflege und Ernährung der Pflanzen

·         Unterhalt naturnaher Lebensräume im Siedlungsraum

·         Vernetzungs- und Qualifikationsmodul «Green-Power-Days»

Vertiefungsmodule (1 Modul/Modulgruppe wählen):

·         Gebäude-, Fassaden- und Terrassenbegrünung

·         Revitalisierung von Fliessgewässern und Flachwasserzonen

·         Baumkontrolle und Obstbaumschnitt

·         Obstbaumschnitt und Nutzgartensysteme

Veranstalter: Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich, Pfäffikon (ZH)

Weitere Informationen und Anmeldung: www.bzgzh.org

Petra Hausch
Verantwortliche Kommunikation
Bildungszentrum Gärtner JardinSuisse Zürich