Warum Lugano gebrauchte Computer sammelt und gratis verleiht
Mit dem Projekt eQuiD will die Stadt Lugano ihre Einwohnerinnen und Einwohner im Digitalisierungsprozess unterstützen und die Wiederverwendung von Computern fördern.
Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet rapide voran. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger erleben diesen Wandel positiv, manche haben nicht einmal Zugang zu einem Computer mit Onlineanschluss, andere haben Schwierigkeiten, Onlineformulare auszufüllen oder nach nützlichen Informationen zu suchen.
Die Stadt Lugano als öffentliche Institution treibt die Digitalisierung als Teil ihrer strategischen Leitlinien voran und ist überzeugt, dass die Digitalisierung nicht nur ihre eigenen Ämter und Dienstleistungen betrifft, sondern auch den Alltag ihrer Einwohnerinnen und Einwohner. Auf der Grundlage dieser Überlegungen wurde 2021 auf Initiative des Stadtschreibers von Lugano, Robert Bregy, das Projekt eQuiD ins Leben gerufen. Das Hauptziel dieses Projekts ist es, Personen einen Computer zur Verfügung zu stellen, die sich einen solchen wünschen und ihn aus unterschiedlichen Gründen nicht selbst besitzen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden gebrauchte Computer gesammelt, die nach einer technischen Überholung mit einem «Leihvertrag» an Bürgerinnen und Bürger auf Wunsch abgegeben werden.
Auf diese Weise soll Elektroschrott (E-Waste) reduziert und die Wiederverwendung von Gebrauchsgegenständen gefördert werden. «Es handelt sich um ein innovatives Projekt, das Informationstechnologie und soziales Denken miteinander verbindet», sagt Elena Marchiori vom Lugano Living Lab. Zwei städtische Dienste arbeiten zusammen, die normalerweise keine gemeinsamen Projekte verfolgen.
Positive Bilanz bisher
«Die bisherige Bilanz ist sehr positiv», unterstreicht Monica Aliprandi, Leiterin des eQuiD-Projekts bei den Sozialen Diensten der Stadt Lugano, die ihren Sitz in Pregassona haben. Als Erfolgsbilanz liefert sie einige Daten: Seit Beginn des Projekts wurden 152 PCs, All-in-Ones und Laptops ausgegeben. 24 fest installierte PCs wurden an gemeinnützige Vereine in der Region Lugano und 128 PCs an Bürger aus dem Luganese geliefert. Jeder Verein erhält maximal drei stationäre PCs.
Wer sind die Personen und Vereine, die die Stadt um einen Leihcomputer bitten? Manchmal handelt es sich um Personen, für die es wichtig ist, einen gebrauchten Computer wiederzuverwenden, um Elektroschrott zu vermeiden. In anderen Fällen handelt es sich beispielsweise um Familien mit Schulkindern, die einen zusätzlichen Computer zu Hause benötigen. Es ist nicht notwendig, eine Einkommenserklärung vorzuweisen, um die Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Alle, die in Lugano wohnen, können von dem Projekt profitieren.
Eine Analyse der Nutzerinnen und Nutzer, die im Jahr 2022 einen PC im Rahmen des eQuiD-Projekts bezogen haben (insgesamt 111 Bürger und 10 Vereine), ergab, dass 16 Studierende (13,2 Prozent), 11 Hausfrauen (9,1 Prozent) und 11 Rentner (9,1 Prozent) zu den Nutzniessern des Projekts gehörten. Die Mehrheit der Antragsteller waren Berufstätige, die im Rahmen ihrer Arbeit keine PCs benutzen (45 Personen oder 41,3 Prozent der Antragsteller), gefolgt von Berufstätigen, die PCs am Arbeitsplatz nutzen (23 Personen oder 23,1 Prozent der Antragsteller). Mehr als die Hälfte (52,1 Prozent) waren Frauen.
Spenden von Unternehmen und Privatpersonen
Wie funktioniert das Projekt im Detail? Zuerst müssen gebrauchte Computer gesammelt werden. Seit Beginn des Projekts haben neben der Stadt Lugano 25 Unternehmen und Privatpersonen gespendet, darunter die Fachhochschule der italienischen Schweiz (Supsi), eine Immobilienagentur und ein Hotel. In der Regel haben diese Unternehmen oder Institutionen beschlossen, ihr Computersystem zu erneuern. Daher verfügen sie über überzählige, aber funktionierende Computer. Diese werden dann an ein spezialisiertes Unternehmen übergeben, das die Daten im Speicher des PC löscht und diesen technisch überholt. Schliesslich erstellt die Stiftung Diamante Aufkleber, um die Computer äusserlich zu verzieren und jedes Gerät zu einem Unikat zu machen.
Wie eingangs erwähnt, ist das Projekt eQuiD Teil einer Digitalisierungsstrategie der Stadt Lugano. «Das Projekt soll zu einem bewussten Umgang mit Computern beitragen und die Solidarität fördern», sagt Monica Aliprandi. Das ist auch der Grund, warum die Computer nicht verschenkt werden, sondern im Besitz der Stadt bleiben.
«Als öffentliche Verwaltung glauben wir fest an das Projekt eQuiD und an alle Aktivitäten, die darauf abzielen, den bewussten Umgang mit Technologie zu schulen und dafür zu sensibilisieren.»
Robert Bregy, Initiator des Projekts in seiner Funktion als Leiter des Lugano Living Lab und Stadtschreiber von Lugano, betont: «Als öffentliche Verwaltung glauben wir fest an das Projekt eQuiD und an alle Aktivitäten, die darauf abzielen, den bewussten Umgang mit Technologie zu schulen und dafür zu sensibilisieren. Lugano drängt auf Innovation und digitale Transformation und will gleichzeitig allen die Möglichkeit und die Werkzeuge geben, diese Technologien besser zu verstehen und zu nutzen, um den Veränderungen in unserer Gesellschaft zu begegnen und den Herausforderungen, die die Zukunft noch für uns bereithält, mit Zuversicht entgegenzuschauen.»
Kompetenzen der Bevölkerung fördern
In diesem Zusammenhang hat die Stadt einen Dienst namens «Digital Point» eingerichtet, um die Autonomie und Kompetenzen der Bevölkerung zu fördern. Es handelt sich um einen Treffpunkt, an dem Studierende der nahegelegenen Università della Svizzera italiana (USI) kostenlos Bürgerinnen und Bürgern Hilfe anbieten, «die lernen wollen, wie man Lösungen für digitale Alltagsprobleme findet». Einige Beispiele: Probleme mit E-Mail- und Passwortverwaltung, mit QR-Code-Zahlungen oder Onlineshopping.
Während der Semester ist der Digital Point zweimal wöchentlich geöffnet, am Mittwoch- und am Samstagvormittag. Wer Interesse hat, muss einen Termin vereinbaren. In diesem Fall erstreckt sich die Zusammenarbeit zwischen den Sozialdiensten der Stadt Lugano und dem Lugano Living Lab auf die Universität. Der Digital Point dient nur dazu, punktuelle Probleme des täglichen Lebens zu lösen, er ist nicht als Computerkurs konzipiert. Wer mehr lernen will, kann an einem «Digital Citizenship Workshop» teilnehmen. Der Grundkurs von zehn Sitzungen kostet 150 Franken.
Das Projekt eQuiD ist in der Bevölkerung von Lugano bekannt, und derzeit stehen 91 Personen auf der Warteliste, von denen sich die meisten einen Laptop wünschen.
Warum der Name eQuiD?
Man kann eQuiD auf verschiedene Arten lesen, wobei das «e» für elektronisch und das «quid» für «etwas», etwas Elektronisches, steht. Oder als Verkleinerungsform von Äquidistanz oder «Zwischenposition zwischen zwei Gegensätzen». Diese Erklärung und vieles mehr findet sich auf der dem Projekt gewidmeten Website: www.digitaleconsapevole.ch/equid