Der letztjährige Recyclingkongress.

Wie verändern politische Rahmenbedingungen und KI die Recyclingbranche?

07.12.2025
12 l 2025

Der Recyclingkongress 2026 von Swiss Recycle und dem Schweizerischen Verband Kommunale Infrastruktur (SVKI) bringt die Schweizer Kreislaufwirtschaft zusammen. Im Zentrum stehen am 30. Januar 2026 in Biel zwei grosse Themenblöcke: die aktuellen Veränderungen bei den politischen Rahmenbedingungen sowie der Einfluss der künstlichen Intelligenz in der Recyclingbranche. Abgeschlossen wird der Branchenanlass mit der Verleihung des jährlichen Circular Award.

Der Recyclingkongress 2026 von Swiss Recycle und dem Schweizerischen Verband Kommunale Infrastruktur (SVKI) versammelt erneut die wichtigsten Akteurinnen und Akteure der Schweizer Recycling- und Entsorgungsbranche.  Der etablierte Branchentreff bietet Orientierung in einer Zeit, in der sich politische Vorgaben, technologische Möglichkeiten und gesellschaftliche Erwartungen rasch weiterentwickeln.

Im Zentrum der Ausgabe 2026 stehen zwei Themenfelder, die den Dialog der Branche prägen: politische Rahmenbedingungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und der praktische Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Branche. Zudem wird anhand von Fachreferaten ein Blick auf aktuelle Herausforderungen im Markt geworfen und neuen Innovationen eine Plattform geboten.

Politische Weichenstellungen und Vorbereitung zur Wiederverwendung 

Die Revision des Umweltschutzgesetzes (USG) und verschiedene laufende Regulierungsentwicklungen auf europäischer Ebene setzen neue Leitplanken für Ressourcenschutz und Abfallwirtschaft. Im Eröffnungsinput ordnet Christiane Wermeille vom Bundesamt für Umwelt die kommenden politischen Vorgaben ein und zeigt auf, welche neuen Verpflichtungen und Chancen auf die Branche zukommen.

Besonderen Raum erhält im Anschluss die Podiumsdiskussion «Vorbereitung zur Wiederverwendung», die am konkreten Beispiel der Elektroaltgeräte die Herausforderungen aufzeigt, die sich bei Sammlung, Sortierung und Reparierbarkeit ergeben. Vertretende entlang der gesamten Wertschöpfungskette diskutieren, wie bestehende Prozesse angepasst werden müssen und welche Infrastruktur es braucht, um Wiederverwendung in der Praxis zu stärken.

Auch die europäische Entwicklung – insbesondere die Ausweitung der Reparaturpflicht und die Ökodesign-Verordnungen im Bereich Reparierbarkeit – wird in diesem Kontext von Wojtek Sitarz von der Europäischen Kommission beleuchtet und mit der Situation in der Schweiz verglichen. 

Künstliche Intelligenz: Potenziale und Realitäten der Branche

Ein zweiter Schwerpunkt richtet den Blick auf die Frage, wie weit die Digitalisierung und insbesondere die künstliche Intelligenz (KI) die Recyclingbranche bereits verändert haben. Vertreterinnen und Vertreter von Sortiertechnologie, Abfallbewirtschaftung und Forschung zeigen anhand konkreter Beispiele, wo KI heute schon eingesetzt wird – etwa bei der Erkennung von Fehlwürfen, der Optimierung von Sortierprozessen oder der datenbasierten Analyse von Stoffströmen.

Im Podium diskutieren Fachpersonen, wie realistisch der Einsatz von KI in kleineren Betrieben ist, welche Investitionen nötig sind und welche Anwendungen tatsächlich einen Mehrwert bringen. Die Diskussion spannt den Bogen von bestehenden Pilotprojekten über praktische Hürden bis hin zur Frage, wie KI künftig helfen kann, Recyclingquoten zu steigern und Qualitätsschwankungen zu reduzieren.

Ein Blick über die Landesgrenzen nach Deutschland ermöglicht zudem eine Einschätzung, wo die Schweiz im internationalen Vergleich steht – und wo sie technologisch noch aufholen kann.

Expertengespräch rund um Grüngut und Verleihung des Circular Award

Im abschliessenden Teil des Kongresses rückt ein weiteres Kernthema der Branche ins Zentrum: die zunehmende Belastung von Grüngut durch Fremdstoffe. Im Expertengespräch diskutieren Fachpersonen wie Martin Leuenberger von der Leureko AG, wie die Branche mit steigenden Fremdstoffen umgeht und welche Massnahmen Wirkung zeigen.

Den feierlichen Schlusspunkt setzt anschliessend die Verleihung des Circular Award, der innovative Projekte auszeichnet, die einen messbaren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Von 23 Bewerbenden wurden die folgenden drei Projekte von einer Fachjury als Finalisten erkoren:

«Textile Innovationen» – CLIMATEX AG

«Zirkuläre Lithiumionenakkus» – Evolium Technologies SA

«KIBECO Cleancrete Oulesse – zementfreier Beton» – KIBAG

Das Publikum kürt den Gewinner oder die Gewinnerin direkt vor Ort – ein inspirierender Abschluss, der zeigt, wie vielfältig und praxisnah Innovationskraft in der Branche gelebt wird. Der Recyclingkongress 2026 bietet damit nicht nur fachliche Einordnung und konkrete Praxisbeispiele, sondern auch Raum für Austausch, Vernetzung und Inspiration.

Swiss Recycle

Swiss Recycle ist das Kompetenzzentrum für Recycling und Kreislaufschliessung in der Schweiz. Der nicht gewinnorientierte Verein vereint die Schweizer Recyclingsysteme als Mitglieder unter einem Dach und fokussiert auf Siedlungs- und Industrieabfälle. Als Impulsgeber, Enabler und Vernetzer ermöglicht Swiss Recycle eine übergeordnete Kommunikation, schafft einheitliche Standards, fördert Innovationen und bringt Akteure entlang der Wertschöpfungskette zusammen, um Materialkreisläufe wirksam zu schliessen. Über das Recycling hinaus integriert Swiss Recycle weitere Re-Strategien wie Rethink, Reuse und Repair – und treibt so die Transformation von der linearen Wirtschaft zur funktionierenden Kreislaufwirtschaft voran. 

Schweizerischer Verband Kommunale Infrastruktur (SVKI)

Der Schweizerische Verband Kommunale Infrastruktur (SVKI) setzt sich als Sektion des Schweizerischen Städteverbandes und Partner des Schweizerischen Gemeindeverbandes für das nachhaltige Management und den langfristigen Erhalt dieser Anlagen ein. Der SVKI beeinflusst die nationale Politik, ermöglicht den Erfahrungsaustausch unter Fachleuten, publiziert praxisorientierte Hilfsmittel, informiert und bietet ein breites Spektrum an Weiterbildungsveranstaltungen.

Viviane Pfister
Swiss Recycle