Der Verein «Mendrisiotto Regione Aperta» bietet Asylsuchenden unter anderem ein Sportprogramm an.

Mit der ständigen Unsicherheit leben

10.05.2025
5 l 2025

Um mit allen ethnischen Gruppen auf kleinem Raum zusammenleben zu können, versuchen einige Gemeinden im Tessin, die Asylsuchenden in ihren Alltag zu integrieren.

«Was macht man, wenn man an einem fremden Ort ist, eingesperrt und voller Unsicherheit? Rausgehen!» Die Antwort liegt für Bruno Arrigoni, Stadtpräsident von Chiasso (TI), auf der Hand. Es waren vor allem junge Menschen aus Afghanistan oder afrikanischen Ländern, die im Sommer 2023 in seiner Stadt umherzogen und die Aufmerksamkeit der nationalen Medien auf sich zogen. Willy Lubrini, ein ehemaliger Fussballer und eine bekannte Persönlichkeit im Mendrisiotto, gründete darauf 2024 den Verein «Mendrisiotto Regione Aperta», der den Asylsuchenden mit Erfolg ein Programm bietet: Sport, Kochkurse, Kino oder Spaziergänge.

Aber nicht alle Tessiner Gemeinden sind auf diesem Kurs. Im Gegenteil: Im März plante der Kanton, 40 Asylsuchende vorübergehend in einem leer stehenden Hotel in Rovio in der Region Lugano unterzubringen. Die 800 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde lancierten aber eine erfolgreiche Petition, die Asylsuchenden mussten darauf im ganzen Kanton verteilt werden.

«Wir reden hier über Menschen, nicht über irgendwelche Dinge. Aber ich muss auch meine verärgerten Bürger ernst nehmen.»

Bruno Arrigoni, Stadtpräsident von Chiasso (TI)

Nora Hesse
Freie Mitarbeiterin