Leben im Alter, aber wie? Diese Frage stellt viele Gemeindepolitiker und-politikerinnen vor grosse Herausforderungen.

Virtueller Gemeinderat Remo hilft bei der Planung der Alterspolitik

08.06.2022
6 | 2022

Die Gemeinden spielen eine zentrale Rolle in der Planung und Umsetzung der Alterspolitik. Die digitalen Bildungsmodule des Kantons Aargau erlauben den Behördenmitgliedern, sich effizient, zeit- und ortsunabhängig einzuarbeiten.

Remo, unser virtueller Helfer, ist der durchschnittlichste Gemeinderat der Schweiz. In seiner 3000-Seelen-Gemeinde ist er unter anderem für die Alterspolitik zuständig. Es freut ihn, Behördenmitglieder und Gemeindemitarbeitende durch seine Gemeinde und seine Überlegungen zur strategischen Planung der Alterspolitik zu führen. Und dies zu jeder Tages- oder Nachtzeit und unabhängig vom Wochentag und vom Monat. Remo tut dies im digitalen Bildungsmodul «Strategische Altersplanung», das die Fachstelle Alter und Familie des Kantons Aargau in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gemeindeverband, der Fachhochschule OST und der Stiftung Vita entwickelt hat.

Kommunale Alterspolitik mit Unterstützung des Kantons

Im Kanton Aargau sind die 200 Gemeinden für die Umsetzung der Alterspolitik zuständig. Die Pflegepolitik und die Langzeitversorgung sind auf kantonaler Ebene gesetzlich geregelt. Die Gemeinden haben somit eine Richtschnur, wie sie im Bereich der ambulanten und stationären Pflege in Anbetracht der demografischen Alterung planen können. Der Bereich der Seniorenpolitik liegt hingegen vollständig im Gestaltungsspielraum der Gemeinden.

Im Jahr 2021 wurden die Gemeinden im Kanton Aargau zu ihrer Alterspolitik befragt. Die Umfrage mit einer Rücklaufquote von 78 Prozent der Gemeinden ergibt ein gutes Bild der Aktivitäten der Aargauer Gemeinden. 65 Prozent der Gemeinden geben an, eine aktive Alterspolitik zu betreiben, und die meisten engagieren sich bereits heute in mehreren Bereichen. Die grössten Herausforderungen für die zukünftige Alterspolitik identifizieren die Aargauer Gemeinden bei den Themen Information, gesellschaftliches Leben sowie Wohnen im Alter. Diese Themen und die Frage, welche Möglichkeiten eine Gemeinde diesbezüglich überhaupt hat, stellen viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte vor grosse Herausforderungen.

Aus diesem Grund hat der Kanton Aargau die Fachstelle Alter und Familie ins Leben gerufen. Die Aufgabe der Fachstelle ist es, die Gemeinden fachlich zu unterstützen und zu vernetzen. Auf der Website der Fachstelle werden sämtliche Hilfsinstrumente, Anleitungen, Broschüren und Veranstaltungen publiziert und sind jederzeit abrufbar. Mithilfe des zu Beginn jeder Legislatur versendeten Starterpakets «Willkommen in der Alterspolitik» erhalten die zuständigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte einen Einblick in die demografische Alterung ihrer Gemeinde und einen Überblick über die Instrumente, die ihnen zur Verfügung stehen. Die Fachstelle arbeitet nach dem Motto «Nicht jede Gemeinde muss das Rad neu erfinden» und bemüht sich, für die Gemeinden ein tragfähiges Netzwerk zu pflegen. Dies mit dem Ziel, die Kraft, die Energie und das Wissen, die in 200 Gemeinden in die Alterspolitik investiert werden, zu bündeln und den Austausch zum Wohl der älteren Bevölkerung so zu gestalten, dass die Gemeinden voneinander lernen können.

Digitale Bildungsmodule als Erstinformation

Eine Herausforderung, die viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte beschreiben, ist es, sich in neue Themen einzuarbeiten. Die Schwierigkeit kommt nicht nur von der fehlenden Zeit, sondern auch davon, dass wenig Informationen gesammelt zu finden sind. Oft muss sich jede Person in einer Gemeinde die Informationen selbst zusammensuchen und analysieren. Dies war die Motivation, in einem neuen, kurzweiligen und interaktiven Format die grundlegenden Informationen zu zwei Themenfeldern zu sammeln: «Wohnen im Alter» und «Strategische Altersplanung».

Spielerisches Testen

Im Online-Modul «Wohnen im Alter» wird von einem älteren Paar durch die Fragestellungen und Themen rund um das Thema Wohnen im Alter geführt. Insbesondere werden die verschiedenen Wohnformen aufgezeigt, und es wird besprochen, welche Rolle die Gemeinde in der Thematik einnehmen kann. Die Informationen werden erzählt, können gelesen und spielerisch getestet werden. Auch viele zusätzliche Informationen können abgerufen werden, wenn ein Thema für die eigene Gemeinde von speziellem Interesse ist.

Im Online-Modul «Strategische Altersplanung» führt Remo, der virtuelle Gemeinderat, durch das Modul. In diesem Modul richtet sich der Fokus auf die Rollen der Gemeinden im alterspolitischen Bereich und auf die verschiedenen Instrumente (Vernetzung, Bedarfsanalyse, Informationsmittel), welche die Gemeinde nutzen kann. Die Module erlauben es, in 20 Minuten eine ausreichende Informationsbasis zu erhalten, um sich weiter in die Themen einarbeiten zu können, falls diese für die eigene Gemeinde relevant sind.

Die Gemeinden sind im Kanton Aargau die Gestalterinnen der zukünftigen Alterspolitik. Die kommunale Autonomie erlaubt es, die Ausgestaltung in jeder Gemeinde genau auf den Bedarf der Bevölkerung abzustimmen. Zentral ist dabei, dass nicht jede Gemeinde alles selbst entwickeln und aufarbeiten muss. Deshalb nutzt der Kanton Instrumente wie die digitalen Module als Erstinformation für Gemeinderätinnen und Gemeinderäte. In Beratungen, Vernetzungsveranstaltungen und mithilfe von dokumentierten Praxisbeispielen können die Gemeinden aufbauend eine für sie passende Alterspolitik entwickeln und von anderen lernen.

 

Christina Zweifel
Leiterin der Fachstelle Alter und Familie des Kantons Aargau

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