
Wie Hallenbäder ihre Energieeffizienz steigern können
Die rund 1900 Hallenbäder in der Schweiz verbrauchen sehr viel Energie – trotz technologischer Fortschritte kaum weniger als in den 1990er-Jahren. Zwar sind bereits viele Hallenbäder energieeffizienter geworden. Doch es besteht weiterhin ein grosses Einsparpotenzial. Wie Gemeinden und Städte als Hallenbadbetreiber den Betrieb optimieren können, zeigt das Beispiel des Hallenbads von Uster (ZH).
Trotz neuer energieeffizienter Technik: Hallenbäder haben heute im Vergleich zu den 1990er-Jahren keinen geringeren Energieverbrauch. Dies steht im Widerspruch zu den ambitionierten Klimazielen sowie den steigenden Energiepreisen. Die Ursachen für den hohen Verbrauch liegen vor allem in der Zunahme von Wasserattraktionen und Wellnessbereichen, in höheren Komfortstandards wie gestiegenen Wassertemperaturen und in den grösseren Besucherzahlen. Umso wichtiger ist es, gezielt Effizienzmassnahmen zu ergreifen.
Die grössten Energieverbraucher in Hallenbädern sind die Erwärmung und Umwälzung des Badewassers (ca. 35 Prozent), die Lüftung beziehungsweise Klimaanlage (ca. 35 Prozent) sowie das Brauchwarmwasser (ca. 10 Prozent). Wie lässt sich hier ansetzen? Das übergeordnete Ziel muss es sein, die Energieeffizienz zu steigern, ohne den Nutzen zu mindern. Dabei empfiehlt sich ein dreistufiger Ansatz: Zunächst sollte eine energetische Betriebsoptimierung erfolgen, anschliessend können Teilinvestitionen in energieeffizientere Anlagenteile und Geräte getätigt werden, und schliesslich sollten Sanierungen sowie Erneuerungen in Angriff genommen werden. Die Reihenfolge der Massnahmen ist entscheidend: Zuerst sollte durch Optimierungsmassnahmen die Bezugsenergie gesenkt und erst danach auf erneuerbare Energien umgestellt werden.
Die Betriebsoptimierung
Die Betriebsoptimierung ist ein fortlaufender Prozess, der nur minimale oder gar keine Investitionen benötigt. Eine umfassende Detailanalyse erfasst den Energiebedarf je Zone sowie den Betrieb der Anlagen. Messungen und Auswertungen decken das Einsparpotenzial auf. Auf dieser Basis werden fortlaufend Anpassungen vorgenommen. Bei der Lüftung und Klimatisierung können zum Beispiel die Betriebszeiten angepasst und die Entfeuchtung optimiert werden, im Badewasserkreislauf können die Attraktionsbetriebszeiten optimiert oder Frequenzumrichter für die Badewasserpumpen eingesetzt werden. Praxisbeispiele zeigen, dass die Energieeffizienz mit solchen Massnahmen um rund 15 bis 25 Prozent gesteigert werden kann. Darüber hinaus liefert ein Betriebsoptimierungsprojekt wertvolle Informationen für zukünftige Sanierungsprojekte und erleichtert deren Planung.
Strukturiertes Vorgehen
Die energetische Betriebsoptimierung folgt einem strukturierten Vorgehen:
1. Analyse: Untersuchung der Anlagen, Erfassung des Energieverbrauchs und Identifizierung von Schwachstellen.
2. Planung: Erstellung eines priorisierten Massnahmenkatalogs und Festlegung von Einspar- und Effizienzzielen.
3. Implementierung: Umsetzung der Massnahmen, Koordination der Beteiligten und Überwachung der Effektivität.
4. Überprüfung und Anpassung: Bewertung der Einsparungen, Anpassung der Massnahmen und Dokumentation der Ergebnisse.
5. Langfristige Sicherstellung: Schulung des Personals, regelmässige Kontrollen sowie fortlaufende Überwachung und Anpassung.
6. Langfristige Massnahmen: Vorschläge für mittel- bis langfristige Investitionen, um nachhaltige Effizienzsteigerungen zu gewährleisten.

Hallenbad Uster: mit gutem Beispiel voran
Die Stadt Uster (ZH) setzt Massstäbe im Bereich der Energieeffizienz. Nach der umfassenden Sanierung und Wiedereröffnung des Hallenbads Buchholz im Jahr 2016 hat die Stadt kontinuierlich in energiesparende Massnahmen investiert. «Keine einfache Aufgabe, denn das Hallenbad Buchholz ist eine sehr grosse und sehr komplexe Anlage», wie Alexandra Frick, Leiterin Leistungsgruppe Sportanlagen bei der Stadt Uster, erklärt. «Für die Umsetzung von Betriebsoptimierungen ist es eine zusätzliche Herausforderung, dass die verschiedenen Bestandteile der Badewassertechnik aus unterschiedlichen Zeiten stammen.» Ein konkretes Beispiel für eine Optimierung ist die Wärmeerzeugung im Hallenbad, bei der die Turnhalle sowie das angrenzende Betriebsgebäude über eine Fernwärmeleitung miteinander verbunden sind. Darüber hinaus plant die Stadt eine umfassende Optimierung der Heizungsunterstationen, um die Energieeffizienz auf diesem Gebiet weiter zu steigern.
Ein weiterer bedeutender Schritt war der Abschluss einer Zielvereinbarung mit der Energieagentur der Wirtschaft (EnAW). «Die Stadt Uster engagiert sich seit vielen Jahren für eine verantwortliche Klima- und Energiepolitik. Wir sind stolz, dass wir mit dem Label ‹Energiestadt Gold› ausgezeichnet wurden, und wollen diesen Weg beharrlich weiterverfolgen», sagt Alexandra Frick dazu. «Die Energieagentur der Wirtschaft begleitet und unterstützt uns dabei, die Energie- und Ressourceneffizienz weiter zu steigern, Kosten zu senken und durch konkrete Massnahmen aktiv zur Reduktion von CO2 beizutragen.»

«Die Stadt Uster engagiert sich seit vielen Jahren für eine verantwortliche Klima- und Energiepolitik. Wir wollen diesen Weg beharrlich weiterverfolgen.»
Ressourcen
Das Bundesamt für Energie stellt eine umfassende Liste von Massnahmen zur energetischen Betriebsoptimierung in Hallenbädern zur Verfügung. Für Neubauten und Sanierungen gelten die Zusatzanforderungen gemäss der Version 2020 von Minergie Schweiz.
Die Energieagentur der Wirtschaft (EnAW) bietet Unterstützung für ein effizientes Energiemanagement. Die Zielvereinbarung zur Umsetzung von Energiemassnahmen innerhalb von zehn Jahren ist die Grundlage für die Rückerstattung der CO2-Abgabe sowie des Stromnetzzuschlags. Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich rentabel.
