Mehrere Projekte mit Mehrwegflaschen sind derzeit am Laufen.

Zweckverbände plädieren für Mehrwegflaschen

12.04.2025
4 l 2025

Der Schock war gross in der Romandie, als der Vetropack-Konzern im letzten Frühling die Schliessung seiner Glasflaschenfabrik in Saint-Prex (VD) ankündigte. Beschäftigte und Politiker aller Couleur kämpften für den Erhalt der 1911 gegründeten Fabrik, jedoch ohne Erfolg. Inzwischen wurde die Fabrik geschlossen. Für die Gemeinden ändert sich vorerst wenig. Zweckverbände setzen sich nun verstärkt für Mehrwegflaschen ein.

Mit der Schliessung von Vetropack in Saint-Prex (VD), der letzten Schweizer Glasflaschenfabrik, Ende Juni 2024 ändert sich vorerst nichts für die Gemeinden der Region, zumindest nicht mit Blick auf die Logistik. «Die Einwohnerinnen und Einwohner können ihr Altglas weiterhin in die Mulden und Container ihrer Gemeinde bringen, und die Gemeinden liefern es wie bisher auf das Gelände von Vetropack», sagt Didier Christen, Direktor des Zweckverbandes SADEC, dem 59 Waadtländer Gemeinden am Genfersee angehören. Denn Vetropack hat in Saint-Prex nur den Bereich der Verarbeitung von Altglas zu neuen Flaschen geschlossen.

Vetropack liefert das Altglas dann per Bahn oder Lastwagen zur Verarbeitung in seine Fabriken in Kremsmünster und Pöchlarn, in Österreich sowie in Boffalora sopra Ticino in Italien. Von den 300'000 Tonnen Altglas, die in der Schweiz pro Jahr gesammelt wurden, verarbeitete Vetropack in Saint-Prex jeweils 100'000 Tonnen zu neuen Flaschen.

«Bereits bisher wurde das in der Schweiz anfallende Altglas mehrheitlich im Ausland verarbeitet, nur gut 45 Prozent wurden in der Schweiz verwertet, davon etwa 30 Prozent durch die Vetropack», erklärte der Bundesrat in seiner Antwort auf eine Motion, mit der Ständerat Pierre-Yves Maillard (SP) im Juni 2024 die Schaffung einer Wertschöpfungskette für rezykliertes Glas in der Schweiz forderte. «Ob ein Unternehmen in der Schweiz Altglas rezykliert oder nicht, ist eine privatwirtschaftliche Entscheidung», schrieb der Bundesrat weiter.

Die VEG bleibt

Auch die vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG), welche Hersteller und Importeure seit 2002 auf Glasflaschen bezahlen, bleibt bestehen, wie Philipp Suter sagt. Er ist Mandatsleiter VetroSwiss des Unternehmens ATAG Wirtschaftsorganisationen. Die Geschäftsstelle VetroSwiss wird im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU) von der ATAG Wirtschaftsorganisationen geführt, sie erhebt und verwaltet die VEG. In der Schweiz sind die Gemeinden für das Glasrecycling zuständig und die VEG leistet einen Beitrag an die Kosten der Altglassammlung.

Mit dieser vorgezogenen Recyclinggebühr kommen die eigentlichen Verursacher für diese Kosten auf. Dieses Prinzip, dass Händler oder Käufer von Verpackungen und Gütern, die einmal zu Abfall werden, auch für deren Entsorgung aufkommen, ist im Umweltschutzgesetz verankert.

Die Zweckverbände wollen Mehrwegglas fördern

SADEC sensibilisiert die Gemeinden, Mehrwegflaschen zu fördern. Die Flaschen können in 20 Minuten bei 80 Grad gewaschen werden. Dagegen dauert das Einschmelzen von Glas für die Herstellung von neuen Flaschen 24 Stunden bei 1500 Grad und benötigt damit sehr viel mehr Energie, wie Christen ausführt.

Zur Förderung von Mehrwegflaschen unterstützt SADEC das Unternehmen Bottle Back, ein Kollektiv von derzeit 40 Winzerinnen und Winzern, das die Flaschen waschen und wiederverwenden will und eben seine Pilotphase abgeschlossen hat. SADEC hat ihnen nun einen Zuschuss von 7000 Franken bezahlt, damit sie ihr Projekt vorantreiben können. Bottle Back konzentriert sich zurzeit auf Weinflaschen und möchte auf ein Pfand verzichten.

Auch der Zweckverband STRID in Yverdon-les-Bains, dem 62 Gemeinden angehören, befürwortet Mehrwegflaschen, wie Direktor Jean Paul Schindelholz sagt. «Wir starten diesen Frühling im Norden des Kantons Waadt ein Pilotprojekt zur Flaschenrückgabe mit der Bierbrauerei Dr. Gab’s in Puidoux (VD).» Ein Pfand ist dabei nicht geplant. Die Brauerei verkauft ihre Bierflaschen unter anderem an Coop.

Inzwischen sind am 1. Januar 2025 die meisten Gesetzesänderungen aus der parlamentarischen Initiative 20.433 «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» in Kraft getreten. Das Parlament hatte diese Initiative am 15. März 2024 verabschiedet. Neu werden die wichtigen Grundsätze der Ressourcenschonung und der Kreislaufwirtschaft gesetzlich verankert. So geht etwa das Recycling der Verbrennung grundsätzlich vor. Der Bundesrat wird demnächst einen Vorschlag für die Wiederverwertung von Glasflaschen in die Vernehmlassung schicken, wie das BAFU auf Anfrage mitteilte.

Annegret Mathari
Freie Mitarbeiterin