Die Begleitgruppe traf sich zu mehreren Workshops.

Räumliches Leitbild Davos: Bevölkerung redet mit

12.02.2023
1-2 l 2023

Mit dem Abschluss der öffentlichen Mitwirkung am kommunalen räumlichen Leitbild hat die Gemeinde Davos einen Meilenstein ihrer Ortsplanungsrevision erreicht. Bei der Mitwirkung wurde auch die Bevölkerung frühzeitig einbezogen.

Im Kanton Graubünden müssen alle Gemeinden gestützt auf den kantonalen Richtplan ihre angestrebte räumliche Entwicklung der nächsten 15 bis 25 Jahre in einem Kommunalen räumlichen Leitbild (KrL) aufzeigen. Mit dem KrL soll die Gemeinde eine Gesamtschau entwickeln und sich aktiv mit der angestrebten langfristigen räumlichen Entwicklung auseinandersetzen. Das KrL bildet die Richtschnur für die zukünftige Raumentwicklung der Gemeinde Davos und dient als Basis für die anschliessende Gesamtrevision der Ortsplanung.

Damit das KrL in der Bevölkerung breit abgestützt ist, hat der Kleine Landrat (Regierung von Davos) auf einen intensiven und mehrstufigen Dialog- und Mitwirkungsprozess gesetzt. So wurde die Bevölkerung von der Entwurfsphase über die öffentliche Mitwirkung bis hin zur Fertigstellung kontinuierlich über unterschiedliche Formate einbezogen.

Kontinuierlicher Einbezug über eine Begleitgruppe

In der 25-köpfigen Begleitgruppe waren Vertreterinnen und Vertreter aus Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Gewerbe, Forschung, Handel, Landwirtschaft, Tourismus, Soziales und Umwelt sowie Personen aus den unterschiedlichen Davoser Ortsteilen vertreten. Die Begleitgruppe wurde während des gesamten Prozesses in die Arbeit einbezogen und konnte beispielsweise die Chancen und Risiken für Davos, die strategischen Stossrichtungen, die räumlichen Konzepte sowie die Rückmeldungen der informellen öffentlichen Mitwirkung in vier Workshops diskutieren. So hatte die Bevölkerung über die Begleitgruppe bereits frühzeitig eine Stimme im Projekt.

Gerade in der Entwurfsphase hat sich der Einbezug als sehr nützlich erwiesen. Einerseits konnten Themen und Bedürfnisse frühzeitig erkannt werden, andererseits hatte das Projektteam noch genügend Handlungsspielraum, um die Rückmeldungen in den Entwurf des Leitbildes einfliessen zu lassen.

Ortsspezifischer Einbezug

Im Laufe des Prozesses zeigte sich, dass es in einzelnen Ortsteilen spezifische Herausforderungen gab, welche im Rahmen des KrL auf geeigneter Flughöhe thematisiert werden sollten. Um diesen spezifischen Fragen Rechnung zu tragen, hat sich der Kleine Landrat entschieden, in den Ortsteilen Monstein und Wiesen jeweils einen Workshop mit angefragten Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionsgemeinde und der Dorfvereine durchzuführen. So konnten die Herausforderungen und die Strategien für die zukünftige Entwicklung beider Orte lokal mit der betroffenen Bevölkerung diskutiert werden.

Online-Mitwirkung für die gesamte Bevölkerung

In einer zweiten Phase ging es darum, den erarbeiteten Entwurf des KrL der öffentlichen Mitwirkung zu unterziehen. Das Mitwirkungsverfahren wurde erstmals online, über eine digitale Mitwirkungsplattform, durchgeführt. Über die Online-Plattform «E-Mitwirkung», die bereits in zahlreichen Gemeinden, Städten und Kantonen eingesetzt wird, konnte sich die gesamte Bevölkerung sowie interessierte Parteien, Verbände und Organisationen digital zum Vorhaben informieren und Rückmeldungen zum Entwurf online erfassen. Mit der integrierten Projektinformationsseite wurden sämtliche Unterlagen und Informationen über das Mitwirkungsportal zur Verfügung gestellt. «Durch den digitalen Einbezug konnte die gesamte Bevölkerung einfacher informiert und miteinbezogen werden», resümiert deshalb die Leiterin der Fachstelle Stadt- und Landschaftsplanung der Gemeinde Davos, Yasmine Bastug.

Der Kleine Landrat konnte somit eine positive Zwischenbilanz ziehen und sich über das grosse Interesse der Bevölkerung an der zukünftigen Entwicklung in Davos freuen. Stolze 619 Rückmeldungen von über 100 verschiedenen Organisationen und Personen gingen während der öffentlichen Mitwirkungsfrist ein. Dies ist auch im Vergleich zu anderen Gemeinden ein hoher Wert und nicht zuletzt auf die Brisanz der Thematik sowie auf die neu geschaffene digitale Mitwirkungsmöglichkeit zurückzuführen.

Auswertung und Reflexion

Der frühzeitige Einbezug hat sich gelohnt, so zeichnet sich dank der öffentlichen Mitwirkung eine hohe Zustimmung zu den allgemeinen Stossrichtungen im neuen räumlichen Leitbild ab. Erwartungsgemäss gab es aber auch Themen, die kontrovers diskutiert wurden. In einem nächsten Schritt werden die Rückmeldungen ausgewertet und in einem Mitwirkungsbericht zusammengefasst. Der Kleine Landrat will dabei berechtigte Anliegen möglichst breit auffangen und abbilden.

Auch die Begleitgruppe wurde hierzu erneut für eine Reflexion der Auswertung miteinbezogen, bevor im ersten Quartal 2023 der Mitwirkungsbericht mit der Finalisierung des kommunalen räumlichen Leitbilds durch den Kleinen Landrat verabschiedet wird.

Beispielprozess für weitere Schweizer Gemeinden

Der angewendete Mitwirkungsprozess, bestehend aus den unterschiedlichen Dialog- und Mitwirkungsmöglichkeiten, zeigt exemplarisch, wie ein Prozessdesign zum Erfolg eines Vorhabens beitragen kann. Gerade die Kombination von digitalen und analogen Formaten konnte dazu beitragen, dass sich möglichst viele Personen aktiv am Projekt beteiligen konnten und Bedürfnisse sowie Risiken frühzeitig erkannt und diskutiert wurden. Das sieht auch der Davoser Landammann Philipp Wilhelm so. Er bestätigt: «Der Kleine Landrat zieht rückblickend eine positive Zwischenbilanz und freut sich über das grosse Interesse der Bevölkerung an der zukünftigen Entwicklung von Davos.»

Yasmine Bastug
Leiterin Fachstelle Stadt- und Landschaftsplanung
Gemeinde Davos
Ramón Casutt
Partner/Berater
Konova AG