Impressionen des Zukunfts-Kafis in der Aargauer Gemeinde Windisch.

«Zäme läbe» – Miteinander der Generationen in Windisch

05.10.2023
10 l 2023

Die Ergebnisse des Zukunfts-Kafis in der Gemeinde Windisch (AG) sind diesen Frühling präsentiert worden. In einem zwölfmonatigen Beteiligungsprozess wurden in kreativer Atmosphäre Generationenprojekte diskutiert und angestossen.

Das Zukunfts-Kafi ist eine vom Verein «OstSinn – Raum für mehr» in der Schweiz entwickelte Methode, um generationenverbindende Projekte auf kommunaler Ebene zu ermöglichen und umzusetzen. Der sichtbarste Teil ist eine halbtägige Veranstaltung – das Zukunfts-Kafi selbst. Die entstehenden Generationenprojekte sind vielfältig, lokal verankert, nutzen bestehende Ressourcen und wachsen durch Partizipation der Beteiligten.

Das 12. Zukunfts-Kafi fand 2022 bis 2023 in der Aargauer Gemeinde Windisch statt. In Windisch leben aktuell vier Generationen. Das Zusammenleben stellt dabei oft eine Herausforderung dar: Menschen aus verschiedenen Generationen nutzen oftmals nicht dieselben Begegnungsorte oder gehen sich gar aus dem Weg. Dabei ist das gegenseitige Lernen von älteren und von jüngeren Menschen sehr bereichernd und bringt Zusammenhalt in eine Gemeinschaft.

«Mit dem Zukunfts-Kafi in Windisch wollten wir die Herausforderung des demografischen Wandels gemeinsam mit der Bevölkerung aktiv angehen, die Solidarität zwischen den Generationen und die Attraktivität von Windisch als Wohnort fördern», sagt Stefan Wagner, Gemeindeschreiber und Initiant des Zukunfts-Kafis in der Gemeinde Windisch.

«Mit dem Zukunfts-Kafi in Windisch wollten wir die Herausforderung des demografischen Wandels gemeinsam mit der Bevölkerung aktiv angehen.»

Stefan Wagner, Gemeindeschreiber Windisch (AG)

Spurgruppe bereitet Kafi vor

Zum Start des rund einjährigen Prozesses wird jeweils eine Spurgruppe mit Vertretenden aus verschiedenen Bevölkerungs- und Altersgruppen gebildet. Etwas über 20 Personen haben sich in der Windischer Spurgruppe engagiert. Diese unterstützt und begleitet in drei Sitzungen bei der Vor- und Nachbereitung des Zukunfts-Kafis vor Ort.

«Eine aktive und engagierte Spurgruppe trägt wesentlich zum Erfolg des Zukunfts-Kafis in einer Gemeinde bei. Die Mitglieder nehmen eine wichtige Rolle als Multiplikatorinnen oder Multiplikatoren in der Gemeinde ein und animieren Menschen aus ihrem Umfeld, sich am Zukunfts-Kafi mit freiwilligem Engagement für eine lebendige Gemeinde einzusetzen», sagt Delia Imboden, externe Prozessbegleiterin des Zukunfts-Kafis von der Berner Agentur ProjektForum.

Konkrete Ideen entwickeln

Am 12. November 2022 nehmen rund 70 Teilnehmende aus allen Generationen am Zukunfts-Kafi in Windisch teil. Die Teilnehmenden diskutieren in verschiedenen Kleingruppen, was für ein gelingendes Miteinander wichtig ist, wo Handlungsbedarf besteht und welche Themen konkret angepackt werden sollen. Danach werden die Themen priorisiert und in einem Ideensprint anhand spezifischer Fragestellungen zu Ideenskizzen konkretisiert. Darunter finden sich Ideenskizzen für ein Jugendparlament, attraktive Velorouten in Windisch, Konzerte auf dem Campusplatz der Fachhochschule, ein regelmässiger Treffpunkt für Jung und Alt sowie die stärkere Bewerbung des Gemeindenewsletters mittels einer App. 

«Am Zukunfts-Kafi entsteht ein Stimmungsbild vom Zusammenleben in der Gemeinde. Nach einem halben Tag intensiver Diskussionen stand fest, dass Windisch grundsätzlich gut aufgestellt ist und wo konkreter Handlungsbedarf aus Sicht der Teilnehmenden besteht», erklärt Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin von Windisch.

In den Monaten nach dem Zukunfts-Kafi werden die Projektideen von den verschiedenen Projektgruppen teils in Eigenregie, teils mit konkreter Unterstützung der Gemeinde bis zur Umsetzungsreife konkretisiert und den zuständigen Behörden und Organisationen vorgelegt.

«Am Zukunfts-Kafi entsteht ein Stimmungsbild vom Zusammenleben in der Gemeinde.»

Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin Windisch (AG)

«Die Unterstützung in der Konkretisierungsphase, eine proaktive und offene Haltung und die Mitwirkung seitens der Politik und der Verwaltung sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für die hohe Umsetzungsqualität der Projekte aus dem Zukunfts-Kafi», betont Stefan Tittmann, Moderator vom Zentrum für Gemeinden der Ostschweizer Fachhochschule, der zusammen mit Delia Imboden das Zukunfts-Kafi als externe Fachperson begleitet.

Gemeinde vernetzt und unterstützt

Ende April 2023 findet die Ergebnispräsentation statt. «Bei den Projektideen ‹Förderung des Langsamverkehrs›, ‹Kommunikation› und ‹Einbindung von Kindern und Jugendlichen› war der Gemeinde Windisch der Handlungsbedarf schon länger bekannt. Durch das Zukunfts-Kafi fanden wir motivierte Personen aus der Bevölkerung, die jetzt in verschiedenen Gremien aktiv mitarbeiten und sich mit ihren Ideen einbringen», erklärt Stefan Wagner die Beteiligung seitens der Gemeinde. Bei weiteren Projekten wie dem «Aufbau eines regelmässigen Treffpunkts» und der «Aufwertung der Windischer Plätze» gibt die Gemeinde Windisch Hilfestellungen anderer Art: Sie vernetzt mit zuständigen Stellen in der Verwaltung, bietet Unterstützung im administrativen Bereich und bei der Werbung an, stellt bei Bedarf Räumlichkeiten für Sitzungen zur Verfügung und prüft im Rahmen der Budgetierung eine mögliche finanzielle Unterstützung von Projekten.

Auch Heike Bauer-Brösamle, Teilnehmerin am Zukunfts-Kafi und Ansprechperson der Arbeitsgruppe «Treffpunkt», ist zufrieden mit den Resultaten: «Mit dem ‹Mikado› konnten wir gemeinsam mit unserer Arbeitsgruppe einen neuen Begegnungsort in Windisch ins Leben rufen, der jeweils am Mittwochabend ab 17 Uhr geöffnet ist und von der Bevölkerung für die Bevölkerung betrieben wird. Dort bietet sich Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen, zum Austausch, zum gemeinsamen Spielen, einfach zur Geselligkeit. Es ist jetzt schon ein voller Erfolg! Wir sind gespannt, was sich in den kommenden Monaten hieraus noch alles entwickeln wird. Wir freuen uns auf Anregungen unserer Gäste.»

Mehr Informationen zum Zukunfts-Kafi

2014–2017: Fünf Gemeinden in der Ostschweiz führen ein Zukunfts-Kafi als Pilotprojekt durch. Entwickelt wird das Modell durch den Verein «OstSinn – Raum für mehr», unterstützt durch die Generationenakademie von Migros-Kulturprozent.

2018–2021: Zwei Gemeinden führen ein Zukunfts-Kafi im Kanton Aargau durch. Begleitet werden sie durch ProjektForum und die Generationenakademie von Migros-Kulturprozent, unterstützt wird dieser Transfer vom Kanton Aargau und von der Gesundheitsförderung Schweiz. Vor dem Hintergrund der Pandemie führt die Aargauer Gemeinde Ehrendingen das erste virtuelle Zukunfts-Kafi in der Schweiz durch.

2022–2023: Nach dem Projektabschluss der Generationenakademie durch Migros-Kulturprozent werden die Prozesse neu durch ProjektForum gemeinsam durch das OZG Zentrum für Gemeinden der OST – Ostschweizer Fachhochschule begleitet, unterstützt durch den Kanton Aargau und Gesundheitsförderung Schweiz.

2024: Das Modell Zukunfts-Kafi geht mit Unterstützung von Engagement Migros in eine Skalierungsphase.

Delia Imboden
ProjektForum