Vom Mentoringprogramm profitieren sowohl Mentees als auch Mentorinnen und Mentoren.

Nachwuchsförderung für Führungspositionen

04.11.2023
11 l 2023

Das Mentoringprogramm für die öffentliche Verwaltung der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW unterstützt Mitarbeitende von Gemeindeverwaltungen in ihrer Laufbahnplanung und fördert gezielt ihr Potenzial.  

In der Politik, in Unternehmen und in einzelnen Kantons- und Stadtverwaltungen hat sich Mentoring in den letzten Jahren als wirkungsvolle Personal- und Kaderentwicklungsmassnahme etabliert. Neu bietet die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW ein Mentoringprogramm an, das sich explizit an Mitarbeitende der öffentlichen Verwaltung richtet.

Jenny Jaun, Gemeindeschreiberin im aargauischen Bergdietikon, fand das Mentoring von Beginn an einen guten Ansatz zur Nachwuchsförderung und hat sich als Mentorin zur Verfügung gestellt. Ihre Motivation für dieses freiwillige Engagement erklärt sie folgendermassen: «Als junge Führungsperson hatte ich immer Menschen, die mich unterstützt haben, zur Seite. Es ist mir ein Anliegen, nun selbst Frauen zu fördern und ihnen Mut zu machen, sich für ihre Sache einzusetzen. Zudem fehlt es besonders (angehenden) Führungskräften an Austauschmöglichkeiten für ihre Problemstellungen. Ein Mentoringprogramm ist ein niederschwelliges Angebot, von dem beide Seiten profitieren können.»

Berufliche und persönliche Weiterentwicklung

Beim Mentoring handelt es sich um ein Förderkonzept, bei dem eine berufserfahrene Person (Mentorin/Mentor) ihr Wissen an eine Person (Mentee) weitergibt, die in der Regel am Anfang ihres beruflichen Werdegangs oder einer bestimmten Entwicklung steht. Im Austausch mit einer Mentorin oder einem Mentor lernen die Mentees, ihre eigenen Potenziale zu erkennen und zu entfalten und werden in ihrer Laufbahnplanung unterstützt. Ein Mentoring bietet zudem die Chance, das berufliche Selbstvertrauen zu stärken und sich persönlich weiterzuentwickeln. Weiter erhalten die Mentees Einblick in andere Verwaltungen und können fachliche Fragen und Führungsthemen besprechen. Auch die Vereinbarkeit von unterschiedlichen Lebensbereichen wie Beruf, Familie, Ehrenamt, Hobbys und so weiter können thematisiert werden.

«Ein Mentoringprogramm ist ein niederschwelliges Angebot, von dem beide Seiten profitieren können.»

Jenny Jaun, Gemeindeschreiberin Bergdietikon (AG)

Das Mentoringprogramm für die öffentliche Verwaltung der FHNW richtet sich primär an weibliche Mentees, da Frauen in Führungspositionen innerhalb von Gemeinde- und Stadtverwaltungen nach wie vor untervertreten sind. Somit hat das Programm zum Ziel, einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung der gleichberechtigten Teilhabe an Führungspositionen in der Verwaltung zu leisten. Es werden Mentees aufgenommen, die Interesse an einer Führungsaufgabe haben und bereit sind, sich aktiv mit ihrer beruflichen Weiterentwicklung zu befassen.

Eine Mentee, die aktuell das Mentoringprogramm absolviert, ist Susi Ramseier, Assistentin der Abteilungsleitung Soziales in Thun (BE). Sie trifft sich etwa alle zwei Monate mit ihrer Mentorin Jenny Jaun. Vor jedem Treffen vereinbaren die beiden die Themen des Austauschs per E-Mail. «Bisher widmeten wir uns dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Erfahrungsaustausch über den Verwaltungsalltag. Ein weiteres Thema war auch eine Situation im personellen Bereich und der Umgang damit», erzählt Susi Ramseier. «Gerne möchten wir noch das Führen von Mitarbeitendengesprächen diskutieren, einen Fragebogen zur Standortbestimmung besprechen, den eigenen Führungsstil reflektieren und das Thema der Wertschätzung im Berufsalltag aufgreifen. Ein persönliches Treffen an einem unserer Arbeitsplätze ist ebenfalls vorgesehen.»

«Bisher widmeten wir uns dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Erfahrungsaustausch über den Verwaltungsalltag.»

Susi Ramseier, Assistentin der Abteilungsleitung Soziales in Thun (BE)

Susi Ramseier wurde von ihrem Vorgesetzten und dem Personalamt auf das neue Mentoring aufmerksam gemacht. Die Möglichkeit, in einem Tandem und verwaltungsübergreifend zu lernen, Neues zu erfahren und gemeinsam zu reflektieren, fand sie auf Anhieb spannend. Schon nach wenigen Treffen mit ihrer Mentorin konnte sie vom Mentoring profitieren: «Ich habe mich in erster Linie für mich selbst einsetzen können. Ausserdem wurde ich in meinem bisherigen Vorgehen und meinem Denken bestätigt, wie ich meine Arbeit am besten machen kann.»

Ein Geben und Nehmen

Ein Mentoringprogramm ist nicht nur für die Mentees von Vorteil, auch die Mentorinnen und Mentoren profitieren davon: «Führungsthemen werden in den Gesprächen vertieft, und ich nehme auch immer etwas für meine tägliche Arbeit mit. Ausserdem finde ich es interessant, andere Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Ich profitiere vom Austausch gleichermassen», betont Jenny Jaun. Weiter haben viele Mentorinnen und Mentoren Freude am Weitergeben von Erfahrungen und Wissen. Ausserdem haben sie die Möglichkeit, den eigenen Werdegang zu reflektieren, ihre Coachingkompetenzen zu erweitern, einen vertieften Einblick in andere Arbeitsgebiete und Verwaltungen zu bekommen und einen wertvollen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. 

Bei der Frage, was Mentees und Mentorinnen beziehungsweise Mentoren mitbringen sollten, müssen Jenny Jaun und Susi Ramseier nicht lange überlegen: «Zeit und Interesse an Menschen. Zudem sollten es Personen sein, die bereit sind, ihre eigenen Denkweisen und Handlungen konstruktiv zu hinterfragen.»

Teilnahme am Mentoringprogramm

Das Mentoring für die öffentliche Verwaltung ist Teil des Forschungsprojekts «Förderung gleichberechtigter Teilhabe an (Kader-)Positionen in Schweizer Gemeindeverwaltungen» und wird finanziell unterstützt durch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) sowie durch die Stiftung des Schweizerischen Gemeindeverbandes. Das Programm richtet sich insbesondere an weibliche Mentees, es schliesst interessierte Männer aber nicht aus.

Damit das Mentoring weiterhin angeboten werden kann, braucht es das Engagement von zusätzlichen Mentorinnen und Mentoren. Interessierte Personen können sich bei Karin Freiermuth melden: karin.freiermuth@fhnw.ch

Karin Freiermuth
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Michelle Zumsteg
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Christoph Vogel
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW