Der neue Modulbau für die Geflüchteten in Fehraltorf (ZH).

Wohnräume für Menschen auf der Flucht

13.05.2025
5 l 2025

Die Unterbringung von Flüchtlingen stellt zahlreiche Schweizer Gemeinden vor Herausforderungen: Viele Menschen müssen rasch untergebracht werden – und dies in einer Zeit, in der freie Wohnungen ein rares Gut sind. Wir stellen zwei Gemeinden vor, die unterschiedliche Lösungen für das Bereitstellen von Flüchtlingsunterkünften gefunden haben.

Die bestehenden Lösungen für Asylsuchende in Fehraltorf (ZH) waren nicht mehr tragbar und belasteten die Gemeindekasse stark. Wie Christof Bögli, Gemeinderat mit dem Ressort Vorstand Bau- und Liegenschaften, berichtet, war der bestehende Containerbau stark sanierungsbedürftig und musste wegen des Ausbaus der Abwasserreinigungsanlage weichen; zudem mietete die Gemeinde verschiedene Wohnungen, um die Menschen unterzubringen. «Die Kosten für die gemieteten Wohnungen nahmen ein immer grösseres Ausmass an, sodass wir uns gezwungen sahen, nach einer neuen, tragfähigeren und vor allem langfristigen kostengünstigeren Lösung zu suchen.»

Flexibler Modulbau

Aus dieser Notsituation heraus entstand das Projekt für einen Holzmodulbau, der 2020 auf dem Grundstück «Undermüli», das im Besitz des Zweckverbandes ARA Fehraltorf-Russikon ist, realisiert wurde. Der kompakte vierstöckige Wohnbau bietet für mindestens 44 Personen in Zweierzimmern Platz. Bei rückläufigen Asylquoten werden die Wohnräume auch weiteren hilfsbedürftigen Personen wie Sozialhilfeempfängern in Not zur Verfügung stehen. Der Neubau soll möglichst flexibel auf unterschiedliche Bedürfnissituationen reagieren können. Deshalb wurde bei den Grundrissen der Wohnungen auf die Adaptierbarkeit der Wohnungsgrössen für Klein- oder Grossfamilien sowie für Wohngemeinschaften Wert gelegt. Über zuschaltbare Zimmer können so die Wohnungen zu 2-Zimmer-Wohnungen verkleinert oder zu 4-Zimmer-Wohnungen vergrössert werden. Dies mit einer Belegung von jeweils zwei bis sechs Personen pro Wohnung. «Dank der flexiblen Einteilung lässt sich die Aufnahmekapazität der Wohnungen je nach Bedarf sogar verdoppeln», ergänzt Christof Bögli.

Der neue Modulbau für die Geflüchteten in Fehraltorf (ZH).

Blick in eine Küche des Modulbaus.

Die Wohnungen können vergrössert und verkleinert werden.

Schränke dienen als Raumteiler.

Weiter wurden unterschiedliche Aufenthaltsbereiche geschaffen, um das Zusammenleben möglichst angenehm zu gestalten. Bei den Schlafzimmern wurde ein Schrankmöbel als Raumtrennung konzipiert, was eine minimale Privatsphäre ermöglicht und gleichzeitig Stauraum bietet. Für die gemeinschaftlich genutzten Räume wurden zudem drei Metallcontainer der ehemaligen Wohnsiedlung versetzt. Sie bilden gemeinsam mit einem kleinen Holzpavillon einen Begegnungsort für die Geflüchteten und die Anwohnenden.

«Dank der flexiblen Einteilung lässt sich die Aufnahmekapazität der Wohnungen je nach Bedarf sogar verdoppeln.»

Christof Bögli, Gemeinderat Fehraltorf (ZH)

Weitere Wohnungen und Pfarrhaus gemietet

Die Kosten für das Modulgebäude belaufen sich laut Christof Bögli auf rund 3,6 Millionen Franken. «Fürs Erste hat sich die Situation für unsere Gemeinde somit entschärft. Trotzdem kommen wir zurzeit nicht darum herum, weitere Wohnungen zu mieten, weil eine Durchmischung zusammen mit einer hohen Belegungsdichte von Frauen, Männern, Kindern und verschiedenen Ethnien im gleichen Haus nicht in jedem Fall sinnvoll ist.» Als Ergänzung zum neuen Modulgebäude mietete die Gemeinde aktuell ein leer stehendes Pfarrhaus. Ausserdem besteht laut Christof Bögli die Möglichkeit, das Modulgebäude bei Bedarf zu erweitern. Dies sei im Moment jedoch nicht geplant.

Unterkunft im «Rosentirli»

In Fiesch (VS) stellen die Gemeinde und das Sport Resort zusammen mit dem Eigentümer des Gebäudes «Rosentirli», dem Roten Kreuz in Luxemburg, eine Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung. Das Gebäude stand bisher leer und sollte verkauft werden – allerdings ohne Erfolg. «Das Rote Kreuz in Luxemburg gab uns die Erlaubnis, das Gebäude für Flüchtlinge zu nutzen. Nun bietet das Haus Platz für bis zu 60 Personen», berichtet Bruno Margelisch, Gemeindepräsident von Fiesch. Pro Person und Nacht wird dem Roten Kreuz ein Franken als Unkostenbeitrag überwiesen; dies ergibt aktuell 42 000 Franken pro Jahr. Die Kosten werden laut Bruno Margelisch vom Kanton gedeckt.

«Für uns als Gemeinde ist dies eine gute Lösung.»

Bruno Margelisch, Gemeindepräsident Fiesch (VS)

Frauen und Familien

«Für uns als Gemeinde ist dies eine gute Lösung», zeigt sich der Gemeindepräsident überzeugt. Auf diese Weise könne das leer stehende Gebäude sinnvoll genutzt werden. Weil ausschliesslich Frauen und Familien mit Kindern im Gebäude wohnen, habe es aus der Bevölkerung kaum Widerstand oder Kritik gegenüber dem Projekt gegeben. Inzwischen sind offenbar auch Frauen und Familien aus Afghanistan und der Türkei im «Rosentirli» untergebracht. Den Geflüchteten werden im Flüchtlingsheim und im Sport Resort Praktikums- und Arbeitsstellen angeboten, zum Beispiel in der Reinigung oder in der Küche. Die Arbeitseinsätze werden durch den Kanton begleitet. Laut Barbara Moosmann, Direktorin vom Sport Resort Fiesch, funktioniert die Zusammenarbeit gut.

Fabrice Müller
Freier Mitarbeiter