Impressionen des Themenabends über künstliche Intelligenz: Nach dem Referat gab es Praxistipps.

Sorgende Gemeinde Belp – gemeinsam für mehr Lebensqualität

04.11.2025
11 l 2025

Seit 2019 baut die Berner Gemeinde Belp eine sorgende Gemeinschaft auf. Entstanden sind Angebote wie das «Plauderbänkli», regelmässige Themenabende und eine enge Zusammenarbeit mit Kirchen, Spitex und Vereinen. Dies ermöglicht Begegnungen, verringert Einsamkeit, generiert gegenseitige Unterstützung und wirkt sich positiv auf die Gesundheit der rund 12 000 Einwohnerinnen und Einwohner aus.

Zu den Höhepunkten der sorgenden Gemeinde Belp (BE) zählen die zweimal jährlich durchgeführten Themenabende. Über 200 Personen hören Referate und diskutieren über Fragen wie Generationenwohnen, stille Heldinnen und Helden oder künstliche Intelligenz. «Wichtig ist, dass die Themen möglichst alle Altersgruppen ansprechen», sagt René Walker, Leiter der Fachstelle Generationen. Die meisten Teilnehmenden seien allerdings über 50 Jahre alt. Die 55- bis 65-Jährigen bilden auch die grösste Altersgruppe in Belp.

Begegnung stärkt die Gesundheit

Seit Mai 2025 sorgt das mobile «Plauderbänkli» für Begegnungen. Es wechselt regelmässig den Standort, und zu festgelegten Zeiten warten Zuhörerinnen und Zuhörer auf Gesprächspartnerinnen und -partner. «Daraus sind bereits Freundschaften entstanden», freut sich René Walker. Zahlen zur Wirkung liegen noch nicht vor. Doch er ist überzeugt: «Jeder Kontakt hilft, Freude und Sorgen zu teilen, Lösungen zu finden und die Gesundheit zu stärken.»

In Belp funktioniert die Nachbarschaftshilfe mehrheitlich gut. Und über 60 Vereine sorgen für ein buntes Zusammenleben. Der Mehrwert der sorgenden Gemeinde liegt darin, diese Aktivitäten unter einem gemeinsamen Dach zu bündeln und die Förderung von Gesundheit, Teilhabe und Lebensqualität auf die gesamte Gemeinde auszuweiten. Gesundheitsförderung Schweiz bestätigt die Bedeutung sozialer Ressourcen für die Gesundheit und fördert daher die Arbeit des Netzwerks Caring Communities. Auch Belp hat vom Netzwerk und den Erfahrungen anderer Gemeinden profitiert.

«Sorgende Gemeinschaft bedeutet, füreinander da zu sein – und das macht uns alle gesünder.»

René Walker, Leiter der Fachstelle Generationen, Belp (BE)

Altersleitbild als Türöffner

Die Idee entstand im Jahr 2016 bei der Überarbeitung des Altersleitbildes. Bald war klar: Von Unterstützung und Teilhabe sollen alle Generationen profitieren. Wichtig war, dass bestehende Angebote nicht verdrängt, sondern ergänzt und gestärkt werden würden. Gemeinsam mit den Kirchen, der Spitex AareGürbetal und dem Frauenverein entwickelte Belp die sorgende Gemeinde als generationenübergreifendes Gefäss.

Rückenwind erhielt das Projekt durch den Kanton Bern und das Nationale Forschungsprogramm «Gesundheitsversorgung» NFP 74. Neben Münsingen (BE), Obfelden (ZH) und Schwamendingen (ZH) war Belp Pilotgemeinde im Projekt der Berner Fachhochschule. Diese Begleitung ermöglichte es, das Projekt sorgfältig aufzubauen, Bedürfnisse in den Quartieren systematisch zu erfassen und mit der Bevölkerung über 40 Projektideen zu entwickeln.

Die Organisationen der ersten Stunde sind heute mit Freiwilligen im Ausschuss der Sozialkommission vertreten. Dieser trifft sich vier- bis fünfmal jährlich. Die Koordination liegt bei der Fachstelle Generationen, die 2021 geschaffen wurde und 20 bis 30 Stellenprozente dafür einsetzt. Nach einem anfänglichen Budget von 3000 Franken stehen heute rund 10 000 Franken pro Jahr zur Verfügung. Hinzu kommen personelle Ressourcen von der Gemeinde und Partnerorganisationen.

Weitere Etappen für mehr Gesundheit

Die Verankerung in den Legislaturzielen des Gemeinderats zeigt, dass das Thema politisch abgestützt ist. Silvie Burri, Mitglied der Belper Sozialkommission und Vorsitzende vom Ausschuss der sorgenden Gemeinde, freut sich, dass die Reise weitergeht: In fünf Jahren soll die sorgende Gemeinde Belp bekannter sein, mehr Belperinnen und Belper an die Themenabende locken und weitere Projektideen umsetzen. René Walker schwebt der Aufbau einer mobilen Sozialarbeit vor. So könnten auch die «Unsichtbaren» besser erreicht werden.

Fanni Dahinden vom Netzwerk Caring Communities freut sich, dass das Konzept in der Schweiz an Bedeutung gewinnt: «Sowohl in kleinen als auch in grösseren Gemeinden wird erkannt, dass es neben Investitionen in Infrastrukturen auch soziale Investitionen braucht.» Heidi Kaspar von der Berner Fachhochschule hat den Prozess in Belp als Leiterin des Forschungsprojektes begleitet. Sie kennt viele Studien, die belegen, dass wohlwollende Begegnungen und verlässliche Beziehungen die Gesundheit in jedem Alter stärken, und weiss: «Sorgende Gemeinschaften schaffen Bedingungen für eine Kultur, die Menschen inspiriert und unterstützt, füreinander da zu sein – auch in schwierigen Lebenssituationen.»

Für Belp hat sich der Aufbau der sorgenden Gemeinde in vielerlei Hinsicht gelohnt. Gemäss René Walker hat es sich bewährt, das Gespräch zu suchen, Kooperationen einzugehen und den Fokus auf ein bis zwei Ziele zu setzen. «So liessen sich erste Erfolge erreichen und Motivation gewinnen», bilanziert er. Dass Belp nun Vorbild ist, erfüllt alle Beteiligten mit Stolz. René Walker bringt es auf den Punkt: «Sorgende Gemeinschaft bedeutet, füreinander da zu sein – und das macht uns alle gesünder.»

Inspiration für sorgende Gemeinschaften

Gesundheitsförderung Schweiz fördert das Netzwerk Caring Communities, das Gemeinden vernetzt, berät und beim Aufbau sorgender Gemeinschaften finanziell unterstützt. Die Broschüre «Soziale Ressourcen» von Gesundheitsförderung Schweiz erklärt deren Nutzen für die psychische Gesundheit und was Kantone und Gemeinden tun können. Weitere Impulse bietet die Stiftung auf der Themenseite «Soziale Unterstützung».

Diana Müller
Gesundheitsförderung & jedes Alter GmbH
Myriam Kleiner
Gesundheitsförderung Schweiz