Überbauung «Zur Fridau» der Genossenschaft Alterswohnungen Stein am Rhein, ausgezeichnet mit LEA PLATIN.

Mit dem LEA-Standard zu mehr altersgerechten Wohnungen

31.10.2025
11 l 2025

Den Gemeinden steht eine Reihe von Massnahmen zur Verfügung, den Bau von hindernisfreien und altersgerechten Wohnungen zu fördern und gleichzeitig preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Beispielsweise mit Auflagen zum gewünschten Ausbaustandard von neuen Wohnungen auf ihrem Gemeindegebiet. Seit 2019 gibt es einen Baustandard, der die Hindernisfreiheit von Wohnungen umfassend abbildet und bescheinigt.

Der in der Schweiz entwickelte LEA-Standard ist ein umfassender und zertifizierbarer Standard für die Projektierung und den Bau von hindernisfreien und altersgerechten Wohnungen. Er ist ein Gemeinschaftswerk von öffentlicher und privater Hand. Seit Anfang 2025 ist die ImmoQ GmbH, ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich, Inhaberin und Bewirtschafterin des LEA-Standards.

LEA steht für «Living Every Age» – Wohnen in jeder Lebensphase. Denn wer nach LEA-Standard baut, baut für alle Generationen. Die Bauweise nach LEA-Standard fördert nicht nur generationenübergreifendes Wohnen, sondern ermöglicht ein selbstbestimmtes und autonomes Wohnen bis ins hohe Alter. Damit leistet das LEA-Label einen wichtigen Beitrag für eine inklusive Gesellschaft.

Förderprogramm des BWO

In der Schweiz werden Projekte des gemeinnützigen Wohnungsbaus, die nach dem LEA-Standard gebaut werden, mittels zinsgünstiger Darlehen aus dem Fonds de Roulement gefördert. Diese Darlehen dienen der Rest- oder Überbrückungsfinanzierung beim Erwerb von Baugrundstücken, bei der Erstellung und Erneuerung oder auch beim Erwerb von preisgünstigen Liegenschaften. Für die Prüfung und Bewilligung der Gesuche sind die Fondskommissionen der beiden Dachorganisationen der gemeinnützigen Bauträger «Wohnbaugenossenschaften Schweiz – Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger» und «Wohnen Schweiz – Verband der Baugenossenschaften» zuständig. Bei Neubauvorhaben richten sich die Darlehensbeträge pro Wohnung nach der angestrebten Zertifizierungsstufe: von 30 000 Franken für LEA SILBER bis 60 000 Franken für LEA PLATIN (siehe auch: Merkblatt Wohnraumförderungsgesetz WFG, Januar 2025).

Fördermöglichkeiten von Gemeinden

Auch Gemeinden haben die Möglichkeit, den Bau von altersgerechten Wohnungen zu fördern. So können sie auf Basis bestehender Gesetzesgrundlagen beispielsweise für Organisationen des gemeinnützigen Wohnungsbaus eine überlagerte Zone mit Nutzungsbonus schaffen und ihnen Grundstücke im Baurecht übertragen. Auch mit Grundeigentümerinnen und -eigentümern können sie Vereinbarungen für die Realisierung von altersgerechten Wohnungen treffen. Als konkrete Massnahmen sind insbesondere Instrumente der kantonalen Wohnraumförderungsgesetze sowie die Überprüfung und Anpassung planungsrechtlicher Voraussetzungen zu nennen.

Wenn neue Alterswohnungen zudem in einem räumlichen und sachlichen Zusammenhang mit Alters- oder Pflegeheimen stehen, ist deren Bau je nach Baugesetz sogar in Zonen für öffentliche Bauten zulässig (siehe dazu den Artikel von David Fässler, in der Schweizer Gemeinde 7/8 2022). Die Überprüfung eines hindernisfreien Ausbaustandards stellte die Gemeinden vielfach vor Probleme, weil es bis jetzt keinen anerkannten Standard für altersgerechte Wohnungen des betreuten Wohnens gab und die Gemeinden entweder eigene Standards festlegen oder externe Fachstellen damit beauftragen mussten. LEA bietet sich als etablierter Standard für die Überprüfung der baulichen Anforderungen von Alterswohnungen an.

Beispiel einer Gemeindeförderung

Die Gemeinde Schafisheim im Kanton Aargau hat 2022 für eine Dorfzone mit Spezialbestimmungen ein Reglement für altersgerechte Wohnungen erlassen. Darin wurde festgelegt, dass die Gebäude bezüglich Ausbaustandard mit altersgerechten Wohnungen nach dem LEA-Standard der höchsten Zertifizierungsstufe PLATIN oder gleichwertig zu erstellen sind. Dieser Ausbaustandard wird durch entsprechende Auflagen in der Baubewilligung sichergestellt. Allfällige Zertifizierungskosten übernimmt die Gemeinde Schafisheim.

Diese Auflage bringt für alle Beteiligten Vorteile. Als Bauherr profitiert man von einem Mehrwert des Bauprojekts. Denn nach LEA-Standard zertifizierte Wohnungen erhöhen den Wert einer Immobilie, lassen sich besser vermarkten und entsprechen der veränderten Marktstruktur. Für die Gemeinde fallen ausser den Zertifizierungsgebühren keine weiteren Kosten an. Eine behördliche Baukontrolle des Projekts bezüglich der Anforderungen des hindernisfreien Bauens ist ebenfalls nicht nötig, da diese Kontrolle durch die Zertifizierung gewährleistet wird, die erst nach der Bauabnahme erfolgt. Nicht zuletzt profitieren die Mieterinnen und Mieter von altersgerechten Wohnungen, die diese Bezeichnung auch tatsächlich verdienen.

Zahlen und Fakten

Seit der Lancierung des Labels sind bereits über 2000 Wohnungen nach LEA-Standard zertifiziert worden, fast ebenso viele Wohnungen sind zurzeit im Bau oder in Planung. Mit bis zu 900 Anforderungen, die pro Audit überprüft werden, geht das LEA-Label weit über die Norm hinaus.

Andreas Huber
ImmoQ GmbH
LEA-Label