
Menschen aus der Isolation holen und zusammenbringen
Nachdem Russland Ende Februar 2022 den Krieg gegen die Ukraine begann, führte der Bundesrat für ukrainische Flüchtlinge den Status S ein. Heute sind die Kantone für die Unterkünfte und weitere Dienstleistungen dieser Flüchtlinge zuständig. Die Gemeinden befassen sich mit der gesellschaftlichen Integration aller Schutzsuchenden. Wie für alle fremdsprachigen Personen ist eine wichtige Voraussetzung dafür das Erlernen der lokalen Sprache.
«In Renens heissen wir seit langem viele Menschen aus der ganzen Welt willkommen“, sagt Stadtpräsident Jean-François Clément. Heute sind die Hälfte der über 22'300 Einwohnerinnen und Einwohner von Renens Menschen aus anderen Regionen der Welt. «Diese multikulturelle Seite ist unsere DNA», fügt Clément bei.
Mitte Februar 2025 lebten in Renens 112 Personen, die den Status S haben, also Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Renens will keine Bevölkerungsgruppe gegenüber den andern zu bevorzugen. Das sehen auch andere Gemeinden im Kanton Waadt so wie Yverdon-les-Bains. Die Stadt am Neuenburgersee verfügt wie Renens für alle Neuankömmlinge gleichermassen über eine breite Palette von Integrationsprojekten und -massnahmen.
Das kantonale Waadtländer Aufnahmezentrum für Migranten EVAM (Etablissement Vaudois d’Accueil des Migrants) ist zuständig für die Unterstützung von Asylsuchenden, Personen mit Status S und vorläufige Aufgenommenen. Dies betrifft unter anderem Unterkunft, Arztkosten und finanzielle Hilfen. Im Hinblick auf die Integration von schutzsuchenden Personen arbeiten die Gemeinden mit den EVAM-Wohnheimen zusammen
Unerlässliche Sprachkenntnisse
Mehrere Gemeinden im Kanton Waadt wie Yverdon-les-Bains und Renens haben eine kommunale Integrationspolitik. Einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Integration ist die Kenntnis der lokalen Sprache. Neben Sprachkursen von zahlreichen Vereinen, die sich für Migranten einsetzen, bietet Yverdon-les-Bains im Juli täglich Französischkurse am Strand an, die sehr beliebt sind.
Diese Kurse für rund 80 Personen richten sich an ein breites Migrationspublikum und manchmal nehmen auch Schweizer daran teil. 2022 war fast die Hälfte der Teilnehmenden Ukrainerinnen und Ukrainer, 2024 waren es 20%. Das Projekt steht in erster Linie den Einwohnern von Yverdon-les-Bains offen. Je nach verfügbaren Plätzen können auch Personen aus den Nachbargemeinden teilnehmen.
«Die Idee ist, die Kurse ausserhalb von Schulen zu organisieren, weil einigen Menschen ein Klassenzimmer Angst machen kann», erklärt Mike Magnin, Integrationsbeauftragter von Yverdon-les-Bains. Der Unterricht kann auch zur sozialen Integration beitragen. «Es ist ein Moment der Begegnung, und um die Menschen aus der Isolation zu holen», fügt Magnin an.

«Die Idee ist, die Kurse ausserhalb von Schulen zu organisieren, weil einigen Menschen ein Klassenzimmer Angst machen kann.»
Zusammenarbeit mit einem Kulturfestival
Um das Zusammenleben zu fördern, arbeitet Yverdon-les-Bains seit drei Jahren auch mit dem Kulturfestival La Dérivée zusammen, das im Juli am Strand stattfindet. Damit können die Schülerinnen und Schüler nach dem Unterricht gratis ans Festival gehen.
Die Menschen aus der Isolation zu holen, ist auch ein Anliegen in Renens, wo viele von der Stadt unterstützte Organisationen Aktivitäten anbieten und sich darum bemühen, die Menschen zusammenzubringen. So organisiert auch Renens, zusammen mit der Nachbargemeinde Prilly, während des Sommers Französischkurse im Freien.
Die Bibliothek Globlivre in Renens verleiht Bücher in fast 300 Sprachen, darunter Ukrainisch, während der Verein Découvrir Migranten und auch ukrainischen Flüchtlingen bei der Anerkennung ihrer Diplome hilft. Und Nyon stellt beispielsweise dem Verein Vdoma Räumlichkeiten zu Verfügung, wo sich ukrainische Familien treffen können.
Verschiedene kantonale und kommunale Strukturen sind miteinander verknüpft. So finanziert das kantonale Büro für die Integration von Ausländern und die Prävention von Rassismus (BCI) in Renens, Yverdon, Nyon und Lausanne Integrationsprojekte, wie in Renens das Projekt ‘Sur le Chemin de l’école’. «Dieses kostenlose Projekt richtet sich an fremdsprachige Kinder im Vorschulalter oder an Kinder, die keine Kindertagesstätte besuchten», erläutert Sara Schenker, Projektbeauftragte für Integration von Renens. Es fördert die Selbstständigkeit und die Sozialisierung durch den Kontakt mit anderen Kindern. Zudem machen sich die Kinder mit der französischen Sprache vertraut.
Schutzstatus S
Am 12. März 2022 hat der Bundesrat den Schutzstatus S für Personen aus der Ukraine aktiviert. Derzeit ist dieser Status für sie bis März 2026 gültig. Personen mit Status S haben sofort Zugang zum Arbeitsmarkt, Kinder können die Schule besuchen, Familienzusammenführungen und Reisen sind möglich.
