Die Stadt Uster wendete den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz Infrastruktur erstmals bei einem Veloweg-Projekt an.

Stadt Uster: nachhaltig beschaffte Infrastruktur

12.04.2023
4 l 2023

Stadtingenieur Marcel Kauer bewertet seit Kurzem die Nachhaltigkeit bei der Vergabe von Bauleistungen für Infrastrukturbauten. Die ersten Resultate sind ermutigend, zumal der Umgang mit der Neuerung zur Innovation anregt.

Marcel Kauer, Sie bewerten die Nachhaltigkeit in Ihren Ausschreibungen mit dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz Infrastruktur, allerdings mit einer «Lightversion» davon. Wie kamen Sie dazu?

Marcel Kauer: Wie viele andere hörte ich vom neuen Standard, nahm ihn aber erst mit dem Inkrafttreten des neuen Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen richtig wahr. Die Menge seiner Kriterien schien mir indes zu gross für unsere städtischen Projekte, sodass ich ihn zu einer auf die Stadt Uster zugeschnittenen, leichter zu bearbeitenden Version anpassen liess.

Die drei Teilbereiche der Nachhaltigkeit bleiben dabei aber alle berücksichtigt?

Natürlich, diese sind uns wichtig. Wir bewerten die Eingaben derzeit anhand von vier Kriterien, nämlich der Dauer der Baustelle, der Minimierung der CO2-Emissionen, dem Umgang mit Unfallrisiken und dem Datenmanagement.

Wie war das Echo auf die Neuerung?

Wir begannen mit dem Bau eines Rad-/Gehwegs und gewichteten das Zuschlagskriterium Nachhaltigkeit einmal nur mit zehn Prozent. Zudem liessen wir Unternehmervarianten zu. So erhielten wir Alternativvorschläge, die Verbesserungen erbrachten. Dadurch ermutigt, gewichten wir die Nachhaltigkeit seither mit dreissig Prozent. Damit ist ein hoher Anreiz gegeben, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen.

Ihr Aufwand ist dabei aber sicher höher als bei einem konventionellen Vorgehen?

Vordergründig ja, aber die umfassende Betrachtung der Projekte bewirkt substanzielle Einsparungen bei der Ausführung und später auch beim Unterhalt. Wir nehmen uns genügend Zeit, die Angebote auszuwerten sowie um zwischen Vergabe und Baubeginn mit allen Beteiligten die einzelnen Projektschritte nochmals zu optimieren.

Die Anwendung des Standards bringt gesamthaft also Vorteile?

Es ist noch etwas früh für quantitative Aussagen. Wir bekommen aber sicher nachhaltigere und damit bessere Lösungen. Die Beschäftigung mit dem neuen Thema regt zudem Innovationen an und löst auf beiden Seiten einen Lernprozess aus. Dies macht auch unseren Beruf wieder spannender und attraktiver.

Martin Grether
Medienkontakt SNBS Infrastruktur